Ovale malen
14. Oktober 2008Florida blamierte sich im Jahr 2000 wegen seines fehleranfälligen Lochkartensystems. Damals mussten die Stimmen von Hand nachgezählt werden. 2004 wurde das System durch moderne Touchscreen-Computer ersetzt - diese jedoch erschienen vielen als zu modern. Florida geht in diesem Jahr wieder mit einem neuen System an den Start, dem dritten innerhalb acht Jahren.
Damit diesmal alles klappt, werden die Maschinen den Wählern schon vor der Abstimmung vorgeführt. Das neue System sei simpel, heißt es beim Voter Education Day im Burleig House, einem privaten Apartment-Komplex in Miami. Einfach auf dem Wahlzettel das Oval neben dem gewünschten Kandidaten mit einem schwarzen Kugelschreiber komplett ausmalen – dann mit dem ausgefüllten Zettel zu einem Scanner gehen und den Wahlschein dort eingeben.
Tückische Technik
Das hört sich einfacher an, als es ist. Denn der Scanner ist empfindlich. Immer wieder gibt das Gerät an diesem Abend laute Pfeiftöne ab. Selbst ein korrekt ausgefüllter Wahlzettel wird als fehlerhaft gemeldet, wenn das Papier nicht vollkommen knitterfrei ist. Umgekehrt werden inkorrekt ausgefüllte Zettel, auf denen zum Beispiel Haken gesetzt wurden, vom Scanner eingelesen. Da die Software jedoch kein dunkel ausgemaltes Oval erkennt, wird der Wahlschein als leer und die Stimme damit als ungültig gewertet.
Trotzdem ist Lester Sola, Wahlaufseher beim Election Department in Miami, mit dem neuen System zufrieden. Die Maschinen seien eine gelungene Mischung aus alt und neu. "Wir erhalten einerseits die abgegebene Stimme schwarz-auf-weiß in Papierform und andererseits unmittelbare Ergebnisse durch das Einscannen der Stimme. Nach der Wahl überprüfen wir dann, ob beide Resultate übereinstimmen", erklärt Sola.
Entscheidend sind die elektronisch erfassten Stimmen. Erst einige Tage nach der Präsidentschaftswahl wird sich zeigen, ob die gescannten Stimmen mit den ausgefüllten Ovalen auf dem Wahlzettel übereinstimmen. Dies könnte bei einem knappen Wahlausgang von Bedeutung sein. "Wenn beide Auszählungen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen", erklärt Wahlaufseher Sola, "gibt es ein Gremium, das entscheidet, ob wir die elektronische Auswertung ignorieren und die abgegebenen Stimmen von Hand neu auszählen."
Schutz vor Hackern
Das neue System sei aber nicht nur einfach und zuverlässig, sondern auch sicher betont Sola. Es gebe kein Computernetzwerk, in das sich Hacker am Wahlabend einloggen könnten, um die Ergebnisse zu manipulieren. Alles werde vor Ort, auf Flashsticks, von jeder Wahl- und Scanmaschine einzeln gespeichert.
"Jeder USB-Stick verfügt über ein Siegel und über einen Strichcode. Wir wissen also, welche Ergebnisse zu welcher Maschine gehören. Wenn die Wahllokale um 19 Uhr schließen, bringt die Polizei alle Wahlautomaten samt ihrer Flashsticks, ins Wahlbüro, wo wir sie dann auswerten."
Die Besucher der Informationsveranstaltung im Burleig House, vor allem alte Menschen, sind trotzdem noch nicht überzeugt. Zu kompliziert, meinen viele. Und als einer von ihnen fragt, ob das System schon mal in der Praxis getestet worden sei, zucken die Organisatoren mit den Schultern: "Nein, bisher nicht."