1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Orthodoxe Kathedrale in Paris wird zum Politikum

Laura Döing
19. Oktober 2016

Ihre fünf goldenen Zwiebelkuppeln glänzen, als wäre nichts geschehen. Doch die Eröffnung der russisch-orthodoxen Kirche am Seine-Ufer in Paris verlief nicht gerade unkompliziert.

https://p.dw.com/p/2RRAL
Paris Einweihung der russisch-orthodoxen Kathedrale
Bild: picture-alliance/Sputnik/Irina Kalashnikova

Kommt er oder kommt er nicht? Eigentlich wollte der russische Staatspräsident Wladimir Putin die russisch-orthodoxe Kathedrale im Herzen von Paris zusammen mit Frankreichs Staatschef François Hollande eröffnen und politische Gespräche führen. Doch es kam anders: Die französische Regierung hatte die russischen Luftangriffe auf das syrische Aleppo als "Kriegsverbrechen" bezeichnet und damit gedroht, Moskau vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu verklagen. Die ohnehin schon angespannte Stimmung wurde danach noch schlechter: Putin sagte seinen Besuch in Paris ab - und sogar der Moskauer Patriarch Kyrill I. wollte nicht mehr nach Frankreich kommen. Das Resultat: Nach jahrelanger Planungs- und Bauzeit öffnete die russisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskathedrale am Mittwoch in Paris ohne Weihe ihre Pforten.

Kirche als Symbol französisch-russischer Beziehungen

Immerhin: Putin ließ seinen Kulturminister Wladimir Medinski ein Grußwort ausrichten. Die Kathedrale sei "Zeugnis der Dauerhaftigkeit der französisch-russischen Beziehungen", hieß es darin. Dies war tatsächlich die Intention hinter dem Bau: Der frühere Staatschef Nicolas Sarkozy hatte die Errichtung der Kathedrale in bester Pariser Lage im Rahmen einer Annäherung an Putin ermöglicht.

Die Kathedrale befindet sich zwischen Eiffelturm und Invalidendom am Quai Branly. Ihr Bau auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Areal wurde vollständig von Russland finanziert. Laut der Presseagentur AFP werden die Kosten auf fast 170 Millionen Euro geschätzt. Die Pläne für den Prestigebau stammen vom Pariser Architekten und Stadtplaner Jean-Michel Wilmotte.

Kirchen-Weihe ist aufgeschoben

In Paris gibt es bereits mehrere russisch-orthodoxe Kirchen. Bis auf eine sind diese jedoch nicht dem Moskauer Patriarchat, sondern dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstellt.

Paris Einweihung russisch-orthodoxe Kathedrale Bishop Nestor cuts the ribbon during the inauguration of the Russian Orthodox Cathedral Sainte-Trinite, with the Spiritual and Cultural centre, in Paris
Bischof Nestor bei der Eröffnung der KathedraleBild: Reuters/ R. Duvignau

Die Weihe der Kathedrale ist nun erst einmal aufgeschoben. Im Dezember, so heißt es, werde Patriarch Kyrill nach Paris reisen. Wie sich die politische Lage bis dahin entwickelt, ist unklar. Zuletzt hatten sich Frankreich und Russland als UN-Vetomächte im Weltsicherheitsrat gegenseitig blockiert und Resolutions-Entwürfe der Gegenseite im Syrien-Konflikt abgelehnt.

Vielleicht schaffen es ja das an die Kathedrale angeschlossene Kulturzentrum und die französisch-russische Schule, die neben der Kirche entstanden sind, die Stimmung zwischen den beiden Ländern - zumindest auf lokaler Ebene - zu verbessern.

ld/nf (kna, afpd)