Opium auf dem Vormarsch
Vor dem Abzug der Internationalen Truppen, die das Land bis Ende 2014 verlassen werden, verzeichnete Afghanistan im Jahr 2013 einen deutlichen Anstieg der Opium-Produktion. Beides könnte miteinander zusammenhängen.
Internationaler Spitzenreiter
In keinem anderen Land der Welt wird mehr Opium produziert als in Afghanistan: Auf fast 209.000 Hektar Land wurde im vergangenen Jahr Schlafmohn - aus dem später sowohl Opium als auch Heroin hergestellt werden - angebaut. Damit stammen fast 90 Prozent der weltweiten Produktion aus Afghanistan.
Größere Anbaufläche, größere Menge
Im November 2013 veröffentlichte die UN-Drogenbehörde (UNODC) ihren Jahresbericht. Demnach stieg die Menge an produziertem Opium gegenüber dem Vorjahr um knapp die Hälfte auf insgesamt 5.500 Tonnen.
Zusammenhang zwischen Abzug und Drogenanbau?
Die Vereinten Nationen vermuten eine Verbindung zwischen diesen Zahlen und dem Abzug der Internationalen Truppen: Möglicherweise erhöhten die Bauern ihre Produktion, um sich für Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit zu wappnen. Es wird damit gerechnet, dass Afghanistans Wirtschaft nach Ende 2014 einen Einbruch verzeichnet.
Knapp eine Milliarde US-Dollar
Den Schätzungen der UN-Drogenbehörde zufolge lag der Wert der afghanischen Opium-Ernte im vergangenen Jahr bei 950 Millionen US-Dollar. Das entspricht etwa vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes des Landes.
Die Verlockung des Geldes
Für afghanische Landwirte ist die Versuchung, Schlafmohn zu säen, groß: Ein Kilogramm-Preis von fast 150 US-Dollar machen den Anbau attraktiv. Auch, wenn er illegal ist. Versuche von ausländischen Agrar-Experten, die Bauern beispielsweise zum Baumwoll-Anbau zu überzeugen, konnten sich bislang nicht durchsetzen. Grund: zu wenig Profit und zusätzlich dazu Absatz-Probleme.
Problemprovinz Helmand
Laut dem UN-Bericht stammt fast die Hälfte des 2013 angebauten Mohns aus der südafghanischen Provinz Helmand - einer Provinz, die als Hochburg der Taliban gilt. Die dortige Regierung versucht, mit Kampagnen dagegen vorzugehen, ließ Pflanzen auf den Feldern und auch die Brunnen für die Bewässerung zerstören.
Aussichtsloser Kampf?
Unterstützung im Anti-Drogen-Kampf bekommt Afghanistan auch aus Washington: Im Frühjahr 2013 unterzeichneten beide Länder ein Abkommen, in dem es um knapp 250 Millionen Dollar für den Justiz- und Polizeisektor geht. Eine zentrale Rolle dabei spielt der Einsatz gegen den Mohn-Anbau. Allerdings: Nach Angaben der afghanischen Regierung lebten 2011 fast 200.000 ländliche Haushalte vom Drogenanbau.
Ein Geschäft für die Taliban
Vom Handel mit den Drogen profitieren auch die radikalen Islamisten: In der Regel zahlen die Bauern Abgaben an die Taliban - die wiederum mit dem Geld ihren Aufstand gegen die Regierung in Kabul und die internationalen Truppen finanzieren. Allerdings: Vor ihrem Sturz im Jahr 2001 war unter der Taliban-Herrschaft der Anbau von Schlafmohn streng verboten.
Drogenabhängige Kinder
Viele Produzenten - und viele Süchtige: Drogen werden in Afghanistan nicht nur angebaut, sondern auch in großem Stil konsumiert. Die Vereinten Nationen schätzen, dass etwa anderthalb Millionen Menschen im Land drogenabhängig sind, darunter rund 300.000 Kinder.