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Nigeria verstärkt den Kampf gegen illegalen Ölhandel

Mimi Mefo | Okeri Ngutjinazo
26. Dezember 2024

Das nigerianische Militär hat mit der Zerstörung illegaler Raffinerien und Lager einen Schlag gegen Öldiebstahl erzielt. Doch die zugrundeliegenden Ursachen für das Vorgehen der Banden liegen tiefer.

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Zerbeulte Fässer liegen in Lachen von schwarzem Rohöl und Schlamm
In Nigeria verliert die Regierung Millionen Liter Rohöl durch Diebstahl und SabotageBild: Sunday Alamba/AP Photo/picture alliance

Das nigerianische Militär und die Sicherheitskräfte haben dem illegalen Ölhandel einen schweren Schlag versetzt. 56 Lagerstätten wurden zerstört, um dieser Untergrundwirtschaft den Boden zu entziehen.

Als größter Erdölproduzent Afrikas hat Nigeria häufig mit umfangreichem Öldiebstahl und Sabotage an den Pipelines zu kämpfen. Der Ölraub ist so massiv, dass Produktion und Exporte zurückgingen. Weil das sich auch massiv auf die Staatsfinanzen auswirkt, steht Präsident Bola Tinubu vor einer großen Herausforderung.

Bei einer kürzlich durchgeführten Razzia haben die Armee und andere Sicherheitsbehörden des Landes mindestens 88 Öltanks beschlagnahmt und 1,2 Millionen Liter gestohlenes Rohöl sichergestellt.

Ein Blechfass ist in den kargen Boden eingelassen worden, darin sammelt sich Rohlöl
Öldiebstahl in Nigeria nimmt weiter zu, wenn die Regierung die Anwohner der Ölfördergebiete nicht besser sozial versorgtBild: Pius Utomi Ekpei//AFP/Getty Images

Bei der Razzia wurden außerdem mindestens 15 illegale Raffinerieanlagen im südlichen Bundesstaat Bayelsa zerstört. Tausende Liter gestohlenen Rohöls und illegal raffinierten Benzins wurden ebenfalls sichergestellt. Außerdem sind siebzehn Verdächtige festgenommen sowie Fahrzeuge und Ausrüstung beschlagnahmt worden.

Laut der Nigerian Extractive Industries Transparency Initiative, die sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Öl-, Gas- und Bergbaueinnahmen des Landes einsetzt, gingen Nigeria zwischen 2009 und 2020 rund 620 Millionen Barrel Rohöl im Wert von 46 Milliarden US-Dollar (42 Milliarden Euro) verloren.

Öldiebstahl aus Mangel an Alternativen

Öldiebstahl ist in Nigeria nichts Neues, aber sein Ausmaß und seine Professionalisierung haben in den letzten Jahren zugenommen. Das ölreiche Nigerdelta gilt als der größte Hotspot.

Nach Ansicht von Umaru Ahmadu, einem Finanzberater für Öl und Gas, wird der Öldiebstahl weitergehen, solange die Regierung nicht zuerst für soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit in der Region sorgt. Er sagte der DW, dass die aufeinanderfolgenden Regierungen die Bewohner der Ölfördergebiete vernachlässigt hätten. "Sie haben keine Infrastruktur, sie haben keine grundlegende soziale und wirtschaftliche Unterstützung. Es gibt kein soziales Sicherheitsnetz. Sie haben ihre Lebensgrundlagen verloren. Ihre Umgebung völlig zerstört", sagte Ahmadu.

Verseuchte Umwelt im Nigerdelta

"Niemand interessiert sich für ihre Probleme. Wir fördern Rohöl und zerstören dabei ihre Umwelt. Solange die lokale Bevölkerung keine angemessene finanzielle Entschädigung erhält, wird sie immer zur Selbsthilfe greifen", betont Ahmadu. Das bedeute, dass sie das Rohöl stehlen und häufig illegal raffinieren würden. 

Doch die Regierung könne eine dauerhafte Lösung für die durch die Rohölförderung verursachten Probleme finden, wenn sie sich dieser Probleme annehme, fügt er an.

Die Verursacher zur Rechenschaft ziehen

Laut Benjamin Boakye, geschäftsführender Direktor des Africa Centre for Energy Policy (ACEP) in Ghana, ist die Situation in Nigeria darauf zurückzuführen, dass die Menschen mit Verbrechen davonkämen und nur auf Geld aus seien, nicht aber auf die Vorschriften reagierten.

Boakye beklagt, dass häufig dieselben Politiker und Sicherheitsbehörden, die für die Verhinderung der Umweltverschmutzung und die Durchsetzung der Gesetze zuständig sind, oft eigene Geschäftsinteressen in dem Bereich verfolgen. "Solange es keinen politischen Willen gibt, das Chaos zu beseitigen und die Leute zur Rechenschaft zu ziehen, werden wir nur darüber reden und keine Lösung für das Gesamtproblem finden", sagte er zur DW.

Im Nigerdelta am Ufer steht eine dunkle Holzhütte, ein Verbotsschild weist auf verschmutztes Wasser hin
Das Nigerdelta gilt als Hotspot im illegalen Ölhandel, der Luft und Wasser verseucht hatBild: Yasuyoshi Chiba/AFP/Getty Images

Boakye fordert mehr Rechenschaft: Wer mit dem Schutz der staatlichen Ressourcen betraut ist, sollte bei Umweltvergehen mit zur Verantwortung gezogen werden. Die Behörden dürften nicht zulassen, dass Einzelpersonen aus Profitgier die Umwelt zerstörten.

Auswirkungen auf Umwelt, Bevölkerung und Wirtschaft als Ganzes

Studien haben gezeigt, dass der Öldiebstahl die Luft, das Land und das Wasser verseucht hat - das hat verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensgrundlagen der Bewohner. Ahmadu sieht die Situation ähnlich und sagte, dass der illegale Bergbau erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt hat, "weil diese Leute keine Experten sind, sie sind keine Spezialisten".

"Sie gehen die Sache auf die gröbste Art und Weise an. Das Ergebnis ist, dass die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen wird", sagte er. In extremen Fällen kam es aufgrund von Öldiebstahl sogar zu Großbränden.

Neben der Umwelt und der lokalen Bevölkerung leidet aber auch Nigeria als Ganzes unter dem Öldiebstahl, mahnt Finanzberater Ahmadu: Die nigerianische Regierung müsse durch die ständige Zerstörung von Pipelines und anderer Ölinfrastruktur massive Einnahmeverluste hinnehmen. Das behindere den Fortschritt, betont Ahmadu.

Adaption aus dem Englischen von Martina Schwikowski.