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Neue Offensive soll Wahl in Afghanistan absichern

13. August 2009

Die US-Truppen haben eine weitere Offensive gegen die Taliban begonnen. Bundesverteidigungsminister Jung sieht die Lage in Afghanistan optimistischer als der neue ISAF-Chef.

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Ein Mitarbeiter der afghanischen Wahlkommission klebt in der Provinz Helmand ein Informationsplakat (Foto: AP)
Ein Mitarbeiter der afghanischen Wahlkommission klebt in der Provinz Helmand ein InformationsplakatBild: AP

Gut eine Woche vor der Präsidentschaftswahl in Afghanistan haben US-Marineinfanteristen und Regierungstruppen am Mittwoch (12.08.2009) im Süden des Landes eine neue Militäroperation gegen die Taliban begonnen. Rund 400 amerikanische und 100 afghanische Soldaten seien an der Offensive "Eastern Resolve II" (Östliche Entschlossenheit II) in der südlichen Provinz Helmand beteiligt, erklärten die US-Truppen. Der Einsatz konzentriere sich auf den Distrikt Now Zad.

Offensive soll Wahlen absichern

US-Marineinfanteristen während der Juli-Offensive in Helmand (Foto: AP)
US-Marineinfanteristen während der Juli-Offensive in HelmandBild: AP

Mit der Offensive will die US-Armee nach eigenen Angaben die Taliban daran hindern, die Wahlen am 20. August zu stören und Bürger durch Einschüchterungen von der Stimmabgabe abzuhalten. Anfang Juli hatte die US-Armee mit 4000 Marine-Infanteristen sowie afghanischen Truppen die Großoffensive "Schwertstoß" gegen die Taliban in Helmand unternommen.

In der nordafghanischen Provinz Kundus, dem Einsatzgebiet der Bundeswehr, töteten die Taliban bei einem Angriff den Polizeichef des Distrikts Dasht Archi. Wie ein Vertreter der örtlichen Regierung mitteilte, hatten die Aufständischen zunächst mehrere Polizisten angegriffen. Als der Polizeichef den Beamten zu Hilfe gekommen sei, hätten die Taliban ihn und mindestens zwei Polizisten während eines mehrstündigen Feuergefechts erschossen. Die Taliban seien geflohen, als Verstärkung der Polizei eingetroffen sei.

Jung: Taliban haben nicht die Oberhand

Unterdessen hat Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung der Auffassung des neuen NATO-Befehlshabers der Afghanistan-Schutztruppe ISAF, US-General Stanley McChrystal, widersprochen, die Taliban hätten derzeit die Oberhand in dem asiatischen Land.

Verteidigungsminister Jung bei einem Besuch der Bundeswehr in Kundus im September 2008 (Foto: AP)
Verteidigungsminister Jung bei einem Besuch der Bundeswehr in Kundus im September 2008Bild: AP

Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der CDU-Politiker: "Ich will nichts verharmlosen, aber diese Einschätzung teile ich nicht. Tatsache ist, dass im Norden Afghanistans, wo wir die Verantwortung tragen, zwölf Prozent der Distrikte als kritisch einzustufen sind. Auch in den anderen Landesteilen hat sich die Sicherheitslage verschärft. Das heißt aber nicht, dass die Taliban die Oberhand gewonnen hätten."

Jung wies darauf hin, dass die jüngste Offensive deutscher Soldaten und afghanischer Truppen im Raum Kundus erfolgreich gewesen sei. "Die Taliban wurden dort zurückgeschlagen." Gerade die letzten Tage und Wochen hätten gezeigt, "dass unsere Soldatinnen und Soldaten, etwa von der Quick Reaction Force (Schnelle Eingreiftruppe, d. Red.) in der Lage sind, Sicherheit herzustellen. Zusammen mit den Afghanen sind sie im Raum präsent und stellen die Taliban. Ich bin auch optimistisch, dass wir die Lage insgesamt in Afghanistan in den Griff bekommen werden", betonte der Verteidigungsminister.

"Taliban werden nicht siegen"

In einem Interview mit dem US-Rundfunksender NPR präzisierte McChrystal inzwischen seine Äußerungen: "Wir werden gewinnen. Die Taliban werden nicht gewinnen." Allerdings werde es "gute und schlechte Tage, gute und schlechte Monate" geben. Der Oberbefehlshaber schloss nicht aus, von US-Präsident Barack Obama weitere Truppenverstärkungen zu erbitten. Zudem unterstützte McChrystal die Bemühungen des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, mit so genannten gemäßigten Taliban ins Gespräch zu kommen.

Nach einer am Dienstag in Kabul veröffentlichten Studie der US-Beratungsfirma Glevum Associates ist Karsai klarer Favorit für die Präsidentenwahl am 20. August. Der Amtsinhaber könne mit 36 Prozent der Stimmen rechnen, werde die im ersten Wahlgang nötige absolute Mehrheit damit aber klar verfehlen, so die US-Experten. Ex-Außenminister Abdullah Abdullah liege als Zweitplatzierter bei 20 Prozent. (wl/fw/dpa/afp/rtr)