Mons: Kulturhauptstadt im Wandel
Das belgische Mons hat sich einen Platz auf der kulturellen Landkarte erobert. Wer dort einen Halt einlegt, kann zeitgenössische Kunst und neue Museen entdecken. Eine Stadt im Wandel voller wandelnder Städter.
Eierlegende Künstler
Die chinesische Installationskünstlerin Lin Tianmiao lässt ihr Selbstporträt Eier ins Gras legen. Als Kind fürchtete sie, sich in eine Kreatur zu verwandeln, die kein Säugetier ist. Das Trauma überwindet sie mit diesem Werk und kritisiert gleichzeitig die Ein-Kind-Politik der Regierungspartei Chinas KP.
Tropfende Landschaft
Bekannte chinesische Künstler zeigen in der Ausstellung "La Chine Ardente", feuriges China, was sie in Mons zum Thema urbane Veränderung, Gegensatz zwischen Stadt und Land zu sagen haben. Chen Wengling nennt seine riesige Skulptur "chinesische Landschaft Nummer eins", natürlich gekrönt von einem Pandabären.
Märtyrer im alten Schlachthof
Der Tote, den die beiden Chinesen wegschleppen, könnte Jesus sein. Der Märtyrer trägt aber die Züge eines verstorbenen Mäzens und Kurators. Li Zhanyang zeigt den "Tod des Märtyrers" im alten Schlachthof von Mons. Die China-Ausstellung ist einer der Höhepunkte des Kultur-Hauptstadtjahres.
Globale Stadt
Der Kurator der Ausstellung "Atopolis", Dirk Snauwaert, hat internationale Künstler gebeten, in Mons ihre Visionen der idealen Stadt zu zeigen. Hinter ihm hängt der "Glo-Balloon" von Meschac Gaba. Er besteht aus verfremdeten Flaggen, denn Mons ist Sitz des militärischen Hauptquartiers der NATO.
Mitmachen beim Wandel
In der einen ganzen Raum ausfüllenden Installation von Thomas Hirschhorn können die Besucher an der "umgekehrten Globalisierung" mitarbeiten. Mit Styropor wird modelliert. Mit Texten des Globalisierungskritikers Edouard Glissant wird gedacht. Die begehbare Installation wurde extra für die Kulturhauptstadt entwickelt.
Ankommen und weggehen
Mons war ein Zentrum der industriellen Revolution, hat dann nach heftiger Blüte einen Strukturwandel durchlebt, ähnlich wie das Ruhrgebiet. Jetzt sind hier auch junge Internetunternehmen zuhause. Viele Arbeiter kamen und gingen. Daran knüpft die Installation "Arrividerci-Willkommen" von Vlassis Caniaris an: Konkret, realistisch.
Biennale trifft Mons
In Venedig wurde El Anatsui in diesem Jahr für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Für die Kulturhauptstadt Mons schuf der in Nigeria lebende Bildhauer und Maler einen maßgeschneiderten Wandbehang aus wiederverwendetem Metall.
Aus Kronkorken wird Kunst
Hier im Detail zu sehen. El Anatsui schafft aus geglätteten Kronkorken, Draht und Metallobjekten ein feines Gewebe, das eine Mischung aus Malerei und Bildhauerei darstellt. Auf dieses Werk, das Konsum und Verschwendung hinterfragt, ist Kurator Dirk Snauwaert besonders stolz.
Migration und Grenzen
Mit diesen Bildern hat der belgische Künstler Francis Alÿs seine multimediale Installation "Don't cross the bridge before you get to the river" illustriert, erklärt Kurator Snauwaert. Das Überwinden von Grenzen mit kreativen Mitteln ist das Thema.
Aktionskunst an der Straße von Gibraltar
Ohne Brücke über das Meer. 2008 zeigt Francis Alÿs, wie er das meint. Von Marokko aus gehen in diesem Video, das in Mons gezeigt wird, junge Menschen mit Booten aus Schuhen gebastelt Richtung Spanien. Migration: damals wie heute hochaktuell.
Musik aus Möbeln
Ein besonderes Musikzimmer in Mons: Auf Stühlen, Beistelltisch und Lampenschirm kann musiziert werden. Die Berliner Künstlerin Nevin Aladag erinnert mit den verwandelten Gegenständen an Musikzimmer, wie sie in Bürgernhäusern in Mons im 17. Jahrhundert üblich waren.
Zeitgenossen und Tradition
Mit dieser goldverzierten Kutsche wird jedes Jahr der Schrein der Stadtpatronin, St. Waltraud, durch Mons gefahren. Ein riesiges Volksfest, das "Doudou", bildet den Rahmen für die Prozession. "Doudou" gehört zum Kulturerbe der UNESCO und hat 2015 ein eigenes interaktives Museum bekommen. Neben zeitgenössischer Kunst ist in Mons auch Tradition wichtig.