Notfallmaßnahmen wegen Smog in Neu Delhi
13. November 2021Angesichts der gefährlich hohen Luftverschmutzung sieht sich die Regierung der indischen Hauptstadt Neu Delhi zum Handeln gezwungen. Der Unterricht werde ab Montag eine Woche nur online stattfinden, um Kinder zu schützen, sagte Regierungschef Arvind Kejriwal. Beamte und Behördenmitarbeiter wurden aufgefordert, im gleichen Zeitraum von zu Hause zu arbeiten. Eine ähnliche Empfehlung sei auch für private Unternehmen ausgesprochen worden. Bauarbeiten, die zur Staubbelastung beitragen, seien von Montag bis Mittwoch verboten, fügte er hinzu.
Das Oberste Gericht des Landes rief die Zentralregierung auf, einen Notfallplan zur Bekämpfung der schlechten Luftqualität in Neu-Delhi zu erstellen. N. V. Ramana, der ranghöchste Jurist am Obersten Gerichtshofs Indiens, sagte, er wolle Klarheit über die Maßnahmen, die die Regierung bisher ergriffen habe. "Wir sind gezwungen, auch zu Hause Masken zu tragen, die Situation ist sehr ernst", betonte er.
Neu Delhi gilt als eine der am stärksten verschmutzten Städte der Welt. Eine gefährliche Mischung aus Fabrik- und Fahrzeugemissionen sowie Rauch aus landwirtschaftlichen Bränden färbt die Luft jeden Winter in ein giftiges Grau. Am Samstag erreichte die Konzentration von PM 2,5-Partikeln - den kleinsten und schädlichsten Partikeln, die in die Blutbahn gelangen können - einen Wert von über 300 auf dem Luftqualitätsindex. Das ist das 20-Fache des Tageshöchstwertes für Feinstaub, den die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt.
Immer mehr Patienten mit Atemproblemen
Krankenhäuser meldeten einen starken Anstieg von Patienten, die über Atembeschwerden klagten, berichtete die "Times of India". "Wir bekommen täglich 12-14 Patienten in der Notaufnahme, meist nachts, wenn die Symptome Schlafstörungen und Panik verursachen", sagte Dr. Suranjit Chatterjee vom Apollo-Krankenhaus der Zeitung.
Die Metropolregion rund um die indische Hauptstadt mit ihren 25 Millionen Einwohnern ist seit mehr als einer Woche in grauen und stinkigen Smog gehüllt. Zuletzt mischte sich der Rauch von zahllosen brennenden Stoppelfeldern in die ohnehin schon schwer belastete Luft. Zu Beginn des Winters verbrennen zehntausende Kleinbauern rund um die indische Hauptstadt Erntereste auf ihren Feldern, um nach der Reisernte Platz für Weizen zu machen. Die Praxis wurde vor zwei Jahren verboten, aber viele Bauern, vor allem im Bundesstaat Punjab nördlich von Neu Delhi, halten sich nicht daran. In Punjab hat die regionale Umweltbehörde in den vergangenen Wochen rund 47.000 Brände auf den Feldern gemeldet. Mehr als ein Viertel der Luftverschmutzung in der Hauptstadt geht nach Schätzungen auf diese Feuer zurück.
Zur Smogbelastung in Neu Delhi hat außerdem das hinduistische Lichterfest Diwali beigetragen. Bei dem Fest wurden vergangene Woche unzählige Öllampen und Kerzen abgebrannt und Feuerwerkskörper gezündet.
Bescheidene Gegenmaßnahmen
Die Regierung Neu Delhis hat seit Jahren zugesichert, für eine bessere Luftqualität in der Stadt zu sorgen. Anfang des Jahres eröffnete sie ihren ersten "Smog-Turm" mit 40 riesigen Ventilatoren, die 1000 Kubikmeter Luft pro Sekunde durch Filter pumpen. Die 2 Millionen US-Dollar teure Anlage halbiert den Ingenieuren zufolge die Menge der schädlichen Partikel in der Luft, allerdings nur in einem Radius von einem Quadratkilometer.
In den vergangenen Tagen war außerdem der Fluss Yamuna, der durch Delhi fließt, mit ungesundem weißem Schaum bedeckt. Die Stadtverwaltung macht dafür "schwere Abwässer und Industrieabfälle" verantwortlich, die von weiter flussaufwärts in den Fluss eingeleitet werden.
kle/uh (dpa, afpe, rtre)