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"One Night in Miami": Treffen vier schwarzer Legenden

Elizabeth Grenier
16. Januar 2021

Malcolm X, Cassius Clay, Jim Brown und Sam Cooke: Der Film "One Night in Miami" rekonstruiert eine Nacht im Jahr 1964, als die Männer sich zum Feiern trafen.

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Filmstill aus "One Night in Miami": Malcolm X, Cassius Clay, Jim Brown und Sam Cooke stehen an einer Theke der Hotelbar im Jahr 1964.
"One Night in Miami" erzählt von einem legendären Zusammentreffen in MiamiBild: La Biennale di Venezia

"One Night in Miami" beruht auf einer wahren Begebenheit: Am 25. Februar 1964 verbrachten der Bürgerrechtler Malcolm X, der Boxer Cassius Clay, der Footballspieler Jim Brown und der Soul-Sänger Sam Cooke eine Nacht in einem Motel in Miami. Sie trafen sich, um Clays überraschenden Titelgewinn in der Boxweltmeisterschaft im Schwergewicht zu feiern. Ihm war es überraschend gelungen, "Sonny" Liston zu besiegen, der damals als unschlagbarer Gegner galt. Zehn Tage später änderte der 22-jährige Boxer Cassius Clay seinen Namen: Fortan nannte er sich Muhammad Ali.

Der Film "One Night in Miami" (Start 15. Januar 2021 auf Amazon Prime) verwandelt diese historische Nacht in Fiktion und erzählt, was sich abgespielt haben könnte, als die vier Ikonen aufeinandertrafen. Ein Meisterwerk, das gute Chancen auf einen Oscar hat.

Oscar-Aussichten: Regina Kings Regiedebüt

Der Film basiert auf einem Bühnenstück von Kemp Powers und ist das Regiedebüt der Schauspielerin Regina King, die für die beste Nebenrolle in "Beale Street" (2018) mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Nach der Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig im September 2020 war "Beale Street" auf zahlreichen Festivals zu sehen.

Regisseurin Regina King schaut Schauspieler Kingsley Ben-Adir an.
Regisseurin Regina King am Set mit Schauspieler Kingsley Ben-AdirBild: Amazon/Everett Collection/picture alliance

Für alle Kinofans, die mit den Biografien von Malcolm X, im Film gespielt von Kingsley Ben-Adir, Cassisus Clay (Eli Goree), Jim Brown (Aldis Hodge) und Sam Cooke (Leslie Odom Jr.) nicht so vertraut sind, gibt es hier einen kurzen Überblick. 

Cassius Clay alias Muhammad Ali

Cassius Clay (1942-2016) ging 1964 in die Geschichte ein, weil er als jüngster Boxer einem amtierenden Schwergewichts-Champion den Titel abnahm (inzwischen hat Mike Tyson diesen Rekord wieder gebrochen). Cassius Clay änderte seinen Namen, als er zum Islam konvertierte. Er schloss sich der Nation of Islam an, einer afroamerikanischen religiösen Bewegung, die 1930 gegründet wurde und deren selbsterklärtes Ziel darin bestand, die spirituelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation der Afroamerikaner zu verbessern.Mit dem Spitznamen "The Greatest" ("Der Größte") galt Ali nicht nur als einer der besten Boxer aller Zeiten, sondern wurde auch als kulturelle Ikone gefeiert, weil er sich als Bürgerrechtler engagierte. Muhammad Ali starb im Jahr 2016.

Cassius Clay im Boxkampf mit "Sonny" Liston
1964 eine Sensation: Der 22-jährige Cassius Clay besiegt den für unbezwingbar gehaltenen "Sonny" Liston Bild: dpa/AFP/picture-alliance

Malcolm X

Aufgrund einer Einbruchserie landete der als Malcolm Little geborene Bürgerrechtler (1925-1965) 1946 im Gefängnis. Sechs Jahre später wurde er wieder entlassen. Während seiner Haft verbrachte er viel Zeit mit dem Studium von Büchern. Außerdem schloss er sich der Nation of Islam an und nannte sich "Malcolm X" - das "X" steht für den "wahren afrikanischen Familiennamen", den er "nie kennenlernen konnte".

Malcolm X auf einem Foto von 1964. Er trägt Anzug und Krawatte und stützt seinen Kopf auf die Hand.
Malcolm X wurde 1965 erschossenBild: AP

Wie es in "One Night in Miami" dargestellt wird, war Malcolm X derjenige, der Cassius Clay davon überzeugte, ebenfalls der Nation of Islam beizutreten. Am 8. März 1964 fasste Malcolm X den Entschluss, die Nation of Islam wieder zu verlassen. Vier Tage später gründete er eine eigene islamische Organisation namens "Muslim Mosque Inc." - sie sollte ein neues religiöses Zentrum werden, das sich aktiv in den afroamerikanischen Befreiungskampf einmischen wollte.

Seine Ansichten kollidierten mit denen von Martin Luther King, der eine gewaltlose Bürgerrechtsbewegung wollte. Malcolm X hingegen trat dafür ein, dass sich Schwarze "mit allen Mitteln" gegen ihre Unterdrückung zur Wehr setzen sollten. 1965, im Alter von nur 39 Jahren, wurde er während einer Rede in New York erschossen. Drei Mitglieder der Nation of Islam wurden für seinen Mord verurteilt. Inzwischen sind neue Beweise aufgetaucht, die das Urteil in Frage stellen.

Jim Brown

Der heute 84-jährige Jim Brown (geb. 1936) war von 1957 bis 1965 ein Football-Star der Cleveland Browns. Trotz seiner beeindruckenden sportlichen Erfolge litt er unter dem Rassismus, der in seinem Team herrschte.1964, während des Treffens der vier Männer in Miami, hatte Brown bereits darüber nachgedacht, nach Hollywood zu gehen. Er war 30 Jahre alt und auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als er sich vom Football zurückzog. Nach einer Rolle in "Das dreckige Dutzend" (1967) übernahm er in den 1970-er Jahren weitere Rollen in sogenannten "Blaxploitation"-Filmen (Filme, die aus der Sicht von Afroamerikanern gedreht werden, Anmerk. d.Red.), die als Reaktion auf die Bürgerrechtsbewegung entstanden. Er spielte später auch in Filmen wie Tim Burtons "Mars Attacks!" (1996) und Oliver Stones "An jedem verdammten Sonntag" (1999) mit. Als Civil Rights-Aktivist hat Brown außerdem diverse Programme zur Förderung US-amerikanischer Minderheiten gegründet und geleitet.

Jim Brown rennt mit einem Football unter dem Arm.
Football-Legende Jim Brown war immer wieder rassistischen Anfeindungen ausgesetztBild: picture alliance/AP Images/NFL

Sam Cooke

Sam Cooke (1931-1964) gilt als King of Soul, der auch anderen schwarzen Musik-Legenden wie Aretha Franklin, Al Green, Stevie Wonder oder Marvin Gaye zum Erfolg verholfen hat.Als sich die vier Giganten in der Nacht vom 25. Februar 1964 treffen, ist Cooke auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Seit 1957 hatte er eine Reihe von Hits gelandet und gerade erst einen lukrativen Fünfjahresvertrag unterschrieben. In einer Filmszene von "One Night in Miami" wirft Malcolm X dem Sänger diesen finanziellen Erfolg vor, den er innerhalb der vorherrschenden weißen Musikindustrie aufgebaut habe, und fordert ihn auf, einen radikaleren Ansatz zu wählen.

Der Sänger Sam Cooke steht im schwarzen Anzug und weißem Hemd.auf einer Bühne
King of Soul: Sam Cooke um 1963Bild: Everett Collection/imago images

Heute ist der Sänger wohl vor allem durch seinen Song "A Change is Gonna Come" bekannt - eine Hymne der Bürgerrechtsbewegung. Sam Cooke starb am 11. Dezember 1964 im Alter von nur 33 Jahren. Er wurde von einer Motelmanagerin erschossen - angeblich aus Notwehr. Die genauen Umstände sind bis heute unklar.

Adaption: Sabine Oelze.