Nationalhymnen auf dem Prüfstand
Die Gleichstellungsbeauftragte hat vorgeschlagen, die deutsche Nationalhymne geschlechtsneutral umzuschreiben. In Deutschland ist darüber eine Debatte entbrannt. Andere Länder haben ihre Hymnen bereits verändert.
Wortlos unglücklich?
Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern muss sich Spanien um die Änderung einzelner Passagen der Nationalhymne keine Gedanken machen. Denn die "Marcha Real" kommt ohne Text daher. Dabei zeugen viele eingereichte Vorschläge von der Sehnsucht nach Wörtern. Im Februar 2018 präsentierte etwa die Popsängerin Marta Sánchez eine neue Version und erntete dafür großes Lob, aber auch heftige Kritik.
Soll die deutsche Hymne geändert werden?
Der Vorschlag der Gleichstellungsbeauftragten im Bundesfamilienministerium, Passagen der deutschen Nationalhymne geschlechtsneutral zu formulieren, löste Diskussionen aus. Aus "Vaterland" soll "Heimatland" und aus "brüderlich" "couragiert" werden. Bundeskanzlerin Merkel sieht allerdings keinen Bedarf. In der Vergangenheit haben Kanzler und Bundespräsident Änderungen der Hymne vereinbart.
Das "Lied der Deutschen"
Das von Hoffmann von Fallersleben 1841 gedichtete "Lied der Deutschen"' wurde 1922 mit seinen drei Strophen zur deutschen Nationalhymne erkoren. Während des NS-Regimes wurde nur die erste Strophe gesungen, weshalb die Verse "Deutschland, Deutschland über alles" heute verpönt, aber nicht verboten sind. Heute zählt offiziell nur die dritte Strophe als deutsche Hymne.
Zwei kleine Wörter
In Kanada fiel Anfang Februar 2018 die Entscheidung, zwei Wörter der Nationalhymne zu ändern: Statt "in all thy sons command" singen die Kanadier nun "in all of us command". Alle, nicht nur die Söhne Kanadas, sollen sich angesprochen fühlen. Der Senat hatte nach jahrzehntelangem Hin und Her entschieden, die Veränderung sei minimal, aber dennoch ein bedeutendes Symbol für das Land.
Söhne und Töchter Österreichs
Nach hitzigen Diskussionen einigte sich das österreichische Parlament 2011 darauf, künftig neben den "großen Söhnen" in der Hymne auch die "großen Töchter" zu besingen. Eine Umwandlung von "Vaterland" in "Heimatland" war allerdings nicht konsensfähig. Widerstand kam jahrelang vor allem von der rechtspopulistischen FPÖ, die das Ganze als "Gender-Klamauk" abtat.
Weißes Kreuz auf rotem Grund
Der "Schweizerpsalm" ist vielen Schweizern zu religiös, zu schwülstig und zu altbacken. 2015 stimmten die Bürger deshalb im Rahmen eines TV-Contests über ihren Favoriten einer neuen Hymne ab. Falls sich der Gewinner-Beitrag "Weißes Kreuz auf rotem Grund" in der Bevölkerung durchsetzt, soll in einigen Jahren über eine offizielle Änderung abgestimmt werden.
Darf's ein bisschen peppiger sein?
Ihre Hymne müsse musikalisch flotter werden, finden viele Ugander. Die für Tourismus zuständige Ministerin Mutagamba hatte sogar erklärt, eine modernere Variante der Hymne habe das Potenzial, mehr Reisende ins Land zu locken. Premier Mbazi entgegnete nur, das Land habe dringendere Probleme; außerdem kämen die Touristen wegen der beliebten Safaris nach Uganda, nicht wegen der Hymne.
Zeitenwende im Irak
Nach dem Sturz Saddam Husseins 2003 führten die Besatzungsmächte im Irak auch eine neue Hymne ein. Die Wahl fiel auf eine der früheren irakischen Nationalhymnen aus den Zeiten vor der Diktatur Husseins. Seit 2008 versucht die irakische Regierung nun schon erfolglos, eine eigenständige Wahl zu treffen. Derzeit hat das Thema in der Konfliktregion allerdings keine Priorität.