Neue Märkte
25. September 2008Die Internationale Automobilausstellung (IAA) für Nutzfahrzeuge ist das weltweit wichtigste Treffen der Branche. Sie findet ab Donnerstag (25.09. bis 02.10.2008) in Hannover allerdings unter eher ungünstigen Vorzeichen statt: Nach einem jahrelangen Boom stehen die LKW-Bauer nun vor schwierigeren Zeiten. Doch Abhilfe ist in Sicht: Auf den Wachstumsmärkten in Brasilien, Russland, Indien und China - den so genannten BRIC-Staaten - ist von Flaute keine Spur.
All der Glamour und die vielen Neuheiten, die der Weltkonzern Daimler in Hannover auffährt, können den Blick nicht verstellen auf die konjunkturelle Lage. Und da sieht es nach fünf fetten Jahren, in denen sich das Wachstum fast von selbst einstellte, eher mager aus. Aus Westeuropa kommen immer weniger Aufträge, und der US-amerikanische Markt ist gänzlich eingebrochen. Jetzt muss sich zeigen, ob die Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht haben - durch eine breitere Aufstellung des Geschäftes.
Daimler: "Wir müssen vor Ort sein"
"In Brasilien sind wir schon seit über 50 Jahren sehr gut aufgestellt. In Indien sind wir gut unterwegs, in China sind wir in Verhandlungen über ein Joint-Venture. Und auch in Russland sind wir dabei", sagt Andreas Renschler, Chef der Daimler-Nutzfahrzeug-Sparte.
Dort findet das Wachstum für die Nutzfahrzeugmärkte der Zukunft statt, ist er überzeugt. "Dort brauchen wir die richtigen Produkte und müssen vor Ort sein, um entsprechend an diesem Wachstum teilhaben zu können." Diese Strategie will Daimler weiterführen und ist überzeugt, das der Konzern damit auch seine Position als Nummer Eins in der Welt behalten werde.
MAN: Neue Märkte fest im Blick
Doch auch die Nummer Eins muss aufpassen: Der Wettbewerb ist hart - und der deutsche Konkurrent MAN sieht sich dafür bestens gerüstet. Auch bei den Münchnern hat man mittlerweile die neuen Märkte fest im Blick. In Russland ist man unter den Importeuren die Nummer Eins, in China wird ebenfalls über ein Joint-Venture verhandelt und in Indien ist die LKW-Fertigung mit einem Partner bereits angelaufen. "Wenn wir diese Strategie der Internationalisierung nicht gefahren wären - ob in Russland oder anderswo - dann hätten wir heute deutliche Auslastungsprobleme", meint MAN-Nutzfahrzeug-Chef Anton Weinmann.
VW ist in Lateinamerika schon erfolgreich
Auch bei Volkswagen, Europas größtem Autobauer, setzt man mehr und mehr auf das Geschäft mit Nutzfahrzeugen. Denn das Marktpotential ist um ein vielfaches größer als bei PKW. Mit schweren Brummis ist man vor allem in Lateinamerika sehr erfolgreich. Für neues Wachstum soll bei VW wie bei den anderen der Eintritt in neue Märkte sorgen.
Die osteuropäischen Märkte sind laut Stephan Schaller schon sehr gut angesprungen: "Wir haben dort insgesamt 33.000 Autos verkauft - allein in Russland haben wir ein 80-prozentiges Plus beim Verkauf", sagt der VW-Nutzfahrzeugchef. In China versucht VW noch, einen richtigen Partner zu finden. In Indien würden nun die ersten Fahrzeuge verkauft. "Insgesamt ist das unser Fokus für die nächsten Jahre“, sagt VW-Mann Schaller.
Wirtschaftlich und sicher sollen neue LKW sein
Wer sich darüber hinaus in den etablierten Märkten behaupten will, der muss seine Kunden locken mit neuen Lastern, die weniger Kraftstoff brauchen, extrem wirtschaftlich und sicher sind. Hier bieten sich neue Chancen für die deutschen Hersteller.
Am LKW führt auch in den kommenden Jahren kein Weg vorbei. Denn wer immer übers Internet etwas bestellt - nach Hause bringen es nicht Schiff oder Flugzeug, sondern die Transporter der Post und anderer Zustelldienste.