Myanmar - Chronologie eines unerwarteten Wandels
Der bis vor einem Jahr noch unvorstellbare Wandel in Myanmar hat im November 2010 seinen Anfang genommen. Seitdem öffnet sich das Land mehr und mehr.
Aung San Suu Kyi darf kandidieren
Seit dem 06.02.2012 ist Aung San Suu Kyi als Vertreterin der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) offiziell für die Nachwahlen zum Parlament am 01. April zugelassen. Im Januar erklärte sie, dass sie antreten werde. Vor den Türen der Wahlkommission erwartete sie eine jubelnde Menge.
Anfang des Wandels
Der 12. November 2010 markiert den Beginn der Öffnung: Die Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi wurde aus dem jahrzehntelangen Hausarrest entlassen. Unermüdlich setzte sich die Friedensnobelpreisträgerin für die Demokratisierung ihrer Heimat ein, doch die Erfolge waren in den vorhergehenden Jahren allenfalls minimal.
Wahl des neuen Präsidenten
Anfang Februar 2011 wählte das myanmarische Parlament Thein Sein zum neuen Präsidenten. Der ehemalige Militär, unter dessen Oberbefehl Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden, leitete Reformen ein, die alle Beobachter bis heute überraschen.
Politische Annäherung
Mitte August trafen Aung San Suu Kyi und Thein Sein erstmals zusammen. Nur wenige Monate zuvor wäre ein solches Treffen unvorstellbar gewesen. Myanmars Regierung erhofft sich durch das Ansehen Suu Kyis internationale Aufwertung. Die Oppositionspolitikerin ihrerseits will den entstehenden innenpolitischen Spielraum nutzen.
Stopp des Staudamms
Im September stoppte die Regierung ein umstrittenes Staudammprojekt am Irrawaddy. Zum ersten Mal respektierten die Herren aus der Hauptstadt Naypyidaw damit den Widerstand der Bevölkerung - auch auf die Gefahr hin, den traditionellen Verbündeten China, den größten Investor und Nutznießer des Projekts, zu verprellen.
US-Außenministerin Clinton in Myanmar
Am 1. Dezember 2011 besuchte die US-amerikanische Außenministerin Hillary Clinton Birma. Sie honorierte damit den Reformprozess des Landes. Sie stellte zugleich unmissverständlich klar, dass die bisherigen Fortschritte nur ein Anfang sein könnten.
Freilassung der politischen Gefangenen
Ebenfalls Anfang Januar erhalten 300 politische Gefangene die Freiheit, darunter einige prominente Dissidenten. Bereits im Oktober profitierten 200 Gefangene, unter ihnen der berühmte Kabarettist Zarganar, von einer Amnestie. Dennoch sind weiterhin viele politische Gefangene in Haft.
Waffenstillstand mit den Karen
Anfang 2012 erfüllte die Regierung weitere Forderungen des Westens. Obwohl das Verhältnis zu den ethnischen Minderheiten nach wie vor äußerst gespannt ist, schloss die Regierung ein Waffenstillstandsabkommen mit den Karen, einer Minderheit, die im östlichen Grenzgebiet zu Thailand lebt.
Ein Zeichen der Hoffnung
Die vergangenen Monate haben erste Freiräume eröffnet. Die Oppositionskräfte hoffen, dass sie in Zukunft an der Gestaltung des Landes mitwirken können. Erst nach den Wahlen wird sich zeigen, ob Myanmar wirklich auf dem Weg zu mehr Demokratie ist.