Pflanzen des Jahres 2016
Botanische oder medizinische Organisationen haben folgenden Arten ausgewählt, die bedroht oder beliebt sind und die zumindest 2016 mehr Wertschätzung erfahren sollen.
Bienen lieben sie
Steil aufragende Krone, herzförmige Blätter: Die Winterlinde wächst besonders gut in Mittelgebirgen Mitteleuropas - und dabei sehr langsam. Bis zu 1000 Jahre alt kann sie werden, aber nur bis zu 20 Meter Höhe erreichen. Ihre Blüten duften und lassen sich zu Tee mit schweißtreibender und fiebersenkender Wirkung verarbeiten. Bienen lieben die Winterlinde - und Imker auch für den Blütenhonig.
Dünger ist Gift
Die knallgelbe Wiesenschlüsselblume bekam ihren Namen, weil ihre Blüten so dicht wie Schlüssel an einem Bund zusammenstehen. Der lateinische Name Primula veris verrät, dass sie mit zu den Ersten gehört, die im Frühjahr blühen. Wenn überhaupt, denn durch Überdüngung und intensive Nutzung von Wiesen wird sie zunehmend verdrängt. Auch Schatten kann die Blume des Jahres 2016 nicht vertragen.
Was der Bauer nicht kennt...
…das isst er nicht, besagt ein Sprichwort. In diesem Fall ist der Europäer gemeint, denn hier ist der Kubebenpfeffer nur Gourmets bekannt. Sie schätzen den erst scharfen, dann bitteren Eukalyptus-Geschmack des Gewürzes aus Südostasien. Die Früchte der Heilpflanze lindern Harnwegserkrankungen und chronische Bronchitis. Geräuchert soll Kubebenpfeffer übrigens helfen, Dämonen zu verjagen.
Der feine Unterschied
Kümmel ist nicht gleich Kümmel. Was sich Menschen im Orient vom Kreuzkümmel erhoffen, erwarten Europäer vom milderen Echten Kümmel: nämlich Linderung. Die alte Arzneipflanze hat entblähende Eigenschaften. Dazu werden die Früchte zerkleinert als Öl, Tee oder in Tablettenform eingenommen. Die Samen werden zum Backen und Kochen verwendet. So erspart Kümmel im Gewürzregal den Gang zur Apotheke.
Feuer im Essen
Chilis bringen Schärfe in Eintöpfe, Salate und Grillgerichte und können zu Tränen rühren. Das liegt am Capsaicin. Die eher süßlichen Paprikas in kräftigem rot, gelb oder grün gehören ebenfalls zur Familie der Nachtschattengewächse. Der Mensch hat mehr als 2000 Sorten gezüchtet. Zur Würdigung dieser Vielfalt wurde das Vitamin-C-reiche Gewächs gleich für 2015 und 2016 zum Gemüse des Jahres gekürt.
Einsatzort für Gummistiefel
Geologen nennen ihn Gley. Laien ist der Begriff "Grundwasserboden" geläufiger. Er ist in Senken und Niederungen zu finden. Wer draufsteht, bekommt leicht nasse Füße. Da sich Wasser nah der Erdoberfläche staut, kann Gley als Grünland, nicht aber zum Ackerbau genutzt werden. Denn schwere Landmaschinen würden dem Boden schaden. Auf Gley in Wäldern wachsen Stieleiche, Esche, Hainbuche und Erle.
Zungenbrecher
Lilastieliger Rötelritterling oder Röteltrichterling. Wer denkt sich solche Namen aus? Immerhin: Der champignonartige Pilz ist nicht giftig, aber durch intensive Landnutzung und Überdüngung stark bedroht. Experten warnen vor Verwechslungen mit giftigen Arten wie wohlriechendem Trichterling oder Tigerritterling. Also: im Zweifel besser stehenlassen. Das tut dem Bestand gut und der Gesundheit.
Lichtgestalt
Torfmoose sind wichtig für den Klimaschutz. Die Moorpflanzen speichern CO2 und bilden aus abgestorbenen Pflanzenteilen unter Luftabschluss Torf. Doch in Deutschland wurden 95 Prozent der Moore trockengelegt, um das Land urbar zu machen. Mittleres Torfmoos braucht neben Wasser unbedingt Licht. Im Schatten stirbt der Bodendecker ab. Der Mensch muss daher junge Sträucher im Moor entfernen.
Seltenes Sensibelchen
Orchideen gelten als exotische Schönheiten. Doch unter den 25.000 Arten gibt es auch eher unscheinbare wie den Sommer-Drehwurz. Der braucht besonders viel Aufmerksamkeit. Obwohl streng geschützt, graben Menschen die Blume aus, um sie an anderer Stelle einzupflanzen. Welch ein Frevel! Kann sie doch nur zwischen niedrigen Gräsern in kalkreichen Flachmooren des Alpenvorlandes gedeihen.
Blume des Regenbogens
Ihre Farbenvielfalt ist so groß, dass die Schwertlilie auch Iris genannt wird - nach der Göttin des Regenbogens. Selbst der schwermütige Maler Vincent van Gogh war begeistert von Schwertlilien. Sein Gemälde mit den blau blühenden Iris zählt zu den teuersten der Welt. Doch im Gegensatz zum Bild duften die Exemplare in der Natur, wo die Staude des Jahres den Betrachter erfreut.