Mädchen kicken gegen Vorurteile
Seit Januar gibt es in Kameruns Haupstadt Jaunde eine Fußballschule für Mädchen. Die Vorbilder der Spielerinnen heißen nicht Messi oder Ronaldo, sondern spielen in der Frauennationalmannschaft des Landes.
Kamerun bildet Fußballerinnen aus
Die Rails Foot Academy (RFA) ist die erste Fußballschule für Mädchen in Kamerun. Ihren Namen hat sie von den Schienen, die das Spielfeld in Kameruns Hauptstadt Jaunde säumen. Während der Spiele werden sie zu informellen Sitztribünen für die Zuschauer. Global interessieren sich immer mehr Menschen für Frauenfußball. Die FIFA hofft auf rund eine Milliarde TV-Zuschauer bei der Frauen-WM im Juni.
Taktikbesprechung in der Halbzeit
Emmanuel Eteme Biolo ist Trainer an der RFA. Hier bereitet er ein U-17 Team auf die zweite Halbzeit vor. In der Akademie trainieren rund 70 Mädchen. Die meisten kämen aus armen Verhältnissen und könnten sich keine Fußballschuhe leisten, sagt er. "Hier haben sie alles: Trainer, Trikots, Trainingsgeräte und sogar einen Physiotherapeuten."
Anfänge im Straßenfußball
Früher spielte Gaelle Dule Asheri in den Straßen ihres Viertels in Jaunde meist gegen Jungs. Sie und ihre Mitspieler benutzten Steine als Pfosten und notierten den Spielstand mit Kreide auf einer Hauswand. Inzwischen ist die 17-Jährige eines der ersten Mädchen, die in der im Januar gegründeten RFA mit professionellen Fußballlehrern trainieren.
Professionelle Trainingsmethoden
Früher beim Training mit den Jungs durfte sie nicht alle Übungen mitmachen. Sie sei für zerbrechlicher gehalten worden als ihre männlichen Mitspieler, sagt Asheri. "Hierher zu kommen war wie eine andere Welt. Ich musste Bauchübungen machen und hart trainieren. Manchmal geht das soweit, dass sich Tränen in den Schweiß mischen."
Vorurteile in Familie und Gesellschaft
Die RFA wurde auch gegründet, um Frauenfußball in einer Gesellschaft zu etablieren, in der Fußball nach wie vor als unfeminin gilt. Auch Gaelle, hier mit ihrem Vater zu sehen, hatte mit Vorurteilen von Familienmitgliedern zu kämpfen. Aber sie ließ sich nicht vom Kicken abbringen und spielte weiter mit ihren männlichen Cousins und Nachbarn. Jetzt verfolgt sie ihren Traum weiter an der RFA.
Nach der Schule zum Training
In der Schule lernt Gaelle gerade fürs Abitur. Aber ihr Traum ist es, professionell Fußball zu spielen. Samstags und mittwochs nach der Schule trainiert sie dafür in der RFA. Dann tauscht sie ihre Schuluniform gegen das grüne RFA-Trikot. Ihr Vorbild ist die kamerunische Nationalspielerin Gaelle Deborah Enganamouit.
Kamerunische Nationalspielerin unterstützt das Projekt
Enganamouit trägt nicht nur seit 2012 das Trikot der kamerunischen Nationalmannschaft, sondern hat auch die RFA in ihrer Heimatstadt Jaunde mitgegründet. Ihre eigene Erfahrung als junge Spielerin habe ihr gezeigt, dass es für junge Spielerinnen wichtig sei, ihren eigenen Raum fürs Training zu haben, sagt die 26-Jährige, die 2015 zu Afrikas Fußballerin des Jahres gewählt wurde.
Große Vorbilder für die junge Generation
Nicht nur Gaelle hat Enganamouit zum Vorbild. "Ich habe sie im Fernsehen spielen sehen. Ich habe keins ihrer Spiele verpasst", schwärmt Gaelles Teamkollegin Ida: "Sie spielt so gut, ich will so sein wie sie". Kameruns Nationalspielerinnen stehen auf Platz 46 der FIFA-Weltrangliste. Aber vielleicht können die RFA-Spielerinnen bald die Dominanz der westlichen Teams im Frauenfußball aufbrechen.