Niederländer raus aus der Schusslinie
1. August 2010Als "Maßstab für andere" hat NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen den Einsatz der Niederländer am Hindukusch hervorgehoben. Auch US-Präsident Barack Obama bezeichnete ihre Mission als "eine der herausragendsten". Dennoch: Ab diesem Sonntag (01.08.2010) verlässt das niederländische Kontingent Afghanistan nach vier Jahren. Die Gegner des Abzugs kritisieren, dass die Niederländer ihre Aufgabe nicht zu Ende gebracht hätten.
Niederländer können stolz sein
Der Chefkommandeur der niederländischen Armee, General Peter van Uhm, sieht das anders. Er sagte, seit dem Beginn ihres Einsatzes mit dem Schwerpunkt Urusgan im August 2006 habe die niederländische Armee "spürbare Ergebnisse erreicht, auf die die Niederländer stolz sein können". Für die Bevölkerung in dem südafghanischen Urusgan seien "relativ sichere Lebensbedingungen und Fortschritte bei gesundheitlicher Versorgung, Bildung und Handel" erreicht worden.
"3D"-Strategie erfolgreich
Die Niederländer setzten in der Region, in der die radikalislamischen Taliban sehr stark sind, auf eine "3D"-Strategie – das steht für defence, development, diplomacy, also Verteidigung, Entwicklung und Diplomatie. Sie bildeten nicht nur 3000 afghanische Soldaten aus, sondern verteilten auch eine Million Obstbaumsetzlinge, um den örtlichen Bauern eine Alternative zum Opiumanbau zu geben. Auch am Bau einer Straße zwischen den bevölkerungsreichsten Städten der Provinz beteiligten sich die niederländischen Soldaten. Die Regierung investierte in den Afghanistan-Einsatz 1,4 Milliarden Euro. 24 Soldaten wurden seit Beginn des Einsatz vor vier Jahren getötet.
Regierungs-Sollbruchstelle Afghanistaneinsatz
Innenpolitisch war das Engagement der niederländischen Streitkräfte am Hindukusch äußerst umstritten. 2007 war beschlossen worden, im August 2010 mit dem Truppenabzug zu beginnen und ihn Ende des Jahres abzuschließen. Doch die NATO und die USA wollten den verlässlichen Partner in Afghanistan nicht verlieren und baten, den Einsatz um ein Jahr zu verlängern. Im Streit um den Abzugstermin zerbrach dann im Februar die Regierung in Den Haag.
Zweifelhafte Glückwünsche
Auf die ISAF-Mission der NATO in Afghanistan soll der Wegfall des niederländischen Kontingents keinen Einfluss haben. Die Einheiten sollen durch Soldaten aus den USA, Australien, Singapur und der Slowakei ersetzt werden, hieß es bei der ISAF anlässlich der Übergabe des Kommandos. Kurz vor dem Abzugstermin erhielten die Niederländer noch zynische Grüße aus Afghanistan: In einem Interview mit der Amsterdamer Zeitung "de Volkskrant" beglückwünschte ein Sprecher der Taliban die Niederländer zu ihrer "unabhängigen Entscheidung", das Land zu verlassen.
Autorin: Sabine Faber (afp, dpa)
Redaktion: Ulrike Quast