Mode statt Müll: Ghanas Designer im Kampf gegen Fast-Fashion
Hunderte Tonnen Secondhand-Kleidung landen täglich in Ghana, einem der größten Importeure gebrauchter Textilien in Afrika. Doch junge Designer und Designerinnen setzen sich kreativ gegen das Fast-Fashion-Problem ein.
Riesiger Kleidermarkt in Accra
Täglich kommen auf dem Kantamanto-Markt, einer der größten Secondhand-Textilmärkte weltweit, tonnenweise gebrauchte Klamotten an. Mit schnellen Handgriffen schneiden Händler die riesigen verschnürten Pakete auf und sortieren die Kleiderhaufen nach Qualität. Die bis zu 100 kg schweren, eng gepackten Plastikballen werden vor Ort unter den Verkäufern verteilt.
Wie die Nadel im Heuhaufen
Auf dem weitläufigen Markt in Ghanas Hauptstadt drängen sich die Käufer bereits am frühen Morgen durch die Stapel von Kleidungsstücken. Erwartungsvoll suchen sie nach Schnäppchen oder Designerstücken, die an den Marktständen angeboten werden. Dort findet sich eine Mischung aus gebrauchten und neuen, aber minderwertigen Kleidungsstücken, die aus dem Westen importiert wurden.
Fast-Fashion-Müllberge
Einige der importierten Kleidungsstücke kommen jedoch in so schlechtem Zustand an, dass die Händler sie entsorgen, um Platz für die nächsten Lieferungen zu schaffen. Weder Ghanas schnell wachsende Bevölkerung von 34 Millionen Menschen noch die überlastete Infrastruktur des Landes können die immense Menge an Kleidungsstücken bewältigen.
Junge Designer sagen den Kampf an
Doch junge, innovative Designer wecken die Hoffnung, das große Fast-Fashion-Problem zumindest ein wenig in den Griff zu bekommen. Auf dem Markt werden schon seit Langem alte Klamotten vor allem aus Europa geschneidert, gefärbt und gehandelt. Verschiedene Organisationen bringen junge Menschen und Modeschöpfer zusammen, um kreative Wege zu finden, weggeworfene Materialien sinnvoll zu nutzen.
Upcycling Träume werden wahr
In unmittelbarer Nähe zum Markt fand auch in diesem Oktober das Upcycling-Festival "Obroni Wawu" statt. Ein Ausdruck, der in der lokalen Akan-Sprache "die Kleidung des toten weißen Mannes" bedeutet. Die Organisatoren sehen die Veranstaltung als eine kleine Möglichkeit, einen zerstörerischen Kreislauf zu durchbrechen, der den westlichen Überkonsum zu einem Umweltproblem in Afrika gemacht hat.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
Die Designs sind extravagant und einzigartig. Es gibt viel Glamour und Glitzer. Models präsentieren auf dem Laufsteg besondere Outfits, die Designer aus ausrangierten Materialien des Kantamanto-Markts gefertigt haben. Die Kollektion reicht von geblümten Blusen und Denim-Jeans bis hin zu Ledertaschen, Mützen und Socken, und zeigt, wie aus Altem Neues entstehen kann.
Nachhaltigkeit steht an erster Stelle
"Anstatt zuzulassen, dass die Textilabfälle unsere Gossen, Strände und Mülldeponien verstopfen, habe ich mich entschlossen, daraus etwas zu machen, dass wir wieder verwenden können", erklärt einer der Designer auf dem jährlichen Festival, das von der "Or Foundation", einer gemeinnützigen Organisation, die an der Schnittstelle von Umweltgerechtigkeit und Modeentwicklung arbeitet, organisiert wird.
Freiwillige Helfer säubern die Strände
Die Flut an Altkleidern nach Afrika sorgt für Kritik, der Kontinent werde als Müllhalde genutzt. An Ghanas Stränden war ausrangierte Kleidung früher selten zu finden, doch mit den wachsenden Problemen in der Abfallwirtschaft hat sich dies in den letzten Jahren drastisch verändert. Regelmäßig treffen sich Freiwillige, um die Strände rund um Accra von angespülten Altkleidern und Müll zu säubern.
Wegwerfmode überwinden
Wie verschmutzt die Strände dort sind, verdeutlicht diese Luftaufnahme. Die zahlreichen kreativen Initiativen in Accra sind jedoch ein Zeichen der Hoffnung für eine bessere Zukunft. Zugleich könnten und sollten sie die westliche Gesellschaft dazu anregen, dem Fast-Fashion-Problem in vielen afrikanischen Ländern mehr Aufmerksamkeit zu schenken und somit ein nachhaltigeres Konsumverhalten fördern.