Netumbo Nandi-Ndaitwah gewinnt Präsidentenwahl in Namibia
4. Dezember 2024In Namibia hat die bisherige Vizepräsidentin Netumbo Nandi-Ndaitwah die Präsidentenwahl gewonnen. Die Kandidatin der Regierungspartei SWAPO erhielt knapp 58 Prozent der Stimmen; auf ihren Gegenkandidaten Panduleni Itula von der größten Oppositionspartei Unabhängige Patrioten für den Wandel (IPC) entfielen etwa 26 Prozent, wie die Wahlkommission am Dienstagabend mitteilte. Rund eineinhalb Millionen Menschen waren aufgerufen, vom vergangenen Mittwoch an über das neue Staatsoberhaupt sowie über die Zusammensetzung des Parlaments zu entscheiden. Die Wahlbeteiligung lag bei 73 Prozent.
Wegen logistischer und technischer Probleme musste die Abstimmung zweimal verlängert werden. So hatten mancherorts Stimmzettel gefehlt, weshalb Menschen in den betroffenen Wahllokalen bis zu zwölf Stunden in der Hitze anstehen mussten. Die Wahlbeobachtungsmission der Afrikanischen Union kritisierte den Ablauf ebenso wie zahlreiche Oppositionsparteien.
Hohe Jugendarbeitslosigkeit
Nandi-Ndaitwah kündigte an, sich in ihrer fünfjährigen Amtszeit auf die Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit zu konzentrieren - derzeit liegt diese bei 46 Prozent. Als weitere Schwerpunkte nannte die frühere Außenministerin die Förderung erneuerbarer Energien und der Landwirtschaft sowie die Modernisierung der Infrastruktur.
Die 72-Jährige, die in Großbritannien Politikwissenschaft studiert hat, folgt im Amt auf Hage Gottfried Geingob, der im Februar einer Krebserkrankung erlegen war. Interimspräsident Nangolo Mbumba, der in der Übergangsphase an der Staatsspitze stand, war nicht zur Wahl angetreten.
Die Regierungspartei SWAPO ist seit der Unabhängigkeit Namibias von Südafrika, also seit 34 Jahren, an der Macht. Hohe Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheit hatten dazu geführt, dass die Unterstützung für die SWAPO zuletzt abnahm. Doch im neuen Parlament verteidigt sie mit 51 der insgesamt 96 Sitzen weiterhin die absolute Mehrheit. Die IPC kommt auf 20 Mandate. Vertreter der Oppositionspartei nannten den Wahlprozess "zutiefst fehlerhaft" und erklärten, sie wollten das Ergebnis vor Gericht anfechten.
Zweithöchste Einkommensungleichheit weltweit
In der ehemaligen deutschen Kolonie wuchs zwar die Wirtschaft durch Investitionen in Öl, Gas und grünen Wasserstoff in den vergangenen Jahren kräftig. Der dünn besiedelte, rohstoffreiche südwestafrikanische Staat mit etwa drei Millionen Einwohnern weist allerdings nach Daten der Weltbank die zweithöchste Einkommensungleichheit weltweit auf. Rund 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Namibias gehören weißen Deutsch-Namibiern oder Südafrikanern.
Auch für die deutsch-namibischen Beziehungen ist der Wahlausgang von Bedeutung. Nandi-Ndaitwah hatte versprochen, Namibia werde eine Stiftung einrichten, um Folgen des Völkermords zu kompensieren, den die Deutschen als damalige Kolonialherren zwischen 1904 und 1908 in Namibia verübten.
Die Bundesrepublik hat den Genozid an den Herero und Nama eingestanden, will aber nur freiwillige Zahlungen leisten, keine Reparationen. So sollen binnen 30 Jahren 1,1 Milliarden Euro in Entwicklungsprojekte fließen. Ein geplantes Versöhnungsabkommen zwischen Deutschland und Namibia, das dies festschreiben würde, liegt derzeit aber auf Eis.
jj/AR (dpa, afp, rtr, epd, Munzinger)