Neue deutsche Eiche - frisch verpackt
Junge Designer treffen sich lieber in Szenevierteln als auf großen Messen: Die Kölner Kreativmesse "Designers Fair" präsentiert den Nachwuchs abseits des Mainstreams. Das Motto: innovativ, nachhaltig, heimatverbunden.
Neue Kreative Klasse
Starke, fröhliche Farben zeichnen die Modelle der jungen deutschen Möbel-Designer aus, gemixt mit naturbelassenen Holztönen. Neuerdings auch wieder in deutscher Eiche. Die Entwürfe sollen mehr sein, als austauschbare Einrichtungsgegenstände. Möbel als "Lebensgefährten" und Kunstobjekte: die Antwort der jungen Designergeneration auf den Konsumterror unserer Wegwerf-Gesellschaft.
Lichtobjekt
Die Grenzen zwischen Kunst und Design verwischen: Ob das Objekt ins Museum gehört oder ob es alltagstauglich ist - das ist oft reine Vereinbarung. Die Lampen der Nachwuchs-Designerin Miriam Aust strahlen auf jeden Fall eine nachhaltig elektrisierende Wirkung aus. Wer lange etwas davon haben will, sollte vorsichtig beim Gießen sein.
Lampe mit Fußballgeschichte
Abgekämpft und aussortiert: Dieser Fußball hat so manchen Torschuss auf dem Spielfeld ausgehalten. Das deutsch-polnische Designer-Paar Karolczyk aus Bochum liebt es, aus unbrauchbaren Sachen Neues zu kreieren. Die Fußbälle entdeckten sie in einem Müllcontainer des Fußballvereins VfL Bochum. Wer von seinem Lieblingsclub beleuchtet werden will, kann einen Ball in passenden Vereinsfarben bestellen.
Zirkeltraining
Schweißtreibende Vergangenheit: alte Turnmatten und Sportgeräte sind das Material, aus dem die robusten Taschen des Labels "Zirkeltraining" gefertigt werden. Das Material ist "unkaputtbar", meint Marc Röbbecke von "Heimatdesign". Seit 2008 vernetzt die Ruhrgebietsagentur gleichgesinnte Kunstschaffende und Designer und bietet ihnen Ausstellungsmöglichkeiten.
Design Parcours Ehrenfeld
Hotspot und kreativer Gegenpol zur Internationalen Möbelmesse Köln (imm cologne): Ein ehemaliges Arbeiterviertel hat sich zum Treffpunkt der "Neuen kreativen Klasse" entwickelt. Das Heliosgelände im Kölner Stadtteil Ehrenfeld lockt mit Galerien, Showrooms und Manufakturen viel internationales Publikum an. Die "Designers Fair" ist ein Sprungbrett für den Nachwuchs.
Möbel als Wohngefährten
Praktisch sollen sie sein, aber auch phantasievoll und fröhlich. Die Käufer dieser neuen Designermöbel, hier ein Schreibtisch-Objekt von Designerin Gesa Hansen (Foto), legen mehr Wert auf die Anmutung der Kunststücke, als auf ein teures Label. Gute handwerkliche Verarbeitung, langlebige Haltbarkeit und ökologisch vertretbare Materialien sind dabei ein Muss.
Erfahrungsaustausch
Messe-Organisator Marc Röbbecke (links) von "Heimatdesign" tauscht sich mit dem dänischen Designer Hans Hansen über handwerkliche Details aus: Deutsche Eiche liegt voll im Trend der aktuellen Möbelbranche. "Deutsche Wertarbeit", neu definiert und heimatverbunden. Der kreative Austausch zwischen bereits erfolgreichen Designern und Newcomern ist Teil des Konzepts in Köln.
Kunst oder Design?
Funktionalität ist ein wichtiges Qualitätskriterium: Unbrauchbare Designmöbel, die nur dekorativ an teuren Messeständen rumstehen, haben keine Chance, hier ausgestellt zu werden. Nachhaltig gefertigte Möbel und farbstarkes Interieur in klaren Formen sind hier gefragt. Auch bei Lampen wird viel Wert auf umweltfreundliche Materialien gelegt.
"Ich war eine Wassertonne..."
Das Designer-Paar Karolchick findet das Material für seine Objekte an ganz alltäglichen Orten: in Kleingartenanlagen, im Baumarkt, in alten Ruhrgebiets-Kneipen. Diese Designer-Sessel mit blauer Plastikrückenlehne stehen derzeit real in einer der angesagtesten Eisdielen von Bochum. Und sind ausgesprochen bequem. "Upcycling" heißt dieser neue Trend: Altes wird höherwertig verarbeitet.
Inspiration und Ideentausch
Neuartige Entwürfe, marktreife Ideen und Möbelklassiker der Zukunft - diese alternative Möbelmesse war auch 2014 ein großer Erfolg. Über 25.000 Besucher sahen die neuesten Trends des Kreativ-Nachwuchses. Für die Zukunft gilt: Nachhaltige Werkstoffe, gute Verarbeitung und faire Produktion - das sind die Eintrittskarten zum nächsten Design-Parcours in Köln.