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Pakistans neuer Nationalheld: Speerwurf-Olympiasieger Nadeem

Jonathan Crane in Paris
9. August 2024

Arshad Nadeem ist Pakistans erster Olympiasieger in einer Einzeldisziplin überhaupt. Der Speerwerfer lässt bei den Spielen in Paris seinen indischen Dauer-Rivalen Neeraj Chopra hinter sich - mit einem Rekordwurf.

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Arshad Nadeem holt im olympischen Finale mit dem Speer in der Hand zum Wurf aus
Arshad Nadeem übertraf den alten olympischen Rekord um mehr als zwei MeterBild: Kai Pfaffenbach/REUTERS

"Als ich den Speer warf, spürte ich, wie er meine Hand verließ, und ich ahnte, dass es ein olympischer Rekord werden könnte", sagte Arshad Nadeem nach seinem Gold-Coup in Paris der DW. Der Speer des Pakistaners landete nach 92,97 Metern. So weit hatte zuvor noch nie bei Olympischen Spielen ein Werfer den Speer geschleudert.

Der Leichtathlet gewann die erste Olympia-Medaille für Pakistan seit 1992 und sorgte für den ersten pakistanischen Olympiasieg in einer Einzelsportart. Die drei Goldmedaillen zuvor für das Land hatte allesamt das Hockey-Nationalteam der Männer gewonnen: 1960, 1968 und 1984. Auch das letzte olympische Edelmetall für Pakistan vor Paris ging auf das Konto der Hockeyspieler: Vor 32 Jahren holten sie in Barcelona Bronze. 

Nadeem: "Mein besonderes Geschenk an die Nation"

"Sie haben eine ganze Nation stolz gemacht, junger Mann", schrieb der pakistanische Ministerpräsident Shebaz Sharif auf der Plattform X. Die Regierung der Provinz Sindh kündigte an, sie werde dem 27 Jahre alte Goldmedaillen-Gewinner eine Siegprämie von 50 Millionen Rupien (knapp 165.000 Euro) zahlen. Eine Sportakademie in Karatschi, der größten Stadt Pakistans, soll nach Nadeem benannt werden.

"Am 14. August feiern wir unseren Unabhängigkeitstag, und dies ist ein besonderes Geschenk von mir an die Nation", antwortete Nadeem auf die DW-Frage, was die Medaille für ihn und Pakistan bedeute. "Wir alle werden diese Medaille gemeinsam feiern, wenn ich wieder in Pakistan bin."

Erster Sieg im Dauerduell gegen Chopra

Nadeems Triumph hat auch deshalb eine besondere Note, weil er erstmals bei einem internationalen Wettkampf den großen Favoriten Neeraj Chopra besiegen konnte. Der Inder, der seit sechs Jahren vom erfahrenen deutschen Sperrwurf-Coach Klaus Bartonietz trainiert wird, holte sich mit einer Weite von 89,45 Meter Silber. Zuvor hatte Chopra bei neun Duellen Nadeem immer hinter sich gelassen. 2021 gewann der Inder bei den Spielen in Tokio olympisches Gold. 2023 sicherte er sich in Budapest auch den Weltmeistertitel - vor Nadeem.

Goldmedaillen-Gewinner Arshad Nadeem (2.v.l.), der Zweite Neeraj Chopra (l.) und der Dritte Anderson Peters (r.) aus Grenada mit ihren Nationalfahnen
Gold für Arshad Nadeem (2.v.l.), Silber für Neeraj Chopra (l.), Bronze für Anderson Peters aus Grenada (r.)Bild: Song Yanhua/Xinhua/picture alliance

Der Pakistaner hatte seinen Rivalen aus Indien einmal in einem Tweet als "mein Idol" bezeichnet, den Post aber hinterher gelöscht. Das Verhältnis der Nachbarn Pakistan und Indien ist seit Jahrzehnten durch den auch militärisch ausgetragenen Konflikt um die Region Kaschmir belastet.

Weber: "Verrückter Wettkampf"

Zum Abschluss des Wettbewerbs in Paris warf Nadeem noch einmal 91,79 Meter. Auch diese Weite lag jenseits des alten olympischen Rekords von 90,57 Meter, aufgestellt vom zweimaligen Olympiasieger Andreas Thorkilden aus Norwegen bei den Spielen 2008 in Peking.

Es war ein hochklassiger Wettkampf. Die fünf Bestplatzierten hätten mit ihren Weiten von Paris vor drei Jahren in Tokio Gold gewonnen. "In der Qualifikation hat sich gezeigt, dass wir alle sehr gut in Form sind", sagte Julian Weber der DW. "Die Bedingungen sind hier wirklich gut. Es war ein verrückter Wettkampf." Der deutsche Speerwerfer landete mit einer Weite von 87,40 Meter auf dem sechsten Rang - rund fünfeinhalb Meter hinter Ashrad Nadeem, dem neuen Nationalhelden Pakistans.

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.