Papst löst in Fátima Jubelstürme aus
13. Mai 2010Der Gottesdienst am Donnerstag (13.05.2010) war Höhepunkt der 15. Auslandsreise des Papstes. Benedikt XVI. sagte, er sei nach Fátima gekommen, um für "unsere von Not und Leid heimgesuchte Menschheit zu beten". Das portugiesische Episkopat wertete die hohe Zahl der Pilger als Unterstützung für Benedikt XVI. in der Krise um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Die Menschenmenge begrüßte Benedikt jubelnd und rief: "Es lebe der Papst!"
Erscheinung im Jahr 1917
Der Überlieferung nach erschien im Jahr 1917 im portugiesischen Fatima die Gottesmutter drei Hirtenkindern und übermittelte ihnen Botschaften der Buße und der Umkehr. In seiner Predigt bezeichnete Benedikt XVI. die "prophetische Mission" von Fátima für eine brüderliche Liebe als nach wie vor aktuell. Der Papst warnte vor "engherzigen Egoismen" und mahnte die Gläubigen zu einer inneren Wachsamkeit für die Zeichen Gottes. Zum Abschluss der Messe richtete der Papst einen besonderen Gruß an Kranke und Notleidende. In verschiedenen Sprachen grüßte er zudem die Teilnehmer. Auf Deutsch sagte er: "Auch heute ruft uns die Muttergottes hier in Fatima zum Gebet für die Bekehrung der Sünder und den Frieden in der Welt auf. "
Bei seiner Ankunft segnete das Oberhaupt der katholischen Kirche zwei Babys, die ihm durch das offene Fenster seines Papamobils gereicht wurden. Danach winkte er der versammelten Menge während seiner Fahrt rund um den Platz vor dem Marienheiligtum von Fátima zu und löste damit Jubelstürme aus.
Ansturm der Gläubigen
An der Messe, die Benedikts Vorgänger Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 in Fátima gehalten hatte, hatten 400.000 Menschen teilgenommen. Die Kirche wertete die diesjährige hohe Teilnehmerzahl mit einer halben Million Menschen als Unterstützung für Benedikt XVI.; die Menge der versammelten Gläubigen zeige, dass die Christen zwischen den "Ausnahmen" der pädophilen Geistlichen und der "sehr großen Mehrheit" des Klerus unterscheiden würden, sagte der Sprecher der portugiesischen Bischofskonferenz, Manuel Morujao.
Bereits Stunden vor dem Eintreffen des Oberhaupts der katholischen Kirche hatte sich der Platz mit rund 300.000 Menschen gefüllt, wie die Organisatoren mitteilten. Da die Gläubigen vor dem Marienheiligtum keinen Platz mehr fanden, versammelten sich nach Angaben von Sicherheitskräften in der Umgebung weitere 200.000 Menschen. Um an der Freiluft-Messe in Fátima teilzunehmen, hatten tausende Gläubige dort die Nacht trotz Regens und niedriger Temperaturen in Zelten oder unter freiem Himmel verbracht. In Portugal sind 90 Prozent der Bevölkerung katholisch.
Der viertägige Papst-Besuch in Portugal endet am Freitag. Anlass der Reise ist der zehnte Jahrestag der Seligsprechung von zwei Hirtenkindern, denen 1917 in Fátima die Jungfrau Maria erschienen sein soll. Der Ort nördlich von Lissabon ist seither zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte der Katholiken geworden und zieht jedes Jahr mehrere Millionen Besucher an.
Keine Teilnahme des Attentäters von Papst Johannes Paul II
Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II., war davon überzeugt, dass ihm die Jungfrau von Fátima 1981 das Leben gerettet hat. Der Türke Mehmet Ali Agca hatte am 13. Mai jenes Jahres in Rom ein Attentat auf den Papst verübt und ihn durch Schüsse schwer verletzt. Agca war im Januar nach fast 30 Jahren im Gefängnis aus der Haft entlassen worden. Eigentlich wollte er zur Messe nach Fátima reisen, doch wurde ihm das von den portugiesischen Behörden untersagt.
Nach Angaben des Vatikansprechers Federico Lombardi wird Papst Benedikt XVI. eventuell an der 100-Jahr-Feier von Fátima im Jahr 2017 teilnehmen. Wenn es dem Papst gut gehe, könne er durchaus seine Mitwirkung in Erwägung ziehen, sagte Lombardi in dem portugiesischen Wallfahrtsort. Benedikt XVI. sei angesichts seines hohen Alters von 83 Jahren sehr vorsichtig, was seine Termine in der Zukunft angehe, sagte Lombardi.
Autorin: Annamaria Sigrist (apn, dpa, kna)
Redaktion: Hans-Andreas Ziegler