1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Mit Millionenbeträgen gegen den Waldkollaps

1. August 2019

Forstminister forderten bei einem Treffen 800 Millionen Euro, um die Wälder in Deutschland erhalten, besser: heilen zu können. Dazu kommen Rufe nach einer intensiven Aufforstung - und sogar nach neuem Urwald.

https://p.dw.com/p/3NBL1
Fast schon ein alltägliches Bild: Abholzungen allerorten, weil es den Wäldern zu trocken geworden ist  (Foto: Getty Images/AFP/I. Fassbender)
Fast schon ein alltägliches Bild: Abholzungen allerorten, weil es den Wäldern zu trocken geworden ist Bild: Getty Images/AFP/I. Fassbender

Angesichts des Klimawandels fordern Forstminister aus mehreren Bundesländern einen deutschlandweiten Masterplan für den Wald. In einer im sächsischen Moritzburg bei Dresden verabschiedeten Erklärung beziffern sie dafür notwendige Gelder vom Bund auf 800 Millionen Euro. Wie das sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium mitteilte, sollten die Mittel den Ländern in den nächsten vier Jahren für akute, aber auch langfristige Maßnahmen zum Erhalt des Waldes zur Verfügung gestellt werden.

"Moritzburger Erklärung"

"Die vorhandenen personellen, logistischen und finanziellen Mittel reichen gegenwärtig nicht aus, um frisch befallene Bäume zeitnah einzuschlagen und für einen Abtransport des Holzes zu sorgen", heißt es in der "Moritzburger Erklärung". Insbesondere private, aber auch öffentliche Waldbesitzer seien vielfach mit den notwendigen Arbeiten bei der Schadenssanierung und der Bekämpfung der Schadinsekten überfordert. Die Aufteilung der Bundesmittel soll jeweils jährlich nach dem Umfang der Schäden in den Ländern erfolgen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer nahm ebenfalls an den Beratungen in Moritzburg teil. Der CDU-Politiker kündigte an, dass sein Bundesland bis 2030 rund 50 Millionen neue Bäume pflanzen werde.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (Foto: picture-alliance/dpa/R. Michael)
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer nutzt das Treffen in Moritzburg für einen Spaziergang in einem... Bild: picture-alliance/dpa/R. Michael

Die Erklärung wurde Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) übergeben, die an dem Ministertreffen in Moritzburg teilnahm. "Wir stehen vor einer immensen Aufgabe, die wir alle gemeinsam - Bund und Länder - angehen müssen", betonte Klöckner. Gebraucht werde schnelle, pragmatische Hilfe beim Abtransport von Schadholz und bei der Wiederaufforstung. Das Ziel sei nicht nur, die entstandenen Freiflächen wieder zu bewalden, sondern den Wald an den Klimawandel anzupassen.

Nationaler Waldgipfel

Klöckner plant nach eigenen Angaben im September einen nationalen Waldgipfel. Bereits im August sei wegen der Lage ein Treffen mit Verbänden angesetzt, teilte ihr Ministerium in Berlin mit. Laut Waldbesitzern, Forstexperten und Umweltschützern kommt es derzeit bundesweit zu massiven Waldschäden in einem bisher unbekannten Ausmaß. Die Rede ist von einem "Kollaps" ganzer Bestände. Grund ist Umweltstress vor dem Hintergrund der seit dem vergangenen Jahr anhaltenden extremen Trockenheit in Deutschland.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Wald (Foto: picture-alliance/dpa/R. Michael)
...nicht allzu ansehnlichen Waldstück. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner tat es dem CDU-Parteifreund nachBild: picture-alliance/dpa/R. Michael

Die Dürre setzt allen wichtigen Baumarten zu, was sie unter anderem auch anfällig für Schädlinge wie Borkenkäfer macht. Dazu kommen Waldbrände und Stürme. Ohnehin gelten zahlreiche Bäume in Deutschland seit langem durch Umweltbelastungen als geschädigt. Nach Angaben Klöckners starben seit dem vergangenen Jahr bereits 110.000 Hektar Wald ab. Das entspricht beinahe der Hälfte der Fläche des Saarlands (260.000 Hektar) und mehr als der Fläche des Landes Berlin (89.000 Hektar).

"Urwaldoffensive" und "Waldumbauprogramm"

Bundesumweltministerium, Grüne und Umweltschützer sprechen sich für einen Strategiewechsel hin zu naturnahen Misch- und naturbelassenen Urwäldern aus und forderten mehr Engagement beim Klimaschutz. So forderte etwa  Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt in der "Rheinischen Post" eine "Urwaldoffensive". Fünf Prozent der Waldfläche sollten vollständig der Natur überlassen werden, sagte sie. Von der Bundesregierung forderte sie die Einrichtung eines "Waldzukunftsfonds", um den nötigen Waldumbau in den kommenden zehn Jahren mit insgesamt einer Milliarde Euro zu finanzieren.

Die Umweltschutzorganisation BUND sprach sich für ein "Waldumbauprogramm" zur Schaffung naturnaher Laubmischwälder in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro sowie Hilfen für private Waldbesitzer von über 500 Millionen Euro aus. Die Organisation Greenpeace verwies auf den Klimawandel als Ursache für die aktuelle Entwicklung. Statt "Geldgeschenke an Waldgroßbesitzer zu verteilen", solle Klöckner in Sachen Kohleausstieg und Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor für Autos Druck im Bundeskabinett machen, erklärten die Aktivisten.

sti/kle (afp, dpa, epd)