1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Sammelwut bei der NSA

15. Oktober 2013

Die Sammelleidenschaft des US-Geheimdienstes NSA kennt offenbar keine Grenzen. Laut einem Bericht der "Washington Post" greifen die Agenten in großem Stil auch Kontaktlisten von E-Mail-Konten ab.

https://p.dw.com/p/19zXj
Computerbildschirm (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Stuidogespräch Konstantin Klein

Die Serie von brisanten Überwachungsvorwürfen gegen den US-Geheimdienst NSA wird immer länger: Nach einem Bericht der "Washington Post" späht die NSA jedes Jahr Kontaktdaten von mehreren hundert Millionen Internetnutzern in aller Welt aus. Die Informationen würden aus persönlichen E-Mail-Adressbüchern, Freundeslisten und von Kurzbotschaftendiensten abgeschöpft, berichtete die Zeitung. Die Informationen stammten von hohen Geheimdienstmitarbeitern und aus Dokumenten des Informanten Edward Snowden.

Demnach sollen NSA-Spezialisten an einem einzigen Tag des vergangenen Jahres 444.743 E-Mail-Adressbücher von Yahoo, 105.068 von Hotmail, 82.857 von Facebook und 33.697 von Googlemail für ihre Zwecke gesammelt haben. Weitere 22.881 Datensätze stammten aus nicht näher aufgeschlüsselten Quellen, wie die Zeitung aus einer internen Powerpoint-Präsentation der NSA erfahren haben will. Darin seien die Zahlen als normales Tagesaufkommen beschrieben worden, was insgesamt mehr als 250 Millionen Datensätzen pro Jahr entsprechen würde.

"Alles legal"

Die NSA betonte, dass ihre Überwachungsaktivitäten legal seien und im Einklang mit dem Schutz der Privatsphäre stünden. Ein Sprecher des Büros des Nationalen Geheimdienstdirektors erklärte der Zeitung, dass die NSA Hinweise auf Terroristen, Menschenhändler und Drogenschmuggler suche. "Wir sind nicht interessiert an persönlichen Informationen über normale Amerikaner." Online gespeicherte Kontaktlisten seien ergiebigere Datenquellen als Telefonaufzeichnungen. Adressbücher enthielten nicht nur Namen und E-Mail-Adressen sondern auch Telefonnummern, Anschriften und Informationen über Familien und Geschäfte.

Sprecher von Google, Microsoft und Facebook erklärten dem Blatt, sie leisteten keine Hilfe für die staatliche Datensammlung. Bei Yahoo hieß es, ab Januar würden alle E-Mail-Verbindungen verschlüsselt. Google hatte als erstes Unternehmen bereits 2010 alle seine E-Mail-Verbindungen gesichert. Nach Angaben von Insidern sollte damit teilweise die Sammlung von Benutzer-Informationen in großem Umfang durch die NSA und durch andere Geheimdienste durchkreuzt werden.

Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Snowden hatte im Juni damit begonnen, den Zeitungen "Washington Post" und "Guardian" Informationen über umfangreiche Überwachungsprogramme zuzuspielen, mit denen die NSA und andere Geheimdienste massenhaft E-Mails und Telefonate kontrollieren. Wegen der Enthüllungen wird der 30-Jährige von den USA per Haftbefehl gesucht. Er hatte sich zunächst nach Hongkong abgesetzt und war dann mit einem ungültigen Reisepass nach Moskau geflogen. Dort saß Snowden wochenlang im Transitbereich des Flughafens fest, bevor ihm Russlands Regierung im August für ein Jahr Asyl gewährte.

as/wl (dpa, rtr, afp)