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Mpox-Impfstoffe: Kosten und globale Verfügbarkeit

Arthur Sullivan
21. August 2024

In Afrika breitet sich eine neue Variante von Mpox aus. Die Versorgung der betroffenen Länder mit genügend Impfstoff ist wegen hoher Kosten und Zulassungsfragen alles andere als gesichert.

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Leere Ampullen mit dem Impfstoff von Bavarian Nordic stehen in einer Schachtel auf einem Tisch.
Der Aktienkurs von Bavarian Nordic ist in die Höhe geschossen, da das Unternehmen derzeit den wirksamsten Mpox-Impfstoff herstelltBild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Mitte August hat die Weltgesundheitsbehörde (WHO) wegen einer neuen Variante des Mpox-Virus in Afrika ihre höchste Alarmstufe, eine "gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite", ausgerufen.

Der Großteil der Fälle wurde in der Demokratischen Republik Kongo nachgewiesen, doch die Krankheit hat sich mittlerweile auf eine Reihe von Ländern in Zentral- und Ostafrika ausgebreitet. In Schweden wurde vor kurzem ebenfalls eine Ansteckung mit der neuen, ansteckenderen Mpox-Variante nachgewiesen - der erste Fall außerhalb Afrikas.

Die neue Variante hat den Bedarf für Impfstoffe in der Demokratischen Republik Kongo und anderswo erhöht. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels verfügte das Land noch immer über keine einzige Dosis eines Mpox-Impfstoffs. Der Gesundheitsminister des Landes erklärte am Montag (19. August), dass Japan und die USA zugesagt hätten, bis Ende des Monats Impfstoffe zu spenden.

Die Situation wirft ein Schlaglicht auf die weitreichenden Ungleichheiten in der Welt, wenn es um die Verfügbarkeit von Impfstoffen und Krisen der öffentlichen Gesundheit geht. Außerdem wird erneut deutlich, dass Rentabilität oft der entscheidende Faktor dafür ist, ob Impfstoffe hergestellt und beschafft werden.

Der Gesundheitsminister Samuel Roger Kamba der DR Kongo spricht bei einer Pressekonferenz in ein Mikrofon.
Nach Angaben des Gesundheitsministers der DR Kongo, Samuel Kamba, haben Japan und die USA Impfstoff-Spenden zugesagtBild: John Kanyunyu /DW

Stuart Blume, emeritierter Professor für Wissenschaft und Technologie an der Universität Amsterdam, sagt, dass Unternehmen nur dann mit Impfstoffen Gewinn machen können, wenn das Virus in reichen Ländern zu einem "Problem" wird. "Niemand wird mit dem Verkauf von Impfstoffen nach Afrika reich werden", sagte er der DW.

Welche Unternehmen stellen Mpox-Impfstoffe her?

Derzeit gibt es nur einen Impfstoff gegen Mpox, der von führenden Behörden weltweit zugelassen ist.

Es handelt sich um den MVA-BN-Impfstoff des dänischen Biotech-Unternehmens Bavarian Nordic. Das Unternehmen vertreibt den Impfstoff unter den Markennamen Jynneos, Imvamune und Imvanex. Die USA haben zugesagt, in den kommenden Tagen 50.000 Dosen aus ihren Beständen in die DR Kongo zu schicken.

Der japanische Impfstoff LC16 von KM Biologics wurde während des letzten Mpox-Ausbruchs von 2022 bis 2023 in Japan zugelassen. Auch die WHO empfiehlt seinen Einsatz, aber er ist noch nicht weltweit zugelassen.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, hat Japan zugesagt, 3,5 Millionen Dosen seines LC16-Impfstoffs in die DR Kongo zu schicken. Berichten zufolge hat Japan darum gebeten, dass diese Dosen speziell für Kinder verwendet werden, die besonders anfällig für schwere durch das Virus verursachte Krankheitsverläufe sind.

Neue Mpox-Variante in Afrika: WHO ruft weltweite Notlage aus

Ein weiterer relevanter Impfstoff ist ACAM2000, der ursprünglich zur Bekämpfung der Pocken entwickelt wurde. Das US-amerikanische biopharmazeutische Unternehmen Emergent BioSolutions kaufte den Impfstoff 2017 vom französischen Unternehmen Sanofi.

Obwohl es sich um einen Pockenimpfstoff handelt, glauben Experten, dass die Ähnlichkeiten zwischen den Viren, die Mpocken und Pocken auslösen, so groß sind, dass die Impfung mit ACAM2000 zur Immunität gegen Mpocken führen würde.

"Derzeit empfiehlt die WHO die Verwendung der Impfstoffe MVA-BN oder LC16 oder des Impfstoffs ACAM2000, wenn die anderen nicht verfügbar sind", heißt es auf der Website der WHO.

