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Norbert Lammert: Lieber einflussreich als auffällig

Silke Bartlick19. Oktober 2005

In der konstituierenden Sitzung des Bundestages haben die Abgeordneten am Dienstag (18.10.2005) Norbert Lammert zum neuen Bundestagspräsidenten gewählt. Ein Porträt.

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Bild: AP

"Man muss sich irgendwann in seiner politischen Laufbahn darüber klar werden, ob man einflussreich oder auffällig sein will", sagt Norbert Lammert. Und lächelt, auf diese verschmitzte, halb ironische Weise, mit der er schon die Stimmung mancher Bundestagssitzung aufgelockert hat. Der heute 56-jährige promovierte Sozialwissenschaftler hat sich gegen die großen Auftritte entschieden und seinen Einflussbereich eher leise, aber kontinuierlich ausgebaut.

Versierter Fachmann

Bereits im Alter von 15 Jahren ist der gebürtige Bochumer in die Junge Union eingetreten, wurde stellvertretender Kreisvorsitzender in seiner Heimatstadt, Mitglied des Landesvorstandes seiner Partei in Nordrhein-Westfalen und genießt seit 1980 als Mitglied des Deutschen Bundestages einen uneingeschränkt guten Ruf. Denn Lammert gilt als versierter Fachmann, auf dessen Urteil Verlass ist. Als kultur- und medienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion wurde er schließlich auch in Fachkreisen bekannt.

Beliebt in der Kulturszene

Als Staatssekretär hat Norbert Lammert sich auch im Bildungs-, Wirtschafts- und Verkehrsministerium als zielbewusster Kopfmensch profiliert. Denn er ist ein Politiker, der sich auf differenzierte Problemanalysen versteht. Seine Beliebtheit bei Kulturschaffenden unterschiedlichster politischer Coleur verdankt der vierfache Vater darüber hinaus dem Umstand, dass er der Kultur nie hinein geredet, sondern allein ihre Interessen vertreten hat.

"Für das Selbstverständnis eines Landes, für die Bedingungen, unter denen es sich entwickelt, gibt es kaum einen anderen Bereich, der eine vergleichbar hohe Bedeutung hat wie Kunst und Kultur. Und zwar unabhängig von der Frage, wie vielen Menschen das aktiv bewusst ist oder nicht", sagt Lammert.

Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, rechts, spricht vor Beginn der Klausur des CDU/CSU-Fraktionsvorstandes in Berlin am Donnerstag, 13. Oktober 2005, mit dem Abgeordneten Norbert Lammert
Norbert Lammert mit Angela MerkelBild: AP

Schon im Jahre 2002 wurde Norbert Lammert unter dem Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber als potenzieller Kulturstaatsminister gehandelt. Und auch im so genannten Kompetenzteam Angela Merkels hat er die Zuständigkeit für die Kulturpolitik übernommen.

Neue Aufgaben

Seit drei Jahren allerdings ist der Unionspolitiker auch Vizepräsident des Parlaments. Er hat Gefallen daran gefunden, in Geschäftsordnungsfragen zu vermitteln, zu schlichten und auch einmal die eigenen Parteifreunde zur Ordnung zu rufen.

Künftig wird er das wohl nicht mehr aus der zweiten Reihe tun, sondern in jenem Rampenlicht stehen, dem er bislang gerne ausgewichen ist. Denn es sieht ganz danach aus, als hätte Lammert seinen Einflussbereich erneut ausgebaut. Als designierter Bundestagspräsident soll er das zweithöchste Staatsamt - nach dem Bundespräsidenten - bekleiden.