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Mit Glück an der Airbus-Katastrophe vorbei

2. Dezember 2010

Das Untersuchungsergebnis der australischen Behörden ist schockierend eindeutig: Ein fehlerhaftes Rolls-Royce-Triebwerk ließ bislang viele Flüge von A380-Großraumjets fast zu Himmelfahrtskommandos werden.

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Das zerstörte Triebwerk des in Singaur notgelandeten Qantas-Airbus (Foto: AP)
Das zerstörte Triebwerk des Qantas-AirbusBild: AP

Seit ihrer Inbetriebnahme vor drei Jahren sind die Airbus-Großraumflieger A380 womöglich nur mit Glück einer Katastrophe entgangen. Dies geht aus dem am Donnerstag (02.12.2010) veröffentlichten Untersuchungsbericht der australischen Flugsicherheitsbehörde zur Notlandung eines A380 der Gesellschaft Qantas am 4. November in Singapur hervor. Danach könnte ein Baufehler an vielen der Flugzeuge zu "katastrophalen Triebwerkausfällen" führen. An dem Triebwerk des A380, das vom britischen Turbinenhersteller Rolls-Royce produziert wurde, habe nämlich ein falsch verbautes Teil die Wand einer Ölleitung abgenutzt. Dies habe zu einem Ermüdungsbruch geführt, heißt es in dem Bericht weiter. Öl sei ausgetreten, was den Brand und die Panne ausgelöst habe. Es handle sich um einen Konstruktionsfehler des Triebwerks. An Bord des Jets hatten sich 466 Menschen befunden.

Klageschrift von Qantas beim Bundesgericht in Sydney

Die Passagiere verlassen in Singapur den Pannen-Jet (Foto: AP)
Der Katastrophe entronnen - die Passagiere des Pannen-JetsBild: AP

Die australische Behörde wies Rolls Royce an, umgehend die nötigen Schritte einleiten, um die Sicherheit aller Flüge mit dem betroffenen Triebwerk vom Typ Trent 900 zu gewährleisten. Qantas kündigte an, seine Motoren nochmals zu prüfen. Derzeit hat die australische Airline zwei seiner insgesamt sechs A380 in Dienst. Der Rest ist seit dem Zwischenfall vor einem Monat weiter am Boden.

Damit aber nicht genug: Qantas leitete auch rechtliche Schritte gegen Rolls-Royce ein. Die Fluggesellschaft reichte eine Klageschrift gegen den Triebwerkshersteller beim Bundesgericht in Sydney ein - der erster Schritt, um Rolls-Royce verklagen zu können, falls eine Einigung zwischen beiden Unternehmen nicht zustande kommt.

Airline-Chef spricht von Millionen Dollar Schaden

Der A380 nach der Notlandung in Singapur (Foto: AP)
Der A380 nach der Notlandung am 4. November in SingapurBild: AP

Derzeit sind Qantas und Rolls Royce in Gesprächen über den finanziellen Schaden, den die Airline durch die Flugausfälle erlitten hat. Laut Qantas-Chef Alan Joyce haben die Triebwerksprobleme bei den A380-Maschinen sein Unternehmen bereits Millionen Dollar gekostet. Weltweit müssten etwa 40 Antriebe des betreffenden Typs ersetzt werden. Airbus hatte bereits Mitte November erklärt, von Rolls-Royce Schadenersatz zu fordern. Der finanzielle Schaden sei erheblich. Konkrete Zahlen nannte der europäische Flugzeughersteller bislang jedoch nicht.

Die doppelstöckige A380-Maschine ist das derzeit größte Passagierflugzeug der Welt. A380-Maschinen mit Trent-900-Triebwerken sind bei drei Fluggesellschaften im Einsatz: Neben Qantas bei der deutschen Lufthansa und bei Singapore Airlines. Bei der Lufthansa hat nur eine der vier A-380-Maschinen ein Rolls-Royce-Triebwerk vom Typ Trent-900. Trotzdem tauschte die Gesellschaft das entsprechende Teil wochenlang nicht aus und ließ den Airbus-Flieger in der Luft, weil die entsprechenden Ersatzteile von Rolls-Royce fehlten. In der Nacht zum Freitag nun soll laut Lufthansa der Triebwerkswechsel vonstatten gehen.

Autor: Stephan Stickelmann (afp,dapd,dpa)
Redaktion: Hajo Felten