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Mubaraks mögliche Gegenkandidaten

Fabian Pianka20. Juli 2005

Bei den Wahlen in Ägypten am 7. September muss Präsident Mubarak sich zum ersten Mal gegenüber mehreren Kandidaten behaupten. Wer sind seine möglichen Herausforderer und welche Chancen hätten sie?

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Ägyptens Präsident Mubarak gibt sich siegessicherBild: AP

Nachdem der 77-jährige Amtsinhaber Hosni Mubarak sein Land während der vergangenen 24 Jahre konkurrenzlos regiert hat, lautet vor den ersten freien Wahlen in Ägypten am 7. September die Frage: Gibt es einen Kandidaten, der Mubarak sein Amt ernsthaft streitig machen könnte? Nachdem der Wahltermin am Montag (18.7.) bekannt gegeben wurde, beginnt die Kandidatenregistrierung vermutlich erst Ende Juli.

Lichtgestalt der Reformbewegung

Einer von Mubaraks größten Opponenten wäre sicherlich Eiman Nur, ein Ex-Journalist, der in den vergangenen Monaten zu einer Art Lichtgestalt der ägyptischen Reformbewegung geworden ist. Der 41-jährige Nur, der ein "offenes, tolerantes und demokratisches Ägypten" als Zielsetzung seiner Partei nennt, könnte für einen Neuanfang stehen. Erst im Dezember bekam Nur die Genehmigung seine Partei Al-Ghad ("Morgen") zu gründen. Kurz darauf wurde er verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen mehr als 1400 Unterschriften gefälscht zu haben und sich so die Lizenz zur Gründung seiner Partei erschlichen zu haben.

Nachdem US-Außenministerin Condoleezza Rice Nur einen "Gefangenen der Freiheit" genannt hatte, wurde er im März gegen Kaution freigelassen. Seine Chancen Mubarak zu schlagen, sind dennoch gering. Selbst Freunde Nurs räumen ihm kaum Möglichkeiten ein, bei der Wahl zu gewinnen, da er "keine Basis in der Bevölkerung hat", so Nasser Amin, ein langjähriger Vertrauter Nurs. Viele Ägypter verübeln Nur außerdem, dass er Beziehungen zur USA pflegt. So traf er sich beispielsweise letztes Jahr mit der ehemaligen US-Außenministerin Madeleine Albright. Seitdem tauchen immer öfter Anti-Nur-Plakate auf, die ihn als "Ratte" beschimpfen oder darauf drängen, den "amerikanischen Agenten" Nur aus dem Land zu vertreiben.

Wie der Onkel so der Neffe

Frieden zwischen Israel und Ägypten
Der legendäre Friedensschluss zwischen Ägypten und Israel im Weißen HausBild: AP

Laut Agenturberichten hat auch der Neffe des früheren ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat, Talaat Sadat, seine Kandidatur bekannt gegeben. Falls er Präsident werden würde, kündigte er als erstes die Aufhebung des seit der Ermordung seines Onkels durch islamische Extremisten 1981 geltenden Ausnahmezustandes an. Aber ägyptische Beobachter räumen auch Sadat keine großen Chancen auf einen Wahlsieg ein. Schon deshalb, weil sein Onkel als erster arabischer Staatschef Frieden mit Israel geschlossen hatte.

Macht trotz Verbots

Zwar können bei der Wahl im September erstmals mehrere Kandidaten antreten, doch die seit 1954 verbotene Muslimbruderschaft kann weiterhin keinen eigenen Bewerber aufstellen. Stattdessen hat sie Anfang Juli die Gründung eines Oppositionsbündnisses gegen Amtsinhaber Mubarak angeregt. Die Muslimbruderschaft ist trotz des Verbots eine der einflussreichsten Organisationen des Landes. Sie unterstützt regelmäßig formal unabhängige Bewerber und kontrolliert auf diese Weise de facto die größte Oppositionsgruppe im Parlament.

Erst Vize, dann Präsident?

Mögliche Aussichten auf die Position des Vizepräsidenten unter Mubarak räumt man dem 69-jährigen Omar Sulaiman ein. Als bisheriger Sicherheitsbeauftragter hätte er als Vizepräsident auch die Unterstützung des Militärs und gute Aussichten, Mubarak später einmal abzulösen.

Wie der Vater, so der Sohn?

Beobachter spekulieren auch, dass Mubarak mit seinen Reformbewegungen seinem ältesten Sohn Gamal, der bereits eine wichtige Position in der Partei seines Vaters innehat, die Möglichkeit einräumen will, ihn eines Tages zu beerben. Durch das neue Gesetz könnte Gamal Mubarak gute Chancen haben bei der Wahl 2011 zu gewinnen und seinen Vater als Präsident abzulösen, schreibt die britische Zeitung "The Independent".