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Politik

Zum "Knuffelen" ins Hotel

14. Februar 2021

Eine Nacht lang den eigenen vier Wänden entfliehen - gerade in Coronazeiten eine verlockende Vorstellung. Pünktlich zum Valentinstag sorgt die Aktion "Knuffelcontact" in Brüssel für Tapetenwechsel.

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Valentinstag
Bild: Lucia Schulten/DW

"Ich finde das eine richtig gute Idee. Sonst wären wir bestimmt nicht gekommen. Das wäre wahrscheinlich nicht möglich gewesen," freut sich die 23-jährige Daniela. Sie und ihr Freund Irshaad sind seit eineinhalb Jahren ein Paar. Sie wohnen in Brüssel, in der Nachbarschaft des Hotel Steigenberger Wiltcher‘s. Daniela und Irshaad sind eines der glücklichen Pärchen, das am Valentins-Wochenende eine Nacht dort ergattert hat.

Zu einem Freundschaftspreis konnte man für die Zeit zwischen dem 12. und 21. Februar ein Zimmer in dem 5-Sterne-Hotel buchen. Möglich machte das die Aktion "Knuffelcontact" (oder auf Französisch "contact rapproché"). Die Aktion komme sehr gut an, bereits die Hälfte der Tage seien ausgebucht, sagt Hotelmanager Michel Cottray.

Rückbesinnung auf den Valentinstag

Paare ins Hotel zu holen war die Idee des Brüsseler Hotelverbandes. Fast 40 Hotels in und um Brüssel beteiligen sich an der Aktion, bieten ihre Zimmer für ein Drittel des regulären Preises an. Der Hotelverbands-Vorsitzende Rodolphe van Weyenbergh sieht darin eine Möglichkeit, auf die schwierige Situation des Hotelgewerbes aufmerksam zu machen. "Anstatt auf der Straße zu demonstrieren, laden die Hotelbetreiber Gäste ein", erklärt van Weyenbergh.

Valentinstag | Aktion Knuffelkontakt | Rodolphe van Weyenbergh
Für Hotelverbandschef Rodolphe van Weyenbergh ist die Aktion eine besonders charmante Möglichkeit, auf die Situation der Hoteliers in der Corona-Krise aufmerksam zu machenBild: Adriaan de Loore/DW

Michel Cottray sagt, man habe sich dieses Jahr auf die Tradition des Valentinstages rückbesonnen. Während dieser in den letzten Jahren für die Hoteliers keine besondere Bedeutung gehabt habe, sei der Tag dieses Jahr "sehr groß". Cottray glaubt, dass dies zu einem Großteil an den Corona-Einschränkungen liege, und dass Menschen jede gute, gemeinsame Zeit genießen wollten.

Mit dem "Knuffelkontakt" ins Hotel

Dennoch ist nicht etwa der Valentinstag der Namensgeber für die Aktion der Brüsseler Hoteliers. Sondern die belgischen Corona-Regeln - genauer: eine ganz besondere Regel davon. In Belgien darf man ohne Gesichtsmaske nur einer Person außerhalb seines Haushalts näherkommen: dem sogenannten Knuffelkontakt.

Ob man verliebt sei oder nicht, man komme eben mit seinem Knuffelkontakt, wie in den Vorschriften definiert, erklärt Rodolphe Van Weyenbergh. Dieser Kontakt kann auch der beste Freund oder ein Familienangehöriger sein.

Alternative für die Schulferien

Die Belgier dürfen momentan zum Urlaubmachen nicht ins Ausland fahren. Doch am Montag beginnen die Schulferien. Dafür wollten die Hoteliers eine Lösung anbieten.

"Wir machen [die Aktion] natürlich für die Belgier, die nicht aus dem Land dürfen und für die Brüsseler, die vielleicht die letzten 20 Jahre an unserem Hotel vorbeigelaufen sind, aber schon immer mal hier übernachten wollten," sagt Hotelmanager Cottray.

Valentinstag | Aktion Knuffelkontakt | Michel Cottray
Hotelmanager Michel Cottray (re.) bei den Vorbereitungen für die Hotelübernachtungen zum ValentinstagBild: Adriaan de Loore/DW

Die paar Tage der besseren Auslastung würden den Hotelsektor insgesamt zwar nicht retten, gibt Rodolphe van Weyenbergh zu bedenken. Aber er hofft, dass die Aktion dafür sorge, dass die Belgier ihre Hotels zum "Knuffelen" finden und nicht vergessen.

Hotelier Cottray jedenfalls freut sich auf ein volles Haus: "Das ist natürlich auch für das Personal des Hotels eine immense Freude, wieder einmal einen Kunden zu sehen. Das ist sehr motivierend für die Leute, die seit Wochen oder Monaten in Kurzarbeit zu Hause sind."

Auch Daniela und Irshaad sind froh, wieder einmal aus dem eigenen Haus zu kommen. Dass die Aktion dabei ausgerechnet auf den Valentinstag fällt, sei ein "glücklicher Zufall", den die beiden sicher mit besonders engem "Knuffelen" feiern werden.

DW Mitarbeiterin Lucia Schulten
Lucia Schulten Korrespondentin in Brüssel