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"Xaver" zieht weiter

6. Dezember 2013

Der Orkan "Xaver" hat Deutschland mit voller Wucht getroffen. Die erste Bilanz fällt aber weniger dramatisch aus als befürchtet. Jetzt rüstet sich der Osten gegen den Sturm.

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Deutschland Wetter Orkantief Xaver
Bild: picture-alliance/dpa

Orkan Xaver bedrängt deutschen Norden

Der Orkan brachte der Nordseeküste eine doppelte Sturmflut und anderen Teilen Norddeutschlands einen Wintereinbruch. Am frühen Morgen erreichte die Elbe in Hamburg den erwarteten Höchststand von 6,09 Metern über Normalnull. Teile des Hafens und tiefer liegende Bereiche der Hansestadt wurden überschwemmt, aber alle Deiche hielten den Wassermassen stand.

Entwarnung gab es auch vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) für die ostfriesischen Inseln. Alle Deiche hätten den Scheitel der Sturmflut vom Morgen gut überstanden. Die Hochwasserstände lägen "weit jenseits der Deichkronen", sagte BSH-Leiter Sylvin Müller-Navarra.

Xaver Cuxhaven
Die von "Xaver" ausgelöste Sturmflut verursachte an der Nordseeküste nur geringe SchädenBild: Reuters/Fabrizio Bensch

Sachschaden und Verletzte

"Xaver" hat Deutschland mit Windgeschwindigkeiten von rund 120 Kilometern pro Stunde getroffen. Auf der Insel Sylt wurden am Donnerstag sogar Spitzenwerte von 184 km/h gemessen. Trotzdem kam es im Norden Deutschlands nur zu geringem Sachschaden. Die Hamburger Feuerwehren mussten mit 300 Einsätzen deutlich seltener ausrücken als beim Oktober-Orkan "Christian". Damals waren die Rettungskräfte an einem einzigen Tag rund 2000-mal angefordert worden.

In der Nähe von Hannover wurde ein Mann bei einem sturmbedingten Unfall schwer verletzt. Ein Kleinbus war durch eine starke Windbö in den Gegenverkehr gedrückt worden und frontal mit dem Wagen zusammengestoßen, in dem der Mann als Beifahrer saß. Sechs weitere Personen erlitten bei dem Unfall leichte Verletzungen.

Auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen kam es durch den Sturm zu zahlreichen Unfällen. So stürzte bei Gera ein tschechischer LKW um, der Fahrer wurde verletzt.

Deutschland Wetter Orkantief Xaver (Foto: picture-alliance/dpa)
"Xaver" verursachte zahlreiche VerkehrsunfälleBild: picture-alliance/dpa

Auf der Insel Borkum verletzte eine herabfallende Dachpfanne einen Passanten. In Elmshorn bei Hamburg prallte eine Regionalbahn gegen einen umgestürzten Baum. Der Zugführer wurde leicht verletzt.

Chaos zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Wegen des Orkans waren fast alle Flug-, Bahn- und Schiffsverbindungen in Norddeutschland gestrichen worden. Auf den Bahnstreckungen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kommt es weiterhin zu teils langen Verspätungen.

Bahn Verspätungen Orkan Xaver 05.12.13
Die Bahn stellte den Fernverkehr in Schleswig-Holstein komplett einBild: picture-alliance/dpa

Im Laufe des Morgens entspannte sich die Lage in weiten Teilen Deutschlands. So wurde der Katastrophenalarm im Landkreis Nordfriesland nach sechzehn Stunden wieder aufgehoben. Und auch der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck sieht die größte Gefahr durch "Xaver" als gebannt: "Ich rechne nicht damit, dass sich die Situation noch einmal so zuspitzt, wie es gestern den Anschein zu haben schien", sagte der Grünen-Politiker im Deutschlandfunk.

Auf dem höchsten norddeutschen Berg, dem Brocken im Harz, sorgen orkanartige Böen, Schneetreiben und Minustemperaturen dagegen weiterhin für Schwierigkeiten. Zahlreiche LKW kamen auf den glatten Straßen nicht mehr vorwärts und stellten sich quer.

Tote im europäischen Ausland

Andere europäische Länder haben "Xaver" nicht so glimpflich überstanden. So kamen in Großbritannien zwei Verkehrsteilnehmer durch den Orkan ums Leben: In Schottland, wo Windgeschwindigkeiten von bis zu 228 Stundenkilometern gemessen wurden, starb ein Lastwagenfahrer, als sein Fahrzeug umgeweht wurde. In England wurde ein Rollerfahrer von einem Baum erschlagen.

In Dänemark starb eine 72-jährige Autofahrerin, als ihr Auto durch eine Bö umgeworfen wurde. Vor der Südküste Schwedens gingen zwei Seeleute in schwerer See über Bord und werden seitdem vermisst.

Nahe der polnischen Stadt Lebork stürzte ein Baum auf ein Auto und tötete drei Insassen. Darüber hinaus sind im Norden des Landes als Folge des Orkans mehr als 150.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. .

mak/kis (dpa, afp)