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Obama zu JPMorgan-Skandal: Banken-Reform notwendig

15. Mai 2012

US-Präsident Obama sieht seine Politik gegenüber dem Finanzsektor bestätigt: Der Milliardenverlust bei JPMorgan Chase beweise die Notwendigkeit verschärfter Kontrollen. Bei der Großbank rollten die ersten Köpfe.

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Zwei Händler der JPMorgan Chase-Bank vor Bildschirmen an der Börse in New York (Foto: reuters)
Bild: reuters

Da wollte der US-Präsident nicht zur Tagesordnung übergehen, vor allem nicht mitten im Wahlkampf: Barack Obama wollte deutlich machen, dass der Handelsskandal bei JPMorgan Chase auch nach einer Reihe personeller Konsequenzen noch nicht erledigt sei. Die Bank habe Verluste von mindestens zwei Milliarden Dollar verbucht, obwohl sie mit Jamie Dimon einen der cleversten Banker des Landes an der Spitze habe, sagte Obama dem Sender ABC. Eine schwächere, weniger profitable Bank hätte die selben Wetten abschließen können und die Regierung so wieder zu einem Eingreifen zwingen können. "Genau darum ist die Wall-Street-Reform so wichtig", wird Obama zitiert.

"Lobbyisten zahlten Millionen Dollar"

Die Banken-Reform als seine Antwort auf der Finanzkrise war eines der wichtigsten innenpolitischen Projekte des Präsidenten von der Demokratischen Partei. Die Durchsetzung haperte jedoch erheblich. Nach dem 2010 verabschiedeten Dodd-Frank-Gesetz zur stärkeren Finanzmarktüberwachung in den USA haben die Behörden die etwa Möglichkeit, die Macht von Großbanken zu beschneiden. Allerdings sind für eine Zerschlagung hohe Hindernisse eingebaut. Obama will die Reformen fortsetzen.

Lobbyisten der Finanzbranche hätten zuletzt "Millionen von Dollar" ausgegeben, um die verabschiedeten Auflagen nachträglich zu verwässern, beklagte jetzt Obamas Sprecher Jay Carney. JPMorgan-Chef Dimon gehört zu den schärfsten Kritikern der Regierungspläne, den Eigenhandel der Bankhäuser massiv einzuschränken.

Das bislang als Musterknabe unter den amerikanischen Geldhäusern geltende Institut hatte mit hochriskanten Wetten zwei Milliarden Dollar in den Sand gesetzt. Pikanterweise häuften sich die Verluste ausgerechnet in Absicherungsgeschäften an, die eigentlich dazu dienen sollen, Einbußen im Handel zu begrenzen. Die US-Notenbank Federal Reserve untersucht jetzt, ob JPMorgan an anderer Stelle vergleichbare Risiken eingeht.

Investment-Chefin nahm den Hut

Nach den Fehlspekulationen musste Investment-Chefin Ina Drew zurücktreten, eine Mitarbeiterin mit absolutem Spitzengehalt, die hohes Ansehen an der Wall Street genoss. Die 55-jährige Drew gehe nach mehr als drei Jahrzehnten bei JPMorgan "in Rente", wurde mitgeteilt. Der Abgang weiterer Top-Manager in New York und London wird laut "Wall Street Journal" in Kürze erwartet. Bankchef Dimon räumte in einem TV-Interview immerhin Fehler ein. Man habe "schlecht auf erste Warnsignale reagiert".

SC/gri (rtr,afp)