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Pakistan stellt die Suche nach Überlebenden ein

14. Oktober 2005

Sechs Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Südasien haben die pakistanischen Behörden die Suche nach Verschütteten aufgegeben. Die Folgen des Bebens sind noch schlimmer als befürchtet.

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Bild: AP

Die volle Aufmerksamkeit der Rettungskräfte müsse nun den Überlebenden gelten, sagte Armeesprecher Farooq Nasir am Freitag (14.10.2005). Die Chance, unter den Trümmern noch Überlebende zu finden, betrage nach Angaben der Rettungsteams weniger als zwei Prozent.

"Nie zuvor solche Verwüstungen gesehen"

Die Zerstörungen nach dem Erdbeben in Pakistan übertreffen nach Darstellung der Vereinten Nationen alle Befürchtungen. "Ich habe nie zuvor solche Verwüstungen gesehen", sagte UN-Koordinator Jan Egeland in Muzaffarabad.

Egeland rief die Weltgemeinschaft am Donnerstag (13.10.2005) zu mehr Hilfe für die Opfer auf. Viele von ihnen lebten in abgelegenen Gebieten und seien fünf Tage nach der Naturkatastrophe noch immer sich selbst überlassen. Er befürchte, dass "wir das Rennen gegen die Zeit in den kleinen Dörfern verlieren". Denn oft seien sie durch unpassierbare Straßen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Zahl der eingesetzten Hilfshubschrauber müsse darum verdreifacht werden.

Pakistan Erdbeben Militärhubschrauber transportiert Verwundetete aus dem Erdbebengebiet
Ein US-Hubschrauber hat Verwundete aus der Erdbebenregion im pakistanischen Teil Kaschmirs ausgeflogenBild: AP

Egeland forderte die internationale Gemeinschaft auch auf, mehr Nahrungsmittel, Medizin, Zelte und Decken zur Verfügung zu stellen. "Jeden Tag wird das Ausmaß der Verwüstung größer", erklärte der UN-Koordinator. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind vor Beginn des harten Winters in Kaschmir zwei Millionen Menschen obdachlos. In den Erdbebengebieten wächst deshalb die Angst vor gefährlichen Krankheiten. Ärzte und Hilfsorganisationen warnten schon eindringlich vor Lungenentzündungen und Tuberkulose.

Schweres Nachbeben

Seit dem Beben der Stärke 7,7 am Samstag (8.10.), das ganze Regionen in Pakistan und Indien verwüstete und vermutlich 41.000 Menschen in den Tod riss, gab es Dutzende Nachbeben. Ein besonders schweres der Stärke 5,6 versetzte am Donnerstag die Überlebenden der Naturkatastrophe in erneut Angst und Schrecken. Vielerorts sei Panik ausgebrochen, berichtete ein Bewohner von Muzaffarabad. In der Hauptstadt des von Pakistan kontrollierten Teils von Kaschmir zogen die Briten ihr 60 Mann starkes Suchteam ab. Dessen Leiter Ron Holden sagte, es sei allen klar, dass die Chancen, noch Überlebende zu finden, gegen Null gingen. Es seien noch 18 internationale Expertenteams in der Region. Das sei genug, um die Suche und Rettung zu beenden.

Vergebliche Rettungsversuche

Betroffene in der zerstörten Region Bagh berichteten, dass viele Menschen Familienangehörige verloren haben. Zunächst habe man mit bloßen Händen versucht, Menschen unter den Trümmerbergen zu retten. Es sei aussichtslos. "Wir versuchten mit unseren Händen die Körper unserer Angehörigen und Freunde auszugraben, aber es war einfach zu viel Schutt, um ihn mit bloßen Händen wegzuschaufeln", sagte ein Betroffener.

UN-Koordinator Egeland sagte, die Hilfe für die Erdbebenopfer sei angesichts der Zerstörungen bei der Infrastruktur nicht schlecht angelaufen. Zehntausende Zelte, hunderttausende Tonnen Nahrung, eine Million Decken und andere Hilfsgüter seien auf dem Weg. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa gab es bislang rund 150 internationale Hilfsflüge mit tausenden Tonnen Gütern an Bord. Rund 1800 Rettungsspezialisten aus aller Herren Länder seien in der Krisenregion.

Nur Geld erwünscht

In Pakistan wuchs dennoch die Kritik am Krisenmanagement von Präsident Pervez Musharraf. Die oppositionelle Volkspartei sagte, es gebe Verzögerungen, die von Inkompetenz und Versagen zeugten. Musharraf verteidigte sich: "Kein Land ist auf so eine Katastrophe vorbereitet", erklärte er am Mittwoch in einer Fernsehansprache. Er räumte Verzögerungen bei Beginn der Hilfsaktionen ein. Doch habe es acht bis zwölf Stunden gedauert, bis Informationen aus den Katastrophengebieten vorgelegen hätten. Musharraf bat in der Fernsehansprache auch um mehr finanzielle Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft.

Die australische Regierung erklärte, man habe Pakistan Unterstützung beim Transport von Hilfsgütern angeboten. Doch habe Islamabad bislang nur finanzielle Unterstützung angenommen. (mas)