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Paraderolle für Pacino

21. April 2005

Wenn Al Pacino sich filmisch mit Shakespeare befasst, kann man großes Kino erwarten. Das war bei Pacinos Regiedebüt "Looking for Richard" aus dem Jahr 1996 so und ist bei "Der Kaufmann von Venedig" nicht anders.

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Pacino spielt Shylock in "Der Kaufmann von Venedig"Bild: AP

William Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" ist kein einfaches Theaterstück. Es gilt wegen seiner antisemitischen Untertöne als problematisch. Denn die Hauptfigur ist ein alter venezianischer Jude namens Shylock, der Geld gewöhnlich gegen Zinsen verleiht und auf diese Weise zum reichen Mann geworden ist. Mit dem Kaufmann Antonio schließt Shylock jedoch ein ganz besonderes Geschäft ab: Wenn Antonio die geborgten 3.000 Dukaten nicht zurückzahlen kann, dann soll er ein Pfund Fleisch des eigenen Körpers opfern.

Gute Schauspieler

Jetzt hat Michael Radford hat den "Kaufmann von Venedig" in einer opulent-düsteren Kinofassung auf die Leinwand gebracht. Mit dem fast 65-jährigen Al Pacino als Shylock und Jeremy Irons als Antonio bietet Radford nicht nur zwei Oscar-Preisträger auf, sondern auch zwei Shakespeare-Mimen der Extraklasse.

Plakat zum Film: The Merchant of Venice
Plakat zur neuen Shakespeare-Verfilmung

So anrührend, wie Pacino seine durchaus nicht ohne weiteres liebenswerte Figur des alten Kaufmanns gestaltet, kann er schon jetzt als einer der aussichtsreichen Anwärter auf einen weiteren Oscar im nächsten Jahr gelten. Er zeigt diesen Shylock als bitteren Menschen, der stets um sein Außenseitertum weiß, sich stets gefährdet fühlt und sich einzig von der Macht des Geldes und der Gesetze vor Demütigungen halbwegs geschützt weiß.

Pacino im Originalton

Wer die ganze Wucht dieser grandiosen Leistung von Pacino erfahren will, sollte sich unbedingt die nicht synchronisierte Fassung anschauen, in der Stimme und Sprachklang mit Mimik und Gestik des Schauspielers eine Einheit bilden.

Radford hat das Venedig des 16. Jahrhunderts mit sichtlichem Aufwand in Szene gesetzt, auch wenn die Studiokulisse nicht immer ganz verborgen bleibt. Doch trotz des Farbenrauschs der historischen Kostüme bleiben die Bilder des Films meist in gedämpften Tönen.

Spannender Schluss

Das ist eine richtige künstlerische Entscheidung, ist doch das Geschehen mit seinem dramatischen Finale alles andere als erheiternd. Darüber kann auch das Happy End des gewitzten Dramatikers Shakespeare mit zwei von der Handlung zusammengeführten glücklichen Paaren nicht hinwegtäuschen. (mik)