Patente Instrumente
Seit rund 200 Jahren sind Tüftler und Erfinder dem perfekten Musikinstrument auf der Spur. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zeigt in der Ausstellung "Patente Instrumente" verblüffende Varianten von Geige & Co.
Suche nach dem perfekten Klang
Kaum zu glauben: Bei allen diesen Instrumenten handelt es sich um Geigen. Dieses Instrument hat es Forschern und Tüftlern besonders angetan - nicht erst, seit Antonio Stradivari im frühen 18. Jahrhundert seine Meistergeigen baute. Die Beschaffenheit des Klangkörpers wurde auf der Suche nach der perfekten Form immer wieder verändert.
Geige oder Gitarre?
Die klassische Geigenform fand der Ingenieur François Chanot ungeeignet. 1818 meldete er daher eine an die Gitarrenform angelehnte Geige zum Patent an. Dann kam der große Moment: Experten vom Pariser Konservatorium konnten nicht unterscheiden, ob sie gerade einer Stradivari oder Chanot-Geige zuhörten. Dennoch konnte sich diese Konstruktion nicht durchsetzen.
Metall in der Birne
Julius Zoller war ein besessener Erfinder. Um dem Geheimnis des perfekten Geigenklangs auf die Spur zu kommen, nahm er sogar seine eigene, überaus wertvolle Geige auseinander. Um 1948 entwarf er diese Birnengeige. Durch die Birnenform könne das Holz besser schwingen, meinte Zoller. Von innen ist das Holz mit einer dünnen Metallfolie überzogen.
Extra laut…
… erklingt diese Geige. Erfunden hat sie der deutsche Uhrmacher Johannes Stroh in London. 1899 erhielt er ein Patent. In den Anfängen der Tonaufzeichnung waren die sehr lauten Stroh-Geigen wichtig, denn herkömmliche Geigen produzierten für die ersten Aufzeichnungsgeräte einen zu leisen Klang. Daneben gab es übrigens auch Stroh-Bratschen und Stroh-Mandolinen.
… und extra lautlos
Das Gegenstück zur besonders klangvollen Stroh-Geige stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Wolff in Kreuznach um 1920. Ihre stumme Geige besitzt lediglich einen Rahmen. So konnten Geiger fleißig üben, ohne auf ihre Mitmenschen Rücksicht nehmen zu müssen, für die das stundenlange Einstudieren ja oft eine Nervenprobe darstellt.
Die Violine wird elektrisch
Diese E-Geige aus dem Jahr 2005 blickt auf eine lange Entwicklungsgeschichte zurück: Schon 1927 gab es einen Vorläufer in den USA, 1935 folgte dann die erste richtige "Electric Violin". Der berühmte Jazz-Geiger Stuff Smith meinte: "Diese Violine ist ein Killer!" Durch die elektrische Verstärkung ist sie nicht nur laut - es lässt sich auch eine Reihe spezieller Klangeffekte erzielen.
Geige für die Hosentasche
Taschengeigen waren im 18. Jahrhundert bei Tanzlehrern sehr begehrt. Brauchte der Lehrer beide Hände, um etwas zu erklären, konnte er sie schnell in seiner Rocktasche verstauen. Die kleinste dieser Geigen ist so groß wie eine Hand - und zum Spielen zu klein. Mit derartig winzigen, aber funktionsfähigen Geigen stellten die Geigenbaumeister ihre Kunst unter Beweis.
Zweistimmige Schnabelflöte
Nicht nur der Geigenbau hat Tüftler in aller Welt inspiriert: Dieses englische Doppelquerflageolett von 1820 zum Beispiel verbindet zwei Instrumente in einem. Musiker konnten so zweistimmig spielen. Die Idee hierzu kam dem Erfinder William Bainbridge im Theater, wo ein Musiker gleichzeitig auf drei Flageoletts spielte.
Eine unermüdliche Suche
Bis heute wird an der Verbesserung von Instrumenten getüftelt. Dabei sind es erstaunlicherweise selten die Instrumentenbauer selbst sondern Physiker, Uhrmacher oder Mediziner, die entscheidende Fortschritte erzielten. Die Hamburger Ausstellung "Patente Instrumente" ist noch bis Mai 2014 zu sehen. Autor: Marc von Lüpke Redaktion: Conny Paul / Klaus Dahmann