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Musik aus dem Internet

Vanessa Langguth24. März 2004

Musik aus dem deutschsprachigen Internet herunterzuladen ist mühsam; der Kunde braucht Geduld, um sich im Wirrwarr der Musikbörsen zurecht zu finden. Eine echte Alternative ist der russische Anbieter Allofmp3.

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Kommerzielle Musikdienste im InternetBild: dpa

Was für die Musikindustrie in den USA bereits ein lukratives Geschäft ist, steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen: der zahlende Kunde für Musik aus dem Internet. Deutsche Musikbörsen tun sich schwer damit, sich auf dem Markt zu behaupten. Das wurde auf der CeBIT 2004 deutlich. Dort ging mit reichlicher Verspätung die deutsche Branchenplattform Phonoline an den Start. Der deutsche Markt wird bisher noch von zwei Anbietern dominiert. Der britische Anbieter OD2 (On Demand Distribution) arbeitet mit Karstadt, Tiscali, Mediamarkt und MTV zusammen. Ein weiterer größerer Anbieter ist Musicload, eine Kooperation von Bild.T-Online, WOM (World of Music) und RTL. Derzeit muss der Kunde dort pro Titel etwa einen Euro zahlen. Wesentlich billiger ist die russische Plattform Allofmp3. Für etwa 15 Euro bekommt man dort 1000 Songs.

Günstig - aber auch legal?

Die Computerzeitschrift c't verglich 17 Portale (Ausgabe 6/2004), die Musik zum kostenpflichtigen Herunterladen anbieten. Dabei schnitten die deutschen Plattformen in Preis-Leistungsverhältnis und Bedienerfreundlichkeit eher mäßig ab. Dass Musikportale dennoch Qualität zu einem guten Preis und einen übersichtlichen Aufbau der Internetseiten anbieten können, beweist der russische Musikdienst Allofmp3. Nach eigenen Angaben hat Allofmp3 derzeit knapp 240.000 Titel aus den verschiedensten Sparten sowie etwa 1000 Videos im Angebot. Im Gegensatz zu den deutschen Musikportalen ist es bei Allofmp3 möglich, zwischen drei verschiedenen Online-Kodierungen zu wählen, mit denen man Songs herunterladen kann. Diese haben aber auch unterschiedliche Tarife – wer höhere Qualität wünscht, muss auch tiefer in die Tasche greifen.

Allofmp3

hat jedoch ein Problem, weil es vermutlich gegen das deutsche Urheberrecht verstößt. Es besteht zwar ein Abkommen zwischen Allofmp3 mit der russischen Plattenindustrie, allerdings ist es fraglich, ob das Herunterladen von Musikstücken auch außerhalb der Grenzen Russlands legal ist.

Europäischer Markt zu unübersichtlich

Dass sich in Deutschland und Europa bisher noch nicht mehr Internet-Musikplattformen etabliert haben, liegt vor allem am komplizierten europäischen Urheber- und Lizenzrecht. In den USA verkauft Apple iTunes Musicstore monatlich über 3 Millionen Songs, Napster 2.0 etwa 1,5 Millionen. Doch für die amerikanischen Anbieter sind die unterschiedlichen europäischen Mehrwertsteuersätze abschreckend.

Das in den USA beliebte Zahlungsmittel Kreditkarte vereinfacht den Kauf übers Internet enorm. Beim britisch-deutschen Anbieter OD2 beispielsweise ist die Zahlung per Karte jedoch nur eine von dreizehn weiteren Möglichkeiten. Auch diese komplizierten Verfahren locken keine amerikanischen Unternehmer auf den europäischen Markt.

"Bis die europäischen Dienste eine mit den US-Vorbildern vergleichbare Vielfalt anbieten können, werden wohl noch eine Menge Vertragsabschlüsse fällig", so die c't. Es werde wohl noch einige Jahre dauern, bis der Kunde optimale Qualität erhält und sich die Anbieter in erster Linie um Benutzerfreudlichkeit und weniger um Nutzungseinschränkungen und Rechtemanagement kümmern.