Neuer Mann an der IAEA-Spitze
3. Juli 2009Wenn seine Wahl auch von der Generalversammlung aller IAEA-Mitgliedsstaaten im September bestätigt werde, werde er sein "Äußerstes tun, das Wohlergehen der Menschheit zu fördern und nachhaltige Entwicklung durch die friedliche Nutzung von Atomenergie sicherzustellen", erklärte Yukiya Amano in Wien. Zugleich rief der 62-Jährige "alle Mitgliedstaaten im Norden, im Süden, im Osten und Westen" zum gemeinsamen Kampf gegen die Verbreitung von Atomwaffen auf. Der Japaner erinnerte auch an die Geschichte seines Landes, das als einziges jemals mit Atombomben angegriffen wurde.
23:11 Stimmen
Der IAEA-Gouverneursrat hatte Amano am Donnerstag (02.07.2009) mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit gewählt. Die Entscheidung fiel allerdings äußerst knapp aus. Amano erhielt 23 von 35 Stimmen, ein Mitglied des Gouverneursrats enthielt sich. Gegen den Japaner war der langjährige südafrikanische IAEA-Botschafter Abdul Samad Minty angetreten. Der dritte Kandidat, der Spanier Luis Echavarri, schied vorzeitig aus dem Rennen aus. In den vergangenen Wochen waren mehrere Anläufe zur Wahl eines neuen IAEA-Chefs gescheitert.
Amano, der sein Land seit 2005 bei der Internationalen Atomenergie-Organisation vertrat, galt als Favorit der Industrienationen, während Minty vor allem von den Entwicklungsländern unterstützt wurde. Der bisherige IAEA-Chef ElBaradei (67) scheidet Ende November nach zwölf Jahren aus dem Amt. Der Ägypter verzichtete auf eine vierte vierjährige Amtszeit.
Viel zu tun
Als künftiger IAEA-Chef steht Amano, der in der japanischen Regierung bereits seit Anfang der 1990er Jahre mit Atomenergie und Rüstungskontrolle befasst war, viel Arbeit bevor. Sorgen bereitet der internationalen Gemeinschaft vor allem Nordkorea, das Ende Mai zum zweiten Mal eine Atombombe testete.
Der Iran reichert trotz UN-Sanktionen weiter Uran an und schürt damit Befürchtungen im Westen, die Islamische Republik baue heimlich an einer Atombombe. ElBaradei hatte erst im Juni erklärt, der Iran wolle definitiv waffenfähiges Plutonium erzeugen. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht hatte die IAEA außerdem bekanntgegeben, dass ihre Inspektoren in einem Forschungsreaktor in Syrien verdächtige Uran-Spuren gefunden hätten.
Die in Wien ansässige IAEA kontrolliert seit 1970 die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags, der verhindern soll, dass in der Atomindustrie waffenfähiges Material zum Bau von Atomwaffen abgezweigt wird. Ihre Inspektoren überprüften bereits Atomanlagen in mehr als 70 Staaten. 2005 erhielt die Organisation gemeinsam mit ihrem Chef ElBaradei den Friedensnobelpreis. (wa/se/dpa/afp/rtr/ap)