Genug zu essen für jeden
8. Juni 2013"Nutrition for Growth" (Ernährung für Wachstum), heißt der internationale Ernährungsgipfel in der britischen Hauptstadt. Großbritanniens Premierminister David Cameron hatte im Vorfeld des G8-Gipfels in Nordirland am 17. und 18. Juni zu der eintägigen Konferenz geladen. Neben dem früheren UN-Chef Kofi Annan sowie einer Reihe afrikanischer Regierungschefs und Wirtschaftsvertreter war auch Microsoft-Gründer Bill Gates (Artikelbild) dabei. Die Teilnehmer der Konferenz unterzeichneten eine globale Vereinbarung, zu der auch Neuzusagen in Höhe von 3,17 Milliarden Euro gehören.
Deutschland will bis zum Jahr 2020 zusätzliche 200 Millionen Euro für die Ernährungssicherung ausgeben. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel bezeichnete es als einen "Skandal", dass weltweit rund zwei Milliarden Menschen mangelernährt seien. Gipfel-Gastgeber Großbritannien erhöht seine Beiträge um umgerechnet rund 440 Millionen Euro. Die Bill Gates-Stiftung steuert 800 Millionen US-Dollar bei.
Mehr Steuertransparenz im Kampf gegen den Hunger
Gates lobte die Fortschritte, die in den vergangenen 20 Jahren bei der Bekämpfung der Unterernährung gemacht wurden. Es sei aber wichtig, dass Empfängerländer ein "gutes Steuerregime" hätten, sagte er dem britischen Sender BBC. Damit stellte sich der Microsoft-Gründer hinter den britischen Premier. Auch Cameron fordert eine größere Steuertransparenz, um die Hungerhilfe wirksamer gestalten zu können. Künftig müsse sichergestellt werden, dass Bürger und Regierungen in Empfängerländern auch tatsächlich die ihnen zustehenden Steuerabgaben internationaler Konzerne erhielten. Zugleich müssten die Regierungen offenlegen, wofür die Steuereinnahmen verwendet würden. "Wir brauchen eine Transparenz-Revolution", sagte Cameron.
Großbritannien hat gegenwärtig den Vorsitz der G8, die in zehn Tagen in Nordirland ihr Gipfeltreffen abhält. Cameron will das Thema Steueroasen und Steuerumgehung auf dem Treffen zu einem Hauptthema machen.
"Wir können die Welt verändern"
Später nahm Bill Gates an einer großen Protestveranstaltung im Hyde Park teil, die von rund 200 Wohltätigkeitsorganisationen und Kirchenvertretern organisiert worden war. Zehntausende Menschen forderten dort die acht führenden Industrieländer auf, den Hunger in der Welt nachhaltig zu bekämpfen. Unter ihnen war auch Oscar-Preisträger Danny Boyle, der für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele vor einem Jahr verantwortlich war. Der Optimismus der Spiele und der Enthusiasmus der Athleten seien mit dem Hungertod von Millionen von Kindern in Teilnehmerländern unvereinbar, sagte der Schöpfer des Erfolgfilms "Slumdog Millionaire". Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, forderte in einer Videobotschaft die Demonstranten auf, mit dem Druck auf die Politik nicht nachzulassen: "Wir können in unserem Leben die Welt verändern", sagte das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche.
rb/sc (afpe, dpa, epd)