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Nach Trumps Sieg: Hollywood am Scheideweg

Scott Roxborough
7. November 2024

Die US-amerikanische Unterhaltungsbranche ist noch dabei, Trumps klaren Sieg bei den Präsidentschaftswahlen zu verarbeiten. Bisher hat sie ihn gern kritisiert. Wird Hollywood jetzt einen anderen Kurs einschlagen?

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Republikanische Unterstützer gucken eine Rede von Donald Trump auf der Leinwand.
Es ist offiziell: Trump wird der nächste US-PräsidentBild: Ronda Churchill/AFP/Getty Images

Als Donald Trump im Jahr 2016 entgegen aller Meinungsumfragen und Prognosen politischer Experten Hillary Clinton hinter sich ließ und die Präsidentschaftswahl gewann, löste dies eine kulturelle Gegenreaktion aus. US-amerikanische Künstlerinnen und Künstler, die meist links orientiert sind, nutzten ihre Kreativität als Instrument des Widerstands gegen Trump und seine Weltanschauung.

Alec Baldwin parodierte Trump als US-Präsidenten in der beliebten "Saturday Night Live"-Show und gewann dafür einen Emmy. Ein weiterer Emmy ging an "The Handmaid's Tale" (auf Deutsch: Der Report der Magd), eine TV-Adaption von Margaret Atwoods Roman über eine dystopische Übernahme der USA durch die christliche extreme Rechte - eine Geschichte, die immer wahrscheinlicher wurde.

Filmstill aus der Serie "Der Report der Magd": ein Mädchen mit weißem Hut und roter Robe
"Der Report der Magd" war nicht nur als Film ein großer Erfolg, die Uniform der Dienstmädchen wurde auch ein Bestandteil der Frauenproteste weltweitBild: Hulu/Courtesy Everett Collection/picture alliance

Es gab Ausstellungen mit Titeln wie "Uprise / Angry Women" (Deutsch: Aufstand / Zornige Frauen) und "One Year of Resistance" (Deutsch: Ein Jahr des Widerstands). Die Kunst schien die progressiven politischen Bewegungen dieser Zeit, insbesondere #MeToo und #BlackLivesMatter, sowohl zu unterstützen als auch zu befeuern.

 

Furcht vor Mittelkürzung und Vergeltung 

Diesmal könnte es anders kommen. Donald Trump hat in den Swing States gewonnen, im Senat übernimmt die Republikanische Partei die Mehrheit. Sein Sieg über Kamala Harris ist so eindeutig, dass jede Kritik gegen ihn und seine Unterstützer sich so anfühlt, als würde man das gesamte Konzept der amerikanischen Demokratie verurteilen.

Das stellt die Entertainment-Branche vor eine große Herausforderung. Vor allem Hollywood zögert, Kunst zu machen, die große Teile des Landes, die für den ehemaligen und künftigen Präsidenten gestimmt haben, verärgern könnte. Die Film- und Fernsehindustrie, die durch COVID und Streiks viele Rückschläge zu verkraften hatte und nun wegen der rasanten Ausbreitung von KI um ihre Existenz fürchten muss, hat ohnehin genügend Probleme. Ein weiteres Risiko, nämlich sich gegen die breite Masse an Trump Unterstützern zu stellen, wird sie jetzt wohl kaum eingehen wollen.

Still von der TV-Serie "Yellowstone":  Sieben Cowboys auf Pferden
Ein Vorgeschmack auf das, was kommt? Die Neo-Western-Dramaserie "Yellowstone" kommt klischeehaft und konservativ daherBild: Paramount Network/AP Photo/picture alliance

In seiner ersten Amtszeit hat Präsident Trump wiederholt versucht, die staatliche Unterstützung für die Kultur zu streichen. Sowohl sein Haushaltentwurf für 2018 als auch für 2021 enthielten Vorschläge, das Budget für die TV-Sender, die Corporation for Public Broadcasting (CPB), zu kürzen. 2021 schlug Trump vor, dass der Kongress statt der 445 Millionen Dollar, mit denen die CPB, die NPR, PBS sowie kleine und mittelgroße Fernsehsender unterstützt, nur 30 Millionen Dollar zur Verfügung stellen sollte - und das "National Endowment for the Arts" (nationaler Finanztopf zur Förderung von Kunst und Kultur, Anm. d. Redaktion) ganz zu streichen. Diese Vorschläge wurden schließlich fallen gelassen.

Es gibt auch eine reelle Angst vor Vergeltung. Viele befürchten, dass Trump seine Drohungen aus dem Wahlkampf wahr machen wird - nämlich die Federal Communications Commission (FCC) unter seine persönliche Kontrolle zu bringen und kritischen Fernsehsendern die Sendelizenzen zu entziehen.

"Das ist ein Mann, der unverhohlen von Rache spricht, und Hollywood war in seinen Augen nicht freundlich zu ihm", sagt Dean Devlin, der Produzent von Blockbustern wie "Independence Day", "Godzilla" und "The Patriot". "Wenn er könnte, würde er sich sicher rächen."

Filmstill aus "The Apprentice", ein Mann überquert eine Straße, hinter ihm ein rotes Auto
Der Film "The Apprentice" blickt auf Trumps Weg zur Macht und die Beziehung zu seinem Mentor CohnBild: Scythia Films/Profile Pictures/Tailored Films/Gidden Media/Kinematics/COLLECTION CHRISTOPHEL/picture alliance

Können Kunstschaffende Wahlen beeinflussen?

Kamala Harris hat mit Leichtigkeit die Unterstützung der kreativen Szene gewonnen. Zu ihren prominenten Unterstützerinnen und Unterstützern gehörten Scarlett Johansson und George Clooney, Madonna und Beyoncé, Bruce Springsteen und Taylor Swift. Trumps Befürworter standen eher auf der C-Liste prominenter Namen: Hulk Hogan und Jon Voight, Kelsey Grammer und Dennis Quaid, Comedian Joe Rogan und YouTuber Jake Paul. Trump hat trotzdem gewonnen.

Ein Mann mit offenem Mund
US-Podcaster und Comedian Joe Rogan unterstützte Trump vor der Wahl und war einer der ersten, der seinen Sieg bejubelteBild: Gregory Payan/AP Photo/picture alliance

Das US-amerikanische Publikum, egal ob politisch links oder rechts verortet, ob rot oder blau (die Farben der Republikaner und Demokraten, Anm. d. Red.), scheint genug vom politischen Kino zu haben. Ali Abbasis Film "The Apprentice", ein Biopic über Trumps Aufstieg in der New Yorker Immobilienszene in den 1970er- und 80er-Jahren, protegiert und gefördert vom skrupellosen Anwalt Roy Cohn, war ein kolossaler Flop.

All das deutet darauf hin, dass Hollywood nach dieser Wahl sparsamer mit dem Trump-Bashing umgehen könnte. Da das republikanische Publikum so groß ist, könnten sich die Studios fortan auf Filme und Serien konzentrieren, die diesem zusagen - wie Taylor Sheridans Serie "Yellowstone", ein Neo-Western über harte Männer an der amerikanischen Grenze, mit Kevin Costner in der Hauptrolle. Oder Filme wie "Sound of Freedom", ein Thriller über Kinderhandel, der kritisiert wurde, weil er rechten Verschwörungstheorien der Trumpisten Vorschub leistete, aber mit einem Einspielergebnis von mehr als 184 Millionen Dollar (171 Millionen Euro) an den US-Kinokassen ein Riesenerfolg wurde.

Filmstill "Sound of Freedom" : zwei Männer stehen nebeneinander
Ein Kassenerfolg trotz aller Verschwörungstheorien: "Sound of Freedom" Bild: Supplied by LMK/Landmark Media/IMAGO

Natürlich gibt es immer noch viele Kreative, die gegen den Trumpismus ankämpfen. Die Schauspielerin Jamie Lee Curtis schrieb auf Instagram, Trumps Sieg bedeute "eine sichere Rückkehr zu einer restriktiveren Zeit". Sie rief ihre Landsleute dazu auf, "aufzuwachen und zu kämpfen. Kämpft für die Frauen, unsere Kinder und ihre Zukunft, und kämpft gegen die Tyrannei, jeden Tag wieder."

Trumps erste Amtszeit als Präsident war von einer Welle politischer Botschaftsfilme und aktivistischer Kunstaktionen geprägt. In seiner zweite Ära könnte es sein, dass viele Kulturschaffende es nicht mehr wagen, seine Politik direkt zu kritisieren - aus Angst, (mehr als) die Hälfte des Landes zu verärgern.

Aus dem Englischen adaptiert von Rayna Breuer.