Sicherheit vor Schönheit?
2. Juli 2008"Pariser Platz 2" - auf die Rückkehr an diese prominente Adresse mussten die amerikanischen Diplomaten in Berlin lange warten. Am Freitagabend (04.07.2008) wird das neue Gebäude offiziell eröffnet - mit Besuch vom ehemaligen Präsidenten George Bush senior und einem Straßenfest. "Wir weihen hier nicht einfach ein neues Gebäude ein, sondern wir schreiben Geschichte", sagt Botschafter William Timken. Die neue Botschaft steht wieder an dem Platz, wo die US-Vertretung vor dem Zweiten Weltkrieg war. Während der deutschen Teilung war das Gelände Teil der Grenzzone zwischen Ost- und West-Berlin.
Beim ersten Entwurf noch keine Rede von Sicherheit
Viele Berliner hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, dass das Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum Brandenburger Tor jemals fertig werden würde. Längst hatten Briten und Franzosen ihre neuen Botschaften im Herzen Berlins eingeweiht, während die Amerikaner immer noch planten. Mitte der 90er-Jahre zeichnete das Team um den US-amerikanischen Architekten John Ruble einen ersten Entwurf. Ein schönes und praktisches Gebäude sollte es werden, erzählt Ruble: "Von Sicherheit war da noch nicht die Rede."
Dann aber kamen 1998 die Anschläge auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania mit vielen Toten. Danach entwickelte die amerikanische Regierung völlig neue Sicherheitsstandards für die Botschaftsgebäude - und die Architekten mussten neu planen. "Und so wurde die Sicherheit zu einem wichtigen Teil unserer Planung", sagt Ruble.
Sicherheitsvorkehrung: Straßen umleiten
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 stiegen die Anforderungen an die Sicherheit noch einmal. Die Amerikaner wollten nicht nur das Gebäude selbst ihren neuen Sicherheitsvorstellungen anpassen, sondern auch die gesamte Umgebung. Sie schlugen vor, den Verlauf von Straßen und Gehwegen zu ändern, um die Sicherheitsabstände zur Botschaft zu vergrößern. Der Berliner Senat hielt das für überzogen. Berliner und Touristen sollten weiter ungestört über den Pariser Platz flanieren können. Absperrungen und Barrikaden rund um das Brandenburger Tor kamen nicht in Frage.
Nach langen Verhandlungen wurde schließlich ein Kompromiss gefunden. Die Stadt Berlin änderte den Verlauf der Ebertstraße und der Behrenstraße, so dass sie ein Stück weiter weg von der Botschaft verliefen. Außerdem konnte die Fassade des Gebäudes ein Stück nach hinten gesetzt werden. Architekt Ruble musste ein weiteres Mal neu planen: "Das war für alle Beteiligten ein großer Kompromiss, aber er war notwendig, um die Botschaft überhaupt an diesem Ort bauen zu können."
Funktional, trutzig, abweisend
Vom ursprünglichen Entwurf blieb nicht allzu viel übrig, zumal der US-amerikanische Kongress das Budget für den Neubau drastisch kürzte. Heraus kam eine Botschaft, die vor allem funktional ist. Das Gebäude wirkt trutzig und abweisend, die Angst vor Anschlägen ist Fenstern und Mauern anzusehen. Statt direkt an die benachbarten Gebäude anzuschließen, duckt sich die Botschaft ein Stück von der Straße weg. Dicke Poller säumen den Bürgersteig.
Die Botschaft sei in erster Linie ein Bürogebäude, in dem gearbeitet werde, beschreibt Botschafter Timken seinen neuen Arbeitsplatz - und das Gebäude sei nicht zugänglich für die Öffentlichkeit: "Aus Sicherheitsgründen kommt man nur mit einer Einladung herein. Unsere Botschaft wird niemals ein offenes Haus sein."