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Minarette für Österreich?

30. August 2010

Es ist eine Zukunftsvision - und den Rechtspopulisten kommt sie gerade zur rechten Zeit. Denn es ist Wahlkampf in Wien und das Thema Minarette nutzt FPÖ-Chef Strache nun für seine Zwecke.

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Moschee in Wien (Foto: picture-alliance/dpa)
Eine von vier: die Moschee in WienBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Für die 500.000 Muslime in Österreich gibt es 200 Gebetshäuser - und vier Moscheen. Die stehen in Wien, Tirol, Salzburg und Niederösterreich. Für die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich sind das fünf zu wenig: "Wünschenswert wäre in jedem Bundesland eine von außen hin erkennbare Moschee. Nicht morgen, nicht übermorgen, aber auf lange Sicht", sagt Präsident Anas Shakfeh.

Mitten im Wahlkampf

Wahlplakat mit Porträt von Strache und dem Satz "Mehr Mut für Wiener Blut" (Quelle: FPÖ)
Wahlkampf in WienBild: FPÖ

Für ihn ist das eine Zukunftsvision, für die Rechtspopulisten eine gute Vorlage. Die Freiheitliche Partei (FPÖ) geht auf die Barrikaden. Parteichef Heinz-Christian Strache, sagt in einem ORF-Interview, der Glaube sei ihm heilig und er respektiere den Islam, aber: "Gebetshäuser ja, aber keine Mehrzweckeinrichtungen. Und es braucht auch kein Minarett und keine Muezzin in Österreich. Es soll zentrale Gebetshäuser geben, aber dazu braucht es kein Minarett, das ein Siegessymbol darstellt und nicht ungedingt ein Glaubenssymbol." Der FPÖ-Chef ist einer der schärfsten Islam-Kritiker Österreichs.

Dass die Islamische Glaubensgemeinschaft gerade jetzt das Thema Minarette angesprochen hat, freut Strache. Er befindet sich gerade mitten im Wahlkampf: Im Oktober will er Wiener Bürgermeister werden. Anas Shakfeh wehrt sich jedoch gegen Vorwurf, unfreiwillig Wahlkampfhilfe geleistet zu haben: "Die FPÖ braucht meine Aussage nicht, um fremdenfeindliche Parolen zu plakatieren. Das haben sie bereits getan. Anscheinend haben sie in diesem Wahlkampf nur das Programm 'Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie'. Sie haben meine Zukunftsvision missbraucht." In ganz Wien lächelt Strache zurzeit von Plakaten herab, fordert darauf "Mehr Mut für unser Wiener Blut - Zu viel Fremdes tut niemandem gut."

Mehr als nur ein Turm

Minarett (Foto: AP)
Österreich diskutiert über MinaretteBild: AP

Die Islamische Glaubensgemeinschaft ist nun darum bemüht, die Situation zu beruhigen. Eine Moschee samt Minarett in jeder österreichischen Landeshauptstadt - das sei nur ein Fernziel, stellt Omar Al Rawi klar, Integrationsbeauftragter der Gemeinschaft und sozialdemokratischer Abgeordneter in Wien. "Wir wollen nicht Strichlisten führen über die Bundesländer und Moscheen, sondern fragen, ob es dort Muslime gibt und sie Sehnsucht nach einem würdigen Gebetsraum haben. Dann soll er dort entstehen."

Aus theologischer Sicht sind Minarette kein Muss für eine Moschee. Für Islamwissenschaftlerin Amena Shakir sind sie aber ein Zeichen dafür, dass die Muslime angekommen sind. "Die Muslime sagen: Wir wollen nicht mehr zurück in welches Heimatland auch immer, sondern wir sind Österreicher. Wir wollen auch hier eine schöne Moschee ist, die wir selber gestalten könne. Eine Moschee, die würdig ist und in die man gerne jemanden einlädt und nicht eine Hinterhofmoschee oder eine Kellermoschee, für die man sich einfach nur schämt, wenn man Gäste hat oder selbst dort betet."

Machtpolitisches Symbol oder Leuchtturm des Glaubens? Die FPÖ und auch das BZÖ machen sich für Volksbefragungen stark. Dabei soll nach dem Schweizer Vorbild über ein Bauverbot von Moscheen mit Minaretten abgestimmt werden. Der Streit ums Minarett wird Österreich noch eine Weile beschäftigen, mindestens bis zur Wiener Gemeinderatswahl im Oktober.

Autorin: Anne Zimmermann
Redaktion: Julia Kuckelkorn