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Kritik an Konfuzius-Instituten

19. Januar 2012

An elf deutschen Universitäten gibt es Konfuzius-Institute. Das Geld dafür kommt aus China. Lassen sich deutsche Hochschulen von der Kommunistischen Partei Chinas instrumentalisieren?

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Darstellung des chinesischen Philosophen Konfuzius (551-479 vor Christus). (Foto: dpa)
Chinas Staatsphilosoph Konfuzius (4.-5. Jhdt. V. Chr.), dessen Ausstrahlung sich auch die KP Chinas für ihre „Soft Power“-Strategie zunutze machtBild: picture-alliance/dpa

China setzt seit 2005 ganz bewusst auf die sogenannte "Soft Power": Das Land versucht sich und seine Kultur besonders attraktiv zu präsentieren und so die Köpfe und Herzen der Menschen im Ausland zu gewinnen. Neben dem massiven Ausbau englischsprachiger Propagandakanäle in aller Welt setzt die chinesische Soft-Power-Strategie auf ein weiteres wichtiges Instrument: Die mittlerweile über 370 Konfuzius-Institute weltweit. Hier werden kostengünstige Chinesisch-Sprachkurse angeboten, Vorträge über chinesische Kultur und Wirtschaftsentwicklung gehalten oder Fotoausstellungen über das Reich der Mitte gezeigt. "Es gibt einen großen Bedarf nach dem Erlernen der chinesischen Sprache und des Kennenlernens der Chinesischen Kultur“, sagt Jiang Feng, Leiter der Bildungsabteilung der chinesischen Botschaft in Berlin. Und natürlich dienten die Konfuzius-Institute auch zur Förderung des Austausches auf Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsebene, so Jiang.

Geld aus China für deutsche Hochschulen

Auf den ersten Blick scheinen die Konfuzius-Institute das chinesische Pendant zu den deutschen Goethe-Instituten zu sein. Es gibt allerdings einen gewichtigen Unterschied: Die Goethe-Institute im Ausland sind eigenständige Institutionen. Die Konfuzius-Institute aber sind an ausländische Universitäten angekoppelt. Der Sinologe Jörg-Meinhard Rudolph vom Ostasieninstitut der Fachhochschule Ludwigshafen sieht darin ein Problem. Deutsche Universitäten, so der Tenor des Sinologen, lassen sich in die Soft-Power Strategie der Chinesischen Regierung einspannen.

Plakat in Schanghai: KP Chinas feiert 90jähriges Jubiläum. (Foto:Eugene Hoshiko/AP/dapd)
Chinas traditionsreiche KP hat inzwischen "soft power" entdeckt. Die Kontrolle gibt sie aber nicht aus der Hand.Bild: dapd

Von den zwölf Konfuzius-Instituten in Deutschland werden elf von deutschen Universitäten gemeinsam mit einer chinesischen Partneruniversität und dem Chinesischen Büro für Sprachausbildung betrieben. Das Büro für Sprachausbildung untersteht dem chinesischen Bildungsministerium und somit letztlich der in China allmächtigen Kommunistischen Partei. Finanziert werden die Konfuzius-Institute überwiegend vom chinesischen Staat. Die deutsche Universität stellt die Räume und kommt für weitere Kosten auf. Das Führungspersonal der Konfuzius-Institute in Deutschland besteht in der Regel aus deutschen Chinawissenschaftlern. Immerhin ein Drittel aller Sinologie-Institute in Deutschland betreibt auch ein Konfuzius-Institut.

Wissenschaftliche Unabhängigkeit in Gefahr?

In einem Artikel in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hatte Rudolph die Organisationsstruktur der Konfuzius-Institute scharf kritisiert und damit eine hitzige Debatte ausgelöst. Mitte Januar begegneten sich Befürworter und Gegner dieser Zusammenarbeit im China-Zentrum Hannover: Dort saßen bei einer öffentlichen Diskussionsrunde neben Rudolph und Jiang Feng von der chinesischen Botschaft in Berlin auch Michael Lackner auf dem Podium, Leiter der Sinologie an der Universität Erlangen-Nürnberg und zweiter Vorsitzender des dortigen Konfuzius-Instituts.

Rudolph fürchtet um die wissenschaftliche Unabhängigkeit der deutschen Chinaforschung. Er hält es für inakzeptabel, dass deutsche Universitäten mit höchsten Gremien der intransparenten Kommunistischen Partei Chinas zusammenarbeiten. "Wer diese Zusammenarbeit in einem freien Land unternimmt, muss gut aufpassen, mit wem er zusammenarbeitet und ob er sich nicht abhängig macht." Es sei ein großes Problem, von einer so intransparenten Organisation wie der Kommunistischen Partei Chinas Geld zu nehmen.

Keine demokratische Partei aus Deutschland finanziere ein wissenschaftliches Institut. Von der undemokratischen Kommunistischen Partei Chinas aber nähmen Universitäten Geld an, kritisiert Rudolph. Besonders die Frage, welche Veranstaltungen an Konfuzius-Instituten nicht stattfinden hält Rudolph für spannend. Themen wie Tibet, Taiwan oder das Massaker auf dem Tiananmen-Platz 1989 blieben an deutschen Konfuzius-Instituten ausgeklammert, kritisiert der Sinologe.

Konfuzius-Institute als "Laboratorien"

Michael Lackner, Sinologe, Professor an der Universität Nürnberg-Erlangen (Foto: DW)
Michael Lackner, Sinologe, verteidigt die Konfuzius-InstituteBild: DW / Peschel

Michael Lackner, Leiter der Sinologie an der Universität Erlangen Nürnberg und zweiter Vorsitzender des dortigen Konfuzius-Instituts, weist den Vorwurf direkter Einflussnahme der chinesischen Geldgeber auf das Kulturprogramm zurück. Er bezeichnet die Konfuzius-Institute als "Laboratorien", an denen die deutsch-chinesische Zusammenarbeit erprobt werden könne. Lackner meint sogar, einen gewissen Einfluss der deutschen Universitäten auf die chinesische Seite zu erkennen: "Ich bin mir nicht sicher, ob die Zentrale, das Confucius Institute Headquarter, wirklich eine Vorstellung von dem hat, was chinesische Kultur ist." Insofern könnten deutsche Wissenschaftler durchaus an einer Definition der chinesischen Kultur als Weltkultur mithelfen.

Lackner räumt allerdings ein, dass ein Konfuzius-Institut nicht der richtige Ort für Debatten über Themen wie beispielsweise Tibet sei. Man wolle dem chinesischen Partner nicht vor den Kopf stoßen. Für solch heikle Themen seien die Sinologie-Institute an den Universitäten das passende Forum. Ein wenig scheint da also doch die Schere im Kopf zu drohen.

Autor: Christoph Ricking

Redaktion: Matthias von Hein/HS