Nach dem weihnachtlichen Geldsegen
Sodeto, ein 250-Seelen-Dorf in der spanischen Region Aragonien. Vor fünf Jahren haben die Einwohner bei der Weihnachtslotterie den Hauptpreis "El Gordo" gewonnen - insgesamt 100 Millionen. Prunk? Fehlanzeige.
Erinnerung an den großen Tag
Am Heiligabend 2011 waren sie die Stars: Die feiernden Einwohner von Sodeto zierten nicht nur das Titelblatt der Regionalzeitung - auch weltweit berichteten Medien über die neuen Millionäre. Wochenlang standen die Übertragungswagen spanischer Fernsehanstalten auf dem Dorfplatz. Journalisten führten Interviews und verfolgten jeden noch so kleinen Wandel in Sodeto.
Wohnzimmer mit Kamin
Die Rentnerin Virginia Rivas hat einen alten Stall zu einem neuen Wohnzimmer umgebaut. Der Kamin ist etwas pompöser und der Fernseher etwas größer ausgefallen, als das ohne Lotteriegewinn der Fall gewesen wäre. Rivas ist im Hausfrauenverein aktiv. Mit dem gewonnen Geld hat sie sich noch einen Traum erfüllt: Sie bereiste in einem Kreuzfahrtschiff die Fjorde Norwegens.
Investition in die Zukunft
Luis Sánchez hat den Gewinn aus der Weihnachtslotterie in seinen landwirtschaftlichen Betrieb gesteckt und Schulden abbezahlt. Und es ist noch genug übrig geblieben, um den beiden Töchtern und seinen Geschwistern unter die Arme zu greifen. "Es ist ein gutes Gefühl der Familie helfen zu können", sagt er.
Neureicher Schäfer
Auch Nacho Bescos hat in der Lotterie gewonnen. Seinen Beruf wollte er deshalb nicht aufgeben. Bescos hat stattdessen das Geld in neue Ställe und neue Maschinen investiert. "Der Betrieb hat Zukunft", sagt er. In der Stadt zu leben, kann er sich nicht vorstellen. Er liebt es, bei Wind und Wetter mit Schafen und Hunden durch die Felder zu streifen.
Wandel der Landwirtschaft
"El Gordo" hat vielen Landwirten neue Perspektiven eröffnet. Zum einen haben sie neue Traktoren angeschafft und weitere Lagerhallen errichtet. Aber auch die Art der Landwirtschaft ändert sich: In Sodeto wurden früher vor allem Mais und Gerste angebaut. Seit dem Lottogewinn werden hier nun auch Schweine gemästet und Kälber gehalten.
Bessere Ernte
Das neue Bewässerungssystem des Dorfes war teuer. Die meisten Landwirte haben mit dem Gewinn aus der Lotterie Kredite abbezahlt, die sie für die Anlage aufgenommen hatten. Die Gegend zwischen Saragossa und Huesca ist nur im Winter feucht, im Sommer ist es dagegen heiß und trocken. Die Monegros-Wüste ist nur wenige Kilometer entfernt. Dank des neuen Systems sind zwei Ernten pro Jahr möglich.
Nur Cent-Beträge
Die Rentner des Dorfes versammeln sich gerne in der Bar zum Kartenspiel. Seit dem Lottogewinn haben sich die Einsätze nicht erhöht - sie spielen nach wie vor nur um Cent-Beträge. "Um das große Geld spielt man nicht, das gehört der Familie." Sie gehören zur ersten Generation von Siedlern. Viele kamen aus den Pyrenäen, wo ihre Dörfer versanken, als Stauseen gebaut wurden.
Alles beim Alten - nur schöner
Prunk und Luxus wird in Sodeto nicht zur Schau gestellt. Doch gibt das Dorf ein gepflegtes Bild ab: Dank des Lotteriegewinns sind alle Fassaden frisch gestrichen, die Natursteinmauern geputzt und verfugt. Kein Dorf weit und breit strahlt wie Sodeto.
Ein Hauch Kalifornien
Am Rand von Sodeto haben junge Familien neue Häuser gebaut. "Sodeto Beverly" heißt das Neubaugebiet im Volksmund. Vor dem Lotteriegewinn wanderten viele Jugendliche ab - jetzt bleiben sie dauerhaft. Erstmals seit 20 Jahren leben auch wieder Familien mit kleinen Kindern im Dorf.
Hoffnung auf das große Los
Alicia Preciados hat den großen Moment vor fünf Jahren nicht miterlebt - sie kam erst 2012 nach Sodeto. Seitdem kauft sie Jahr für Jahr fleißig Lose. "Wenn ich gewinne, baue ich mir ein Häuschen", sagt die alleinstehende Mutter, die als Bedienung in der Bar arbeitet. Das Grundstück - immerhin 400 Quadratmeter - hat sie sich bereits zusammengespart.
Neues Los - neues Glück
Wohin man auch kommt: Lose, Lose, Lose. In Sodeto sind sie noch etwas Lotterie-besessener als im restlichen Spanien. Die Weihnachtslotterie gehört seit 1811 zur Tradition. Jedes Jahr werden Lose für mehr als 2,5 Milliarden Euro verkauft. 70 Prozent werden ausgeschüttet - der Rest geht ins Staatssäckel.