Pariser Flughäfen bekommen wieder Benzin
17. Oktober 2010"Es gibt überhaupt keine Probleme mehr" sagte der französische Transport-Staatssekretär Dominique Bussereau dem Sender "Europe 1" am Sonntag (17.10.2010). Wegen der Streiks und Massenproteste gegen die umstrittene Rentenreform drohte der Treibstoff auf den Flughäfen knapp zu werden - besonders am Pariser Großflughafen Roissy-Charles de Gaulle. Die Treibstoffvorräte sollten nur noch bis Anfang der Woche reichen.
Doch die Lage habe sich nun entspannt. Lediglich kleinere Flughäfen wie Nizza und Nantes bekämen wegen anhaltender Streiks nicht genügend Nachschub. Derzeit fielen aber keine Flüge aus, sagte Bussereau.
Versorgungsleitung stillgelegt
Die Angst um Benzinengpässe kam auf, weil die Gewerkschaften mit den Streiks gezielt die französische Treibstoffversorgung ins Visier genommen haben. Die Raffinerien sowie die wichtigen Öl-Häfen des Landes werden bestreikt, gaben die Arbeitnehmerorganisationen bekannt. Auch viele Tanklager wurden blockiert. Die Versorgungsleitung für die Pariser Flughäfen Orly und Roissy-Charles de Gaulle sowie für den Süden der französischen Hauptstadt und die Zentralregion war zeitweise unterbrochen worden.
Während sich die Lage für den Flugverkehr anscheinend normalisiert, kam es im Schienenverkehr bereits am Sonntagmorgen erneut zu Ausfällen und Verspätungen. Ein Drittel aller Hochgeschwindigkeitszüge und jeder zweite Regionalzug sollten ausfallen. Nur die internationalen Thalys- und Eurostar-Verbindungen nach Deutschland sollten normal laufen. Mittlerweile beteiligen sich auch viele Lastwagenfahrer an den Streiks. Sie blockieren große Kreuzungen und Benzindepots.
Schwankende Teilnehmerzahlen
Am Samstag gingen landesweit nach Angaben des Innenministeriums etwa 340.000 Menschen bei landesweit 140 Protestversammlungen auf die Straße, um gegen die geplante Reform zu protestieren. Bereits am Dienstag waren nach Angaben der Gewerkschaften rund 3,5 Millionen Menschen auf die Straße gegangen, die Regierung sprach von 1,2 Millionen Demonstranten.
Über die Glaubwürdigkeit der Teilnehmerzahlen hatte es in Frankreich in den vergangenen Tagen Diskussionen gegeben. Die Zahlen der Gewerkschaften übersteigen die der Polizei oft um ein Vielfaches - in Paris liegen sie meist drei Mal, in Marseille auch schon zehn Mal so hoch. Innenminister Brice Hortefeux wollte am Wochenende Vorschläge vorlegen, um die Zählmethoden zu verbessern.
Der Senat soll am nächsten Mittwoch über die Rentenreform abstimmen. Sie ist ein zentrales Projekt der konservativen Regierung von Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Umstritten ist vor allem die Erhöhung des Renteneintrittsalters von 60 auf 62 Jahre. Die Gewerkschaften lehnen dies strikt ab.
Autorin: Pia Gram/ Nicole Scherschun (afp, dpa, dapd)
Redaktion: Dirk Eckert