1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KriminalitätEcuador

Nach Studio-Attacke: Ermittler in Ecuador erschossen

18. Januar 2024

Im brutalen Machtkampf zwischen Drogenkartellen und der Regierung in Ecuador gibt es ein weiteres Todesopfer: Ein ermittelnder Staatsanwalt wurde umgebracht.

https://p.dw.com/p/4bPjU
Ecuador, Guayaquil | SUV des erschossenen Staatsanwalts César Suarez am Tatort
SUV von Staatsanwalt Suárez am Tatort: Mit 20 Schüssen getötetBild: CHRISTIAN VINUEZA/AFP/Getty Images

Der Fernsehsender TC Televisión in Guayaquil am 9. Januar: Bewaffnete stürmen das Studio in der Hafenstadt an Ecuadors Pazifikküste, nehmen Geiseln, bis die Polizei den Überfall beendet. Staatsanwalt César Suárez fängt an zu ermitteln. Doch jetzt ist er selbst Opfer eines Verbrechens geworden.

Suárez wurde nach Behördenangaben am Mittwoch in Guayaquil in seinem Auto erschossen. Fotos zeigen das von zahlreichen Kugeln durchschlagene Seitenfenster des weißen SUV. Mehrere Auftragsmörder seien ihm auf dem Weg zu einer gerichtlichen Anhörung gefolgt und hätten ihn in seinem Auto mit 20 Schüssen getötet, berichtet die Internetzeitung "Primicias". Inzwischen wurden nach Polizeiangaben zwei Verdächtige festgenommen.

Überfall vor laufender Kamera

Die Videobilder von der Geiselnahme bei TC Televisión hatten weltweit Schlagzeilen gemacht. 13 Beteiligte wurden danach festgenommen. Sie sind zwischen 16 und 25 Jahre alt. Staatsanwalt Suárez sollte die Hintermänner der Tat aufspüren.

Suárez war als leitender Staatsanwalt auch für Ermittlungen bei Korruptionsfällen in der Sozialversicherung der Polizei ISSPOL zuständig. Er hatte Untersuchungen zu mehreren Fällen von Unterschlagung in öffentlichen Krankenhäusern in Guayaquil geleitet. Generalstaatsanwältin Diana Salazar macht das organisierte Verbrechen nun für seine Ermordung verantwortlich.

Ecuador | Razzia des Militärs im Gefängnis Esmeraldas
Razzia des Militärs im Gefängnis Esmeraldas (am Sonnabend): Beispiellose Welle der GewaltBild: Ecuador's Armed Forces/AP/picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Das südamerikanische Land wird von einer beispiellosen Welle der Gewalt durch die Drogenkartelle erschüttert. Auslöser war der Ausbruch von José Adolfo Macías alias "Fito", eines der mächtigsten Drogenbosse des Landes, aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Guayaquil vor rund zehn Tagen.

Präsident Daniel Noboa erklärte daraufhin den Ausnahmezustand, setzte die Armee gegen das organisierte Verbrechen ein und verhängte eine nächtliche Ausgangssperre. Die Banden schlugen zurück und erklärten der Staatsgewalt den "Krieg". Mit Gefängnisaufständen, Geiselnahmen und Anschlägen terrorisieren sie seitdem das ganze Land. Rund 20 Menschen wurden bereits getötet.

Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel. Seitdem hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen.

Die Ermordung von César Suárez war nicht der erste Anschlag auf einen Vertreter der Anklage in Ecuador: Im Juni 2003 wurde Staatsanwalt Leonardo Palacios in der Stadt Duran in der Nähe von Guayaquil erschossen. 2022 wurden in anderen Teilen des Landes zwei Staatsanwälte und ein Richter getötet. Auch Generalstaatsanwältin Salazar hat schon Morddrohungen erhalten.

AR/jj (epd, afp)