Ein weiterer Pockenimpfstoff, der für eine mögliche Verwendung gegen Mpocken vorgesehen ist, ist der in Russland staatlich hergestellte Impfstoff OrthopoxVac, der wie der japanische Impfstoff LC16 im Jahr 2022 für die Verwendung gegen Mpocken zugelassen wurde - allerdings nur von Russland.

Ein dunkelhäutiger Junge kriegt von einem medizinischen Pfleger eine Spritze verabreicht.
Die DR Kongo ist bei weitem das am stärksten von Mpox-Fällen betroffene LandBild: Moses Sawasawa/AP/picture alliance

Kann Bavarian Nordic ausreichend liefern?

Anfang August erklärte der Vorstandsvorsitzende von Bavarian Nordic, Paul Chaplin, dass das Unternehmen über die Kapazitäten verfüge, um bis Ende des Jahres Millionen von Impfstoff-Dosen zu produzieren. Dafür müsse man aber so schnell wie möglich eine entsprechend größere Nachfrage registrieren. "Wir haben die Kapazität, aber wir müssen schnell mit den Bestellungen beginnen", sagte er der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times (FT). "Wir brauchen Bestellungen bis zum Ende dieses Monats, wenn wir 2 Millionen (Dosen) bis zum Ende des Jahres erreichen wollen."

Das Unternehmen hat vor kurzem eine Bestellung von mehr als 175.000 Dosen von der Europäischen Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) erhalten und befindet sich nach eigenen Angaben in Gesprächen mit anderen Regierungen über mögliche Bestellungen, die nach Afrika geliefert werden sollen.

Bavarian Nordic kann nach eigenen Angaben bei ausreichender Nachfrage bis Ende 2025 zehn Millionen Dosen produzieren, und erklärte, dass es eng mit den afrikanischen Zentren für Seuchenkontrolle (Africa CDC) zusammenarbeitet, "um den gerechten Zugang zu unserem Mpox-Impfstoff zu gewährleisten".

Bild einer Injektionsspritze oder -nadel, die vor blauem Hintergrund mit mRNA-Impfstoff aus einer Flasche gefüllt wird.
Der Mpox-Impfstoff von Bavarian Nordic verfügt über eine Zulassung der wichtigsten Gesundheitsbehörden weltweit Bild: diy_13/Plyushkin/Pond5 Images/IMAGO

Stuart Blume appelliert unterdessen an die Regierungen reicher Länder, für die Impfstoff-Bestellungen vieler afrikanischer Staaten aufzukommen. "Afrikanische Länder haben nicht die Mittel für den Kauf und es ist alles andere als klar, ob die entwickelte Welt das Geld aufbringen wird", sagte er gegenüber der DW.

Aber auch in Afrika ist die behördliche Zulassung ein Problem. Die Demokratische Republik Kongo erhielt während des Ausbruchs 2022/23 keine Impfstoffe, da keine Zulassungen vorlagen, inzwischen hat das Land aber, ebenso wie Nigeria, den Impfstoff von Bavarian Nordic für den Notfalleinsatz zugelassen.

Andere Länder, die derzeit von Ausbrüchen in Afrika betroffen sind, haben dagegen noch keinen Impfstoff zugelassen.

Welche Rolle spielt Rentabilität bei der Produktionsmenge von Impfstoffen?

In der Woche, in der die Mpox-Krise zum gesundheitspolitischen Notfall erklärt wurde, ist der Aktienkurs von Bavarian Nordic um rund 40 Prozent gestiegen - ein Zeichen dafür, wie sehr Impfstoffe die Finanzmärkte bewegen können.

Laut Blume ist der Gewinn heute ein entscheidender Faktor für die Produktion von Impfstoffen in einer Krise der öffentlichen Gesundheit. "In den 1960er und 1970er Jahren dominierten die Belange der öffentlichen Gesundheit den Bereich der Impfstoffe. Mit dem Neoliberalismus in den 1980er Jahren wurde es zu einer Frage der Rentabilität und der Rendite für die Aktionäre."

Er argumentiert, dass auch geopolitischer Einfluss zu einem Faktor bei der Herstellung von Impfstoffen geworden ist, und führt das Beispiel der chinesischen und russischen Bemühungen während der COVID-19-Pandemie an.

"Ihre Produktion war nicht unbedingt auf Profit ausgerichtet. Es ging auch darum, Kundenbeziehungen zu anderen Ländern aufzubauen", sagt er und fügt hinzu, es sei schwer zu sagen, welche Rolle die Diplomatie dieses Mal spielen wird.

Bei Mpox befürchtet er, dass die Bereitstellung von Impfstoffen in Afrika weiterhin schleppend verlaufen wird. "Es ist ein bisschen wie bei Ebola", sagt er mit Bezug auf das tödliche Ebola-Virus, das in den letzten Jahrzehnten in Afrika Tausende von Toten gefordert hat. "Ebola war jahrelang bekannt, aber erst als der Globale Norden davon betroffen war, hat sich jemand für die Entwicklung eines Impfstoffs interessiert."

 

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.