Gespräche zwischen Nord- und Südkorea
19. April 2009Am kommenden Dienstag werde eine zehnköpfige Delegation in die Grenzstadt Kaesong reisen, um über den dortigen, gemeinsamen Industriekomplex zu beraten, bestätigte das südkoreanische Ministerium für Wiedervereinigung am Sonntag (19.04.2009). Nähere Angaben zu konkreten Diskussions-Punkten wurden nicht gemacht.
Mit der Reise folgt Südkorea der Einladung des kommunistischen Nordens. Es handelt sich um das erste Gespräch seit mehr als einem Jahr diplomatischer Funkstille.
Kaesong - Indikator politischer Spannungen
Der Industriekomplex Kaesong, der auf der nördlichen Seite der Grenze liegt, wurde 2005 als Zeichen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder eröffnet, aber immer wieder Ort politischer Auseinandersetzungen zwischen Nord- und Südkorea.
Im vergangenen Dezember schränkte Pjöngjang den Grenzverkehr ein und wies zahlreiche südkoreanische Manager aus dem Gebiet aus. Seit Ende März wird dort ein Südkoreaner festgehalten, der die Führung in Pjöngjang kritisiert hatte.
Neue Warnungen vor US-Initiative gegen Atomwaffen
Analysten vermuten, dass es bei dem Treffen nur vordergründig um den Industriekomplex Kaesong gehen wird. Vielmehr wird erwartet, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il die Möglichkeit nutzen möchte, um Seoul noch einmal eindringlich zu warnen, an der US-Initiative gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen teilzunehmen.
Das Programm richtet sich vorrangig gegen potenzielle Atomstaaten wie Nordkorea. Eine Unterstützung Südkoreas, das bislang lediglich als Beobachter auftritt, würde in Pjöngjang als Kriegserklärung aufgefasst, warnte die dortige Militärführung. Eine für Sonntag geplante offizielle Ankündigung aus Seoul wurde nach Angaben des Außenministeriums nach dem Gesprächsangebot aus dem Norden zunächst verschoben.
Internationaler Streit um nordkoreanische Waffen verschärft
Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea sind seit dem Start einer nordkoreanischen Langstreckenrakete am 5. April wieder besonders angespannt.
Nach ihrer Verurteilung im UN-Sicherheitsrat hat die kommunistische Regierung eine Wiederaufnahme ihres Atomprogramms und einen Boykott der Sechs-Parteien-Gespräche mit Südkorea, Japan, China, Russland und den USA angekündigt. Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sowie Atomexperten aus den USA wurden des Landes verwiesen. (sas/wa/ap/afpe/rtre)