Nagelfelder und Terrororchester
Günther Uecker zählt weltweit zu den bedeutendsten deutschen Künstlern. Seine Werke waren schon in Peking, New York oder zuletzt auf Kuba zu sehen. Die Kunstsammlung NRW zeigt eine große Einzelschau des Künstlers.
Immer wieder Nägel
Günther Uecker, geboren 1930 in Pommern, ist vor allem für seine Nagelfelder berühmt. Seit den 1950er Jahren fertigt er jedes Jahr mindestens eines an. Die meisten befinden sich im Privatbesitz von Kunstsammlern. Die aktuelle Ausstellung in der Kunstsammlung NRW, die schlicht "Uecker" heißt, präsentiert viele dieser Reliefs erstmals der Öffentlichkeit.
Hommage an Yves Klein
Dieses Nagelrelief von 1962 hat Güther Uecker geschaffen, nachdem er in Paris Totenwache für Yves Klein gehalten hatte. Der Künstler Klein war nicht nur ein Freund, sondern auch der Schwager von Uecker. Er starb mit nur 34 Jahren an einem Herzinfarkt. Das Nagelfeld war bisher nicht öffentlich zu sehen.
Brief an Peking
1994 wurde Uecker von der chinesischen Regierung zu einer Ausstellung nach Peking eingeladen. Dafür fertigte er den "Brief an Peking" an. Auf 19 große Leinentücher schrieb er die Menschenrechtserklärung der UN, die er mit schwarzer Farbe überarbeitete. Die Schau wurde jedoch kurzfristig vom chinesischen Kulturministerium abgesagt. Das Volk sei noch nicht bereit für seine Kunst, so die Begründung.
Verletzungswörter
Ein Appell gegen die Verletzung der Menschenrechte ist auch ein weiteres Werk Ueckers: 60 Wörter, die von physischen und psychischen Wunden erzählen. Seit 1993 wird es weltweit ausgestellt. Begriffe wie "schlagen", "verachten" und "vergasen" hat Uecker dafür jeweils in die Landessprache übersetzt, aufgeschrieben und seinem Werk beigefügt.
Dirigent des Terrororchesters
Von den 1960er bis in die 1980er Jahre hinein hat Günther Uecker (im Bild) knapp 30 Klangobjekte geschaffen. Mit großen roten Knöpfen am Boden lassen sich die einzelnen Objekte von den Museumsbesuchern zum Klingen bringen. Jede Maschine macht ein anderes kreischendes, krachendes oder dröhnendes Geräusch. Ein unglaublicher Lärm entsteht. Der Titel des Werks ist Programm: "Terrororchester".
Sprung in der Platte
Dieser Schallplattenspieler ist eines der Instrumente des Terrororchesters. Jedes der 30 Klangobjekte ist unabhängig von den anderen Krachmachern entstanden. Es geht Uecker bei den Lärmmaschinen aber nicht um das Erschaffen neuer Musik, sondern um die Erfahrung mehrerer gleichzeitig stattfindender Ereignisse und die Erregung sämtlicher Sinne.
Meditation am Sandkreis
Im starken Kontrast zum lärmenden Terrororchester steht die Sandmühle. In der Mitte des Sandkreises ist eine Holzkonstruktion montiert, die von einen Motor angetrieben wird. An der Holzlatte sind Seile befestigt, die den Sandkreis durchpflügen und jeweils die Furchen der vorangegangenen Runde überdecken. Das Objekt soll das Verrinnen der Lebenszeit symbolisieren.
Uecker Zeitung Nummer 11/15
Zwischen 1968 und 1983 hat Günther Uecker seine eigene Uecker-Zeitung herausgegeben. Er nutzte das Medium Zeitung, um seine Kunst und seine künstlerischen und politischen Ideen zu verbreiten. Er druckte aber auch Gedichte oder Rezensionen seiner Ausstellungen ab. Zur aktuellen Ausstellung erscheint eine neue Ausgabe mit Texten über Uecker von Kunsthistorikern aus aller Welt.
New York Dancer
Der New York Dancer ist eine Skulptur aus Tuch, Metall, einem Elektromotor und Nägeln. Das Werk von 1965 sieht auf den ersten Blick aus wie ein weißer Kaktus. Wenn der Besucher aber auf den Schalter neben der Skulptur drückt, dreht sie sich so schnell, dass die Nägel nicht mehr zu erkennen sind.
"Wo die Sprache versagt, beginnt das Bild"
Unter diesem Motto arbeitet Günther Uecker schon sein Leben lang. Eine Ausstellung in der Kunstsammlung NRW zeigte 2015 mehr als 60 Kunstwerke Ueckers aus fünf Jahrzehnten: Neben Skulpturen, Objekten und Nagelfeldern auch Kunstfilme - das extrem vielseitige Werk eines der bedeutsamsten deutschen Gegenwartskünstler.
Experimente mit Form und Material
Für Günther Uecker ist seine Arbeit und das Experimentieren mit Form und Material Lebenselixier. Noch heute geht der 90-Jährige jeden Tag in sein lichtdurchflutetes Atelier im Düsseldorfer Medienhafen. In der Innenstadt der Landeshauptstadt steht auch diese Außenskulptur neben dem 90 Meter hohen Glasturm eines Bürogebäudes - als Markenzeichen eines international wirksamen Künstlers.