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Literatur

Philipp Winkler: "Hool"

Sabine Peschel
9. Oktober 2018

Er gibt Männern eine Sprache, die sonst nur die Fäuste sprechen lassen. In seinem Debütroman nimmt Winkler uns mit in die Kampfzone. Doch wer sind diese Hooligans? Winkler zeigt die Innensicht eines Außenseiters.

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Philipp Winkler
Bild: Imago/Hartenfelser

"Ich wärme meinen neuen Zahnschutz in der Hand an." Philipp Winklers Debütroman führt schon mit dem ersten Satz in eine Welt, die man eigentlich nur kennenlernt, indem man zu ihr gehört. Die Innenwelt von Hooligans, in diesem Fall Hannoveraner Hools.

Winkler erzählt die harte Welt von Heiko Kolbe und seinen Blutsbrüdern ausschließlich aus Heikos Sicht: von rauschhaften Kämpfen, zu denen sich seine Gruppe mit anderen Hooligan-Gruppen nachts im Wald verabredet. Von den großspurigen Sprüchen seines Onkels Axel, der in seinem Fitness-Studio gescheiterten Kampfsportlern, koksenden Bikern und rechten Glatzen einen Tummelplatz bietet. Vom saufenden und pissenden Vater, seiner nach Bürgerlichkeit lechzenden Schwester und der verschwundenen Mutter. Von Hundekämpfen, einem Geier und menschlichen Wracks. Aber auch von unverbrüchlicher Liebe wie der zum Fußballverein Hannover 96, zu den Freunden und einem Toten.

"Hool" von Philipp Winkler

Eine Welt in authentischem Sound

"Ich hätte einfach nie auf Kais dämlichen Vorschlag eingehen sollen. Dann wären wir nie nach Braunschweig gefahren. Er würde nicht wie ein Häufchen Elend in so einem Krankenhauspapierbett versinken. Halbblind. Ulf wäre immer noch einer von uns. So richtig einer von uns. Ich wäre nicht unten durch bei meinem Onkel. Diese ganze abgefuckte Scheiße wäre nie passiert, wenn ich einfach nein gesagt hätte."

Winklers Sound ist authentisch: Es ist die Welt und die Sprache von Außenseitern. Immer todtraurig, hoffnungslos poetisch, manchmal komisch. Und tief unter die Haut gehend.

 

Shortlist Deutscher Buchpreis 2016 - Philipp Winkler, Hool
Einer von sechs Titeln auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Philipp Winkler, "Hool" (2016), Aufbau Verlag

Philipp Winkler wuchs in der Nähe von Hannover auf. Er studierte bis 2012 Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim, veröffentlichte erste Erzählungen und Filmkritiken. Inzwischen lebt er als freier Autor in Leipzig. "Hool" stand als eines von sechs Büchern auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016.