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Nigeria und die Nacktscanner

6. Januar 2010

Als Konsequenz des versuchten Flugzeug-Attentats von Detroit haben die USA ihre Sicherheitskontrollen an Flughäfen deutlich verschärft. Nun stehen auch Nigerianer im Visier der Behörden.

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Afrikanischer Passagier (Foto: AP)
Fluggäste aus Nigeria müssen mit schärferen Kontrollen rechnenBild: AP
"Unfair" – immer wieder fällt dieses Wort in Nigeria, seit die USA Reisende aus dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas auf eine Schwarze Sicherheitsliste gesetzt haben – und auf eine Stufe stellen mit den üblichen Verdächtigen wie Libyen, Afghanistan oder Pakistan. Besonders entrüstet ist Nigerias Kommunikationsministerin Dora Akunyili. Nigeria sei ein friedliches Land, betont sie gebetsmühlenartig, der Attentäter Umar Faruk Abdulmutallab habe weder etwas mit den Muslimen, noch mit den Bürgern Nigerias insgesamt zu tun. Man dürfe nicht einfach 150 Millionen Menschen für die Tat eines Einzelnen büßen lassen, der noch dazu die meiste Zeit seines Lebens im Ausland verbracht habe. So sieht das auch der nigerianische Geschäftsmann Morris Akwefunlare, der in den USA lebt. Und für den das Reisen nun noch schwieriger wird.

Nigeria plant stärkere Sicherheitsmaßnahmen

Sicherheitskontrollen an Flughäfen (Foto: AP)
Nach US-amerikanischem Vorbild will Nigeria an Flughäfen für mehr Sicherheit sorgenBild: AP

"Wir sind kein Land von Terroristen. Soviel steht fest. Jeder weiß das. Wir sind keine Nation, die solchen Extremismus in Massen entwickelt. Im Norden mag es vereinzelte Spinner geben, aber schauen Sie sich den Süden Nigerias an, da leben Christen und Muslime friedlich zusammen." Trotz aller Enttäuschung über die Schwarze Liste: Nigeria will ein Zeichen setzen und so genannte Nacktscanner einführen. Harold Demuren, Direktor der zivilen Luftfahrtbehörde verkündet stolz, dass die Regierung viel Geld in die Hand nehmen will, um die Flughäfen von Lagos, Abuja, Kano und Port Harcourt mit Geräten auszustatten, die pro Stück mehr als eine Million Euro kosten sollen. "Das zeigt, wie entschlossen wir sind, Nigerias Flughäfen insbesondere für den Transit absolut sicher zu machen und den Luftverkehr zu schützen. Terroristen werden bei uns keine Chance mehr haben – sie werden es hier in kein Flugzeug mehr schaffen", so Demuren.

Auch Ghana im Visier der Ermittler

Umar Faruk Abdulmutallab (Foto: AP)
Abdulmutallab hatte den Sprengstoff vermutlich bereits in Ghana bei sichBild: AP

Doch nicht nur Nigeria, auch das Nachbarland Ghana gerät ins Visier der Ermittler. Denn erstens wird der Sprengstoff Nitropenta in vielen Goldminen Ghanas verwendet. Und zweitens hat der Attentäter sein Flugticket in Ghana gekauft, um von dort aus nach Lagos in Nigeria und schließlich über Amsterdam nach Detroit weiterzufliegen. Das FBI vermutet, Abdulmutallab könnte den Sprengstoff zu diesem Zeitpunkt bereits in seiner Unterhose versteckt und schon in Ghana durch die Sicherheitskontrollen geschmuggelt haben. Dieser Verdacht sorgt nun am Flughafen von Accra für einige Unruhe. "Wenn die Behörden beim Sicherheitscheck nichts bemerkt haben, dann weiß ich nicht, ob wir in diesem Land überhaupt noch sicher sind", fragt sich ein Fluggast. "Ich denke, die Sache mit Abdulmutallab hat hier ich Ghana begonnen", mutmaßt ein anderer. Zwar werden nun aus gutem Grund auch in Accra die Kontrollen verschärft. Doch die Sicherheitsbehörden in Ghana weisen alle Vorwürfe zurück. Man sei von den Kollegen in Nigeria nicht rechtzeitig über die Warnungen durch den Vater des Attentäters informiert worden. Und wie in Nigeria wehren sich auch die Menschen in Ghana dagegen, dass man ihnen nun aus den USA den sprichwörtlichen Schwarzen Peter zuschiebt.

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Katrin Ogunsade