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IOC prüft Sanktionen gegen Raven Saunders

Stefan Nestler mit dpa, sid
2. August 2021

Wegen einer politischen Geste während der Siegerehrung droht US-Kugelstoßerin Raven Saunders eine Strafe durch das Internationale Olympische Komitee. Die Silbermedaillengewinnerin nimmt es gelassen.

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Olympia | Tokio 2020 | Raven Saunders
Bild: Ina Fassbender/AFP/Getty Images

"Es ist der Schnittpunkt, an dem sich alle unterdrückten Menschen treffen", antwortete die US-amerikanische Kugelstoßerin Raven Saunders, warum sie bei der Siegerehrung am Montag im Olympiastadion die Arme gekreuzt hatte. Wegen dieser politischen Geste droht der 25-Jährigen eine Strafe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das in der Angelegenheit ermittelt. "Sollen sie doch versuchen, diese Medaille zu nehmen", twitterte die Silbermedaillengewinnen und setzte mit einem Smiley hinzu: "Ich laufe über die Grenze, obwohl ich nicht schwimmen kann."

Nachdem sie am Sonntag im olympischen Kugelstoßen Zweite hinter der Chinesin Gong Lijio geworden war, hatte Saunders gesagt, sie hoffe, dass sie auch weiterhin die LGBTQ-Gemeinschaft, Afroamerikaner, Schwarze auf der ganzen Welt und Menschen, die mit psychischer Gesundheit zu kämpfen haben, inspirieren und zu motivieren könne.

USOPC: "Friedlicher Ausdruck der Unterstützung"

Das Nationale Olympische und Paralympische Komitee der USA (USOPC) sieht in Saunders‘ Geste bei der Siegerehrung keinen Verstoß gegen die geltenden Regeln. Es habe sich um eine "friedlichen Ausdruck der Unterstützung ethnischer und sozialer Gerechtigkeit" gehandelt, so das USOPC. Saunders habe sich zudem "respektvoll gegenüber ihren Konkurrentinnen" verhalten.

Tokio 2020
Mit Hulk-Maske - Raven Saunders im olympischen WettkampfBild: Michael Kappeler/picture-alliance/dpa

Wie ernst ist es dem IOC mit der Meinungsfreiheit?

Das IOC hatte vor den Spielen von Tokio die umstrittene Regel 50.2 der Olympischen Charta gelockert und politische Äußerungen und Gesten am Wettkampfort erlaubt, sofern sie "sich nicht direkt oder indirekt gegen Menschen, Länder, Organisationen und/oder deren Würde richten" und "nicht störend sind", z.B. bei der Vorbereitung anderer Athleten oder Mannschaften auf den Wettkampf. Das IOC hatte allerdings weiterhin darauf bestanden, dass politische Äußerungen während der Medaillenübergabe, bei der Eröffnungs- und der Schlussfeier der Spiele sowie im Olympischen Dorf zu unterbleiben hätten.

Verboten sind damit eigentlich weiterhin Aktionen wie jene des 200-Meter-Olympiasieger 1968 in Mexiko, Tommie Smith, und des Bronzegewinners John Carlos. Die beiden schwarzen Sprinter hatten bei der Siegerehrung die Faust gereckt, um ihre Unterstützung der damalige "Black Power"-Bewegung zu zeigen. Sie hatten daraufhin die Spiele verlassen müssen. Unabhängige Athletenvertretungen fordern seit langem die komplette Abschaffung der Regel 50.2. Dies hat das IOC abgelehnt.

Der Fall Raven Saunders ist ein erster Test, wie ernst das IOC wirklich die Meinungsfreiheit der Athletinnen und Athleten nimmt. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter