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Unklare Machtverhältnisse in Ägypten

6. Juli 2013

Nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mursi beginnt das Gerangel um die Macht. Überall im Land lieferten sich dessen Gegner und Unterstützer Straßenschlachten. Eine neue Extremisten-Gruppe hat sich formiert.

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Ein Militärhubschrauber am Himmel, ägyptische Flaggen wehen (Foto: AFP)
Bild: Mahmud Hams/AFP/Getty Images

Im Internet gab die neue islamistische Gruppe mit dem Namen Ansar al-Scharia, übersetzt "die Unterstützer der Scharia", ihre Gründung bekannt. Ihre Mitglieder begreifen die jüngsten Ereignisse - die Absetzung von Mohammed Mursi, der den Muslimbrüdern nahesteht, sowie der Tod von islamistischen Demonstranten - als Kriegserklärung gegen den Islam in Ägypten.

Ägypten: Armee bleibt in Stellung

Verantwortlich für den jetzigen Zustand des Landes seien laut Al-Scharia säkulare Gruppen, Anhänger des früheren Präsidenten Husni Mubarak, koptische Christen, Sicherheitskräfte und das Militär. Diese verwandelten das Land in "einen Kreuzritter und ein weltliches Monster". Die Gruppe kündigte an, sich notfalls auch mit Waffen für das islamische Recht, die Scharia, einzusetzen.

Mindestens 30 Tote

Die Anhänger Mursis hatten am Freitag zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen. Dabei kam es am Freitag und in der Nacht auf Samstag zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen seinen Anhängern und den Gegnern Mursis. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben etwa 30 Menschen, mehr als 1000 wurden verletzt. Allein in der Hafenstadt Alexandria am Mittelmeer kamen nach Angaben der Staatsmedien mindestens zwölf Menschen ums Leben.

In der Hauptstadt Kairo seien am Abend mindestens zwei Menschen getötet, 66 weitere Demonstranten verletzt worden, berichte das Staatsfernsehen. In der Nähe des von den Gegnern des Präsidenten beherrschten Tahrir-Platzes lieferten sich beide Lager bis in den späten Abend Straßenschlachten, ehe die Armee mit gepanzerten Fahrzeugen die Kontrahenten trennte.

Mursi wieder einsetzen

Nach den Freitagsgebeten waren hunderttausende Anhänger des abgesetzten Präsidenten auf die Straßen gegangen. Bei einer der Kundgebungen trat überraschend auch der Chef der mit Mursi verbündeten Muslimbrüder, Mohammed Bardie, auf. Der Islamist forderte, Mursi frei zu lassen. Erst dann sei er bereit, mit der Armee nach einer Lösung zu suchen.

In einer kämpferischen Rede forderte er die Wiedereinsetzung des Präsidenten. Unterdessen nahm die Polizei den Chefstrategen der Muslimbrüder, Chairat al-Schater, wegen Anstiftung zur Gewalt fest. Erst am Freitag hatte die Justiz mehrere prominente Mitglieder der Gruppierung wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Gegner Mursis, die sich zur Nationalen Heilsfront zusammengeschlossen haben, beschuldigten die Muslimbrüder der Konterrevolution und riefen zur Verteidigung der Revolution auf. Sie wehren sich gegen angebliche Pläne zur Islamisierung des Landes und machen Mursi für die Wirtschaftsmisere verantwortlich.

UN und USA mahnen

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, damit die Probleme des Landes friedlich gelöst werden könnten, dürfe es keine Vergeltung geben, auch dürfe keine wichtige Partei oder Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Laut seinem Sprecher rief er die ägyptischen Sicherheitskräfte auf, die Demonstranten zu schützen und weitere Zusammenstöße zu verhindern.

Die USA verurteilten die tödliche Gewalt. Alle Führer in Ägypten sollten die jüngsten Zusammenstöße anprangern und weitere Gewalt durch ihre Unterstützer verhindern, erklärte eine Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki.

nem/gmf/SC/as (afp, ap, dpa, rtr)