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Olympia: Bann Russlands soll bleiben

10. Februar 2023

Gemeinsames Signal an das IOC: 35 Länder sprechen sich gegen die Pläne aus, Russland und Belarus unter gewissen Bedingungen wieder für Wettkämpfe und Olympia zuzulassen. Auch über einen Boykott wird gesprochen.

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Russia-Belarus: International Olympic Committee
Bild: ndre M. Chang/ZUMA Press Wire/picture alliance

Nein. Ein Boykott der Olympischen Spiele war an diesem Freitag keine ernstzunehmende Option in der Runde der Sportministerinnen und Sportminister aus 35 Nationen, darunter europäische Länder wie Frankreich und Deutschland, aber auch Vertreter aus den USA und Japan. Polens Sportminister Kamil Bortniczuk sagte anschließend, es sei "zwecklos" sich im Moment mit einem Boykott zu beschäftigen, man könne "das Szenario aber nicht ausschließen." Weitgehend einig war sich die Runde nach Angaben der litauischen Regierung jedoch beim Ausschluss Russlands und Belarus von internationalen Wettkämpfen. Angesichts des Angriffskrieges in der Ukraine sollte es bis auf weiteres keine Rückkehr von Aktiven aus diesen Ländern geben. Alles andere sei ein "schwerer Fehler" des IOC, betonte Österreichs Sportminister Werner Kogler. Diese Position soll in nächster Zeit auch in einer gemeinsamen Erklärung festgehalten werden, die Lucy Fraser, Großbritanniens zuständige Staatssekretärin für Sport, ausarbeitet.  

Selenskij als Gast zugeschaltet

Gut anderthalb Stunden hatten sich die Regierungsvertreter zusammen geschaltet. Eingeladen hatte die britische Regierung. Den Anfang machte jedoch der ukrainische Präsident Wolodymir Selenskij mit einer kurzen Ansprache. Seine Haltung zur Causa ist bekannt: Die Pläne des Internationalen Olympischen Komitees, Wettkämpfe für Aktive aus Russland und Belarus zu öffnen, sei "ein Versuch der ganzen Welt zu erklären, dass Terror in Ordnung ist." Auch hochrangige Vertreter anderer Länder hatten sich in den vergangenen Tagen ebenso ablehnend positioniert. 

Selenskij hatte damit den Ton für die Gespräche, in denen es vor allem darum ging, eine gemeinsame Reaktion auf die Ankündigung des IOC zu finden, gesetzt. Die Olympia-Hüter streben eine Rückkehr von Athletinnen und Athleten aus beiden Ländern auf die internationale Sportbühne unter neutraler Flagge an. Als Bedingung soll gelten, dass die Aktiven sich klar zur olympischen Charta bekennen und den Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützen. IOC-Präsident Thomas Bach hatte jüngst erklärt, ein Ausschluss "wegen eines Passes oder des Geburtsorts" verstoße gegen das Diskriminierungsverbot. 

Auch Unterstützung für IOC-Position

Die Ukraine hatte deswegen sogar mit einem Paris-Boykott gedroht. Daran hatte Bach in einem Schreiben an das ukrainische NOK harsche Kritik geübt. Dieses Verhalten verstoße "gegen die Grundlagen und Prinzipien der Olympischen Bewegung." Es zeichnet sich ab, dass der Ton in der Diskussion rauher wird und sich zwei Lager gegenüber stehen. 

IOC-Präsident Dr. Thomas Bach bei einer Rede in Kiew.
Will den Bann für Aktive aus Russland und Belarus beenden: IOC-Präsident Dr. Thomas BachBild: The Presidential Office of Ukraine/SvenSimon/picture alliance

Mit seinem Plädoyer für eine Öffnung steht IOC-Chef Bach bei weitem nicht alleine da. Er kann sich auf eine größere Fraktion stützen, die sich auf die einende Aufgabe des Sports beruft. Zum Kreis der Unterstützer zählen nach Angaben des IOC zum Beispiel der Olympische Rat Asiens, ein Zusammenschluss von 45 Nationalen Olympischen Komitees, darunter die aus Indien und China. Darüber hinaus einige internationale Fachverbände sowie nicht zuletzt zwei von der Ringe-Organisation wiederholt angeführte Expertinnen der Vereinten Nationen.

Die Gegenseite, die für die Beibehaltung des Russland-Ausschlusses steht, rekrutiert sich vor allem aus Regierungsvertretern mehrheitlich europäischer Nationen, Athletenorganisationen und westlichen sowie baltischen und natürlich ukrainischen Einzelsportlern. Sie wollen mit der zu erwartenden Erklärung aus London ihre Position noch einmal unterstreichen. 

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor