Rheinland-Pfalz
Von der Bergkuppe aus hat man einen fantastisch weiten Blick: Nördlich in Richtung Rhein und den Hunsrück und nach Westen in die rheinhessische Ebene in Richtung der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Hier in Rheinland-Pfalz werden aufgrund des milden Klimas zwei Drittel des deutschen Weines angebaut.
Auf dem Berg von Langenlonsheim, einem Ort, in dem die Menschen seit Jahrhunderten Wein anbauen, hat das Weingut "Im Zwölberich" seinen Sitz. 21 Hektar Wein pflegen Hartmut Heintz und seine Familie.
300 Jahre Weinbau-Tradition
Was 1711 als gemischter Landwirtschaftsbetrieb mit Getreideanbau, Viehzucht und Wein nur zur Selbstversorgung begann, hat sich heute zu einem zukunftsorientierten Weingut entwickelt. Wie an einer Kette aufgereiht schmiegen sich die Rebstöcke an den Hang - insgesamt gut ein Dutzend Rebsorten. Die Rebzeilen stehen drei Meter weit auseinander, doppelt so weit wie bei den Winzern nebenan. So bekommen die Pflanzen mehr Licht und Luft, und so kann die Ausbreitung von Schimmelpilzen besser verhindert werden, erzählt Hartmut Heintz.
Anbau auf biologisch-dynamische Weise
Denn den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln lehnt der Bio-Winzer ab. Er produziert seinen Wein so natürlich wie möglich. "Unser Ziel war es immer, dass die landwirtschaftlichen Flächen ihre Ertragskraft auf natürliche Weise verbessern. Es gibt andere Möglichkeiten, die Lebendigkeit des Bodens zu steigern und den authentischen Geschmack des Weins hervorzubringen." Daher setzt Heintz bei der Pflege der Reben auf biologisch-dynamischen Anbau, auf ein selbst zubereitetes Gemisch aus Kräutern und Mineralien - und auf genaue Beobachtung.
Den Weinberg angezündet
Schon sein Vater hatte mit dem ökologischen Weinbau begonnen und galt zunächst als Exot im Dorf mit seinen Jahrhunderte alten landwirtschaftlichen Traditionen: "Wenn da einer etwas anders macht, führt das zu Unverständnis und Anfeindungen. So hat man meinem Vater Reben abgeschnitten und einmal einen Teil des Weinberges angezündet."
Heute gäbe es keine Probleme mehr, so Heintz. Ganz im Gegenteil: Mit der verstärkten Nachfrage nach Bioprodukten habe sich sein Geschäft gut entwickelt. Heintz beliefert mittlerweile weltweit 8000 private Kunden, in vielen Bioläden in Deutschland sind seine Weine zu finden. Eine ganze Reihe von ihnen wurde prämiert.
Strukturwandel in der Landwirtschaft
Gedanken macht er sich dagegen über die Zukunft. Denn die Landwirtschaft und damit auch der Weinbau befinden sich in einem Strukturwandel: "In Rheinhessen wurden bereits viele kleine Betriebe zu größeren Einheiten zusammengeschlossen." In vielen Winzerfamilien sei die Nachfolge offen, denn viele junge Leute zieht es in die Stadt und in andere Berufe.
Hartmut Heintz hofft zwar, dass sein 22-jähriger Sohn oder seine 20-jährige Tochter ins Unternehmen einsteigen. Aber er denkt auch über andere Formen nach, wie das Unternehmen weitergeführt werden kann: "So könnte zum Beispiel ein Winzer jemandem aus der Stadt ermöglichen, in den Betrieb einzusteigen."