Nichts zu Lachen für die Filmgeschichte?
Interessiert man sich für Kunst, geht man ins Museum. Konzertgänger gehen in die Philharmonie. Literaturliebhaber schauen einfach in ein Buch. Doch was machen Liebhaber der Kinogeschichte? Ein Dilemma und 10 Vorschläge.
The King of Comedy (1982)
Wir beginnen unsere Reise in die Kinogeschichte mit einem Film von 1982. "King of Comedy" war ein erster Ausflug von US-Starregisseur Martin Scorsese ins Komödienfach. An der Kasse fiel der Film durch, doch die Kritik schwärmte - auch angesichts der Besetzung der Hauptrollen mit Jerry Lewis und Robert DeNiro. "King of Comedy" liegt jetzt erstmals auf Blu-ray vor, mit exzellentem Ton und Bild.
Zeugin der Anklage (1957)
Auch den Klassiker von Billy Wilder kann man sich wieder in großartiger Bild/Ton-Qualität anschauen. "Zeugin der Anklage" erzählt eine verzwickte Justizgeschichte mit Marlene Dietrich und Tyrone Power. Der Film wurde mit Lob überschüttet, das größte kam von Agatha Christie: "Alles, was ich an Verfilmungen meiner Werke gesehen habe, fand ich ausgesprochen scheußlich, bis auf 'Zeugin der Anklage'."
23 Schritte zum Abgrund (1956)
Dieser spannende Krimi lohnt ein Wiedersehen, auch wenn er nicht ganz so bekannt ist wie "Zeugin der Anklage". Regisseur Henry Hathaway, ansonsten eher Westernspezialist, drehte ihn zwei Jahre nach Alfred Hitchcocks "Fenster zum Hof". Mit diesem Meisterwerk verbindet ihn einiges: Ein Mann mit Behinderung auf der Spur eines Verbrechens, zur Hilfe kommt ihm ein treuer Butler und eine blonde Schöne.
Rächer der Enterbten (1956)
Die große Zeit des Western-Genres waren die 1950er Jahre und dieses Jahrzehnt war auch das produktivste des US-Regisseurs Nicolas Ray. Zu Rays größten Fans zählt Wim Wenders, der mit Ray kurz vor dessen Tod noch einen Film gedreht hat. Rays Western "Rächer der Enterbten" erzählt einmal mehr die mythische Geschichte von Jesse James....
Verdammt zum Schweigen (1955)
Wie Billy Wilder stammt auch Regisseur Otto Preminger aus Österreich-Ungarn und machte in Hollywood Karriere. Preminger inszenierte eine auf wahren Begebenheiten beruhende Episode amerikanischer Militärhistorie. Gary Cooper spielt einen aufrechten und sturen Offizier, der den schlechten Zustand der US-Luftwaffe kritisiert. Ein Film über "wahren" Patriotismus - gerade im Trump-Zeitalter sehenswert.
Goldhelm (1951)
Und nun zum französischen Kino. Immer wieder eine Entdeckung sind die Filme Jacques Beckers (1906-1960), von dem der Anbieter "Arthaus" vier zeitlose Meisterwerke in einer Edition veröffentlicht hat. Die Filme sind digital auf den neuesten Stand gebracht. "Goldhelm" mit Simone Signoret gehört zu Beckers filmischen Höhepunkten, eine poetische Kriminalgeschichte im Paris der Belle Époque.
Das Verbrechen des Herrn Lange (1935)
Jacques Becker begann als Regieassistent des großen Jean Renoir. Auch von diesem Meister der Kinogeschichte werden immer mal wieder Filme ausgegraben, digital restauriert und auf DVD bzw. Blu-Ray herausgebracht. Soeben erschienen ist Renoirs Mordgeschichte aus dem Verleger-Milieu "Das Verbrechen des Herrn Lange". Ein Film über Klassenkämpfe mit einer dämonischen Hauptfigur à la Harvey Weinstein.
Es geschah morgen (1944)
Von Renoirs Landsmann René Clair stammt diese Tragikomödie, die der Regisseur 1944 in Hollywood realisierte, nachdem er das von den Nazis besetzte Frankreich verlassen musste. Auch "Es geschah morgen" spielt im Zeitungs- und Verleger-Millieu, auch hier geht es um wahre und erfundene Nachrichten. So schlägt auch ein historischer Film wie "Es geschah morgen" Brücken ins Fake-News-Zeitalter.
Fahrraddiebe (1948)
Eines der großen Meisterwerke der Nachkriegsgeschichte, das bis heute in keiner Best-of-Hitliste der Kinogeschichte fehlt, ist Vittorio de Sicas "Fahrraddiebe". Der Klassiker des neorealistischen Films, der einen ebenso authentischen wie melodramatischen Blick auf die Tristesse der Zeit nach dem 2. Weltkrieg warf, ist jetzt mit umfangreichen Dokumentationsmaterialien auch auf Blu-ray erschienen.
Um's tägliche Brot (1929)
Filmgeschichte als Sozialgeschichte, Kino als Akt des Widerstands: An einem Film wie "Um's tägliche Brot" von Phil Jutzi lässt sich das heute treffend studieren. Jutzi drehte 1929 im niederschlesischen Waldenburg, dem Zentrum der ostdeutschen Kohleförderung. Die Nazis verboten den Film, in den '70er Jahren wurde ein Fragment im DDR-Fernsehen ausgestrahlt. Jetzt gibt's den Film vollständig auf DVD